Sonntag, 25.09.2016
Gestern war es wieder soweit, der 13. Sabbat fand als
Bezirkssabbat hier in der Gemeinde Natitingou statt.
Geschwister aus insgesamt 10 Gruppen kamen mit Buschtaxis, auf
Motorrädern oder zu Fuß nach Natitingou. Einige reisten schon
am Freitagnachmittag an, andere am Sabbatmorgen. Da damit zu
rechnen war, dass die Gemeinde sehr voll sein würde, beschloss
ich, für die Kinder diesmal einen besonderen Gottesdienst
anzubieten. Damit war mehr Platz für die Erwachsenen in der
Kapelle und es war auch etwas ruhiger, denn über 60 Kinder
bringen naturgemäß eine gewisse Geräuschkulisse mit sich. Und
so versammelten wir uns nach der Bibelschule alle im Hof zur
Kinderpredigt. Nach dem Gottesdienst wurden dann alle
verpflegt. Es ist bei solchen Gelegenheiten nicht üblich, dass
jeder sein eigenes Essen mitbringt, wie wir das aus
Deutschland kennen. Vielmehr wird von der gastgebenden
Gemeinde erwartet, das Essen für alle vorzubereiten, was
natürlich ein ganz schöner Kraftakt ist. Nach dem Essen blieb
man dann im Hof unter den Bäumen und jede Gemeinde hatte die
Gelegenheit, zu einem abwechslungsreichen Programm
beizutragen. Es gab Text- und Liedbeiträge, traditionelle
Tänze und unsere Kinder führten einen Sketch vor. Gegen 16h
machten sich dann die ersten auf die Heimreise, denn manche
hatten noch eine gute Stunde Fahrt vor sich. Den ganzen Tag
über gab es immer mal wieder dunkle Wolken, doch Gott hielt
den Regen zurück bis zum Abend. Es war ein langer, aber
schöner Tag mit einem gelungenen Programm und wir danken Gott
für seinen Segen.
Dienstag, 18.10.2016
Seit einigen Tagen hat sich die Mitgliederzahl unseres
Haushaltes verdoppelt. Toussaints Mutter und ein junges
Mädchen mit Namen Hélène leben jetzt bei uns. Toussaints
Mutter ist weit über achtzig (ihr genaues Alter kennt sie
nicht), sieht nur noch auf einem Auge und kann bestimmte
tägliche Aufgaben nicht mehr erledigen, wie z.B. kochen,
Wäsche waschen oder Wasser holen. Sie lebte in letzter Zeit im
Haus der Familie eines älteren Bruders von Toussaint, war dort
aber nicht wirklich gut versorgt. Bereits vor Monaten hatte
Toussaint ihr vorgeschlagen, zu uns zu kommen, aber einen
alten Baum verpflanzt man ja bekanntlich nicht. Doch nach
einigen Vorkommnissen entschied sie sich dann doch für den
Umzug. In dieser Kultur ist es nicht üblich, dass eine alte
Person alleine schläft, und so begannen wir mit der Suche nach
einem jungen Mädchen, das das Zimmer mit Mama teilen könnte
und auch einige Aufgaben für sie mitübernehmen könnte. Wir
legten das Problem Gott vor. Wir diskutierten verschiedene
Optionen und verwarfen sie wieder. Und wir suchten weiter.
