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Sonntag, 28.09.12:
Mein Webmaster hat mich darauf hingewiesen, dass dies der 100ste Eintrag ist. Aus diesem Anlass möchte ich mich bei all denen, die diesem Wochenbericht immer noch die Stange halten, ganz herzlich bedanken. Vielleicht sollte ich einen Preis vergeben an all diejenigen, die alle 100 Beiträge gelesen haben...
Als ich mir vor fast 4 Jahren überlegte, ob ich diesen Wochenbericht einrichten soll, wurde ich von einem Missionarskollegen (der selbst einen Blog unterhält) gewarnt: "Das ist ein Hund, den du füttern musst." Stimmt, und manchmal ist das auch gar nicht so einfach, wenn nur Alltag passiert. Was soll ich bloß erzählen? Nicht jede Woche bietet soviel Stoff wie die vergangene! Und dann ist es wieder ein hervorragendes Mittel, möglichst viele Menschen an unserer Arbeit und unserem Leben teilhaben zu lassen. Und ganz nebenbei habe ich über diese Internetseite und den Bericht wieder Kontakt zu Menschen gefunden, die ich seit dem Studium, seit dem Abi oder sogar schon vorher aus den Augen verloren hatte. Sie haben „einfach so“ mal meinen Namen gegoogelt, sind auf die Seite gestoßen und haben sich über den Kontakt-Link bei mir gemeldet.
Nun also aus Anlass des 100sten Berichtes ein paar Fotos von diesem Sommer / dieser Regenzeit, die sich dem Ende entgegenneigt.

 

 

 

 
Freitag, 28.09.12:
Wir saßen heute Morgen beim Frühstück, als ich durch die offene Tür zwei junge Männer sah, die irgendwie seltsam um unsere Hecke schlichen. Toussaint ging nach draußen, um nachzusehen und es stellte sich heraus, dass sie eine Schlange gesehen hatten. Damit begann die Hetzjagd. Toussaint, die beiden jungen Männer und unsere Nachbarin bewaffneten sich mit Stöcken und umzingelten die Schlange. Glücklicherweise flüchtete sie nicht in Richtung Straße und das dahinterliegende Gestrüpp, sondern auf unseren Hof. Nach viel Geschrei und Gerenne (ich hatte alle Hände voll zu tun, die Hunde im Haus zu halten!) konnte Toussaint sie neben dem Brunnen erschlagen. Ich kenn mich mit Schlangen nicht aus, aber so eine große hatten wir hier noch nie gesehen. Es handelte sich um die Art, die Gift ausspuckt, was zu Erblindung führen kann, wenn das Gift in die Augen dringt. Sie war jedenfalls 1,54m lang und unsere Nachbarin ist davon überzeugt, dass es ein verwandelter Hexer war, der kam, um sie zu töten. Die älteren Jungs des Kinderheimes, die auf dem Feld waren als es passierte, waren hoch erfreut über den Fang und rissen sich die Schlange sofort unter den Nagel, um sie zuzubereiten. Nach einer ausführlichen Diskussion, ob sie im Feuer gegrillt oder im Wasser gekocht werden sollte wurde sie in ca. 10 cm lange Stücke geschnitten und mit Zwiebeln, Salz und Moringa gekocht. Als stille Beobachterin lernte ich: Eine Schlange muss in eine gerade Anzahl von Stücken geschnitten werden (14 waren es) und Kinder, die noch die Milchzähne haben, dürfen das Fleisch nicht essen, sonst kommen die zweiten Zähne in doppelter Anzahl und man wird unglaublich hässlich. Na denn.
Wir sind Gott dankbar, dass die Schlange gesichtet und getötet werden konnte, bevor sie Schaden anrichten konnte. Und wir danken Gott, dass wir uns nicht vor irgendwelchen Hexern in Schlangenform fürchten müssen sondern uns in Ihm geborgen wissen.

 

 

 

 
Montag, 24.09.12:
Wieder liegt ein Mammutwochenende hinter uns. Am Sabbat wurde unser Pastor, der nach Porto Novo versetzt ist, von uns verabschiedet. Zu diesem Anlass kamen wieder viele Geschwister aus den umliegenden Gruppen nach Natitingou. Üblicherweise wird an solchen Tagen nach dem Gottesdienst ein Mittagessen angeboten, damit alle dableiben können und das Nachmittagsprogramm bald beginnen kann. Das Essen wird normalerweise am Vorabend bei Mama Odile zubereitet, wozu mehrere Schwestern aus der Gemeinde zusammenkommen. Mama Odile war aber die ganze Woche