Dann erwähnte eine Freundin, deren Mann Evangelist ist und
eine Gruppe ca. 20 km südlich von hier leitet, dass sie sich
Sorgen um ein junges Mädchen in dieser Gruppe machte. Zusammen
mit ihrem Bruder lebte sie in einem kleinen Internat, wo sie
durch zwei adventistische Mädchen in die Gemeinde gekommen
war. Seit Beginn dieses Schuljahres gibt es in diesem Internat
aber keine Betreuung mehr und die jungen Mädchen und Jungs
lebten völlig ohne Aufsicht zusammen. Sie suchte nach
Möglichkeiten, Hélène dort rauszuholen und woanders
unterzubringen, hatte aber noch keine Lösung gefunden. Wir
kannten Hélène zwar, hatten aber überhaupt nicht an sie
gedacht, doch sie erfüllte all unsere Konditionen. Und so
suchte Toussaint ihren Vater auf, der hier in Natitingou lebt,
die Kinder aber nicht bei sich will, da die Mutter eine starke
Trinkerin ist. Er war sofort damit einverstanden, dass Hélène
zu uns kommt, unter der Bedingung, dass wir streng mit ihr
sind und sie sich ganz auf die Schule konzentriert. Keine
Jungs, kein anderen Flausen. Wir haben sie nun in der freien
evangelischen Schule hier in der Nähe eingeschrieben, wo wir
den Direktor gut kennen und somit auch die Probleme wegen des
Sabbats leichter regeln können. Sie geht in die 10. Klasse und
wird am Ende des Schuljahres die Mittlere Reifeprüfung
ablegen. Bisher haben sich sowohl Hélène als auch Mama gut
eingelebt. Wir sind sicher, dass Gott die Dinge eingefädelt
hat und wir beten, dass wir als "Familie" harmonisch
zusammenleben können.
Mittwoch, 16.11.2016
Drei in geringem Abstand aufeinanderfolgende
Malariaerkrankungen haben mich zeitweise lahmgelegt und
logischerweise alle meine Aktivitäten beeinträchtigt. Es ist
unglaublich, wie viele Malariafälle es in der zurückliegenden
Regenzeit gab, keine Woche, in der nicht eines "unserer"
Kinder krank war. Das Tückische an Malaria ist, dass sich die
Krankheit von Tag zu Tag verschlimmert. Wenn sie gleich nach
dem Ausbruch richtig behandelt wird, verläuft sie in 95% der
Fälle völlig komplikationslos. Gefährlich wird es, wenn man
die Sache hinzieht, und das ist hier leider oft der Fall. Um
die Kosten für eine Malariabehandlung (ca. 5 Euro für den
Arzt und den Labortest, nochmal 5 Euro für die Medikamente)
zu sparen, werden tagelang, manchmal wochenlang die Symptome
mit Paracetamol abgetötet. Bis es eben nicht mehr geht und der
Patient so schwer krank ist, dass er ins Krankenhaus
eingeliefert werden muss und drei Tage lang Infusionen
bekommt. Kostenpunkt für diese Behandlung: ca. 100 Euro. Da
drängt sich die Frage auf, wo hier die Ersparnis liegt. Und
für manches Kind kommt in solch einem Fall die Behandlung zu
spät und es stirbt. Deshalb versuchen wir, da wo wir Einfluss
haben, die Leute dazu zu bewegen, sofort zu reagieren. Das ist
aber nicht immer leicht, weil die meisten nicht ins
Krankenhaus wollen. Doch in den zurückliegenden Wochen hatten
wir einen Trumpf: Harrals hatten mir eine Packung mit
Malariaschnelltests hinterlassen. Der ermöglichte es uns, die
Diagnose zuhause zu stellen. Einfach das Kind in den Finger
piksen, je nach Alter des Kindes mit einem Keks trösten, ein
paar Minuten auf das Ergebnis warten, jemanden in die Apotheke
schicken um das gängige Malariamittel zu kaufen, und bereits
2-3 Tage später ist das Kind wieder fit. Damit ersparten wir
uns oder der Familie jeweils die Kosten für die Sprechstunde
und den Labortest im Krankenhaus, und vor allem stundenlanges
Warten. Nun ist die Packung leer und die Regenzeit ist vorbei.
Wir werden zwar versuchen, eine neue Schachtel mit Tests zu
besorgen, hoffen aber sehr, dass wir sie jetzt in der
Trockenzeit nur noch selten brauchen werden! Ich für meinen
Teil würde mich sehr freuen, wenn ich jetzt mal über einen
längeren Zeitraum gesund bleiben würde...
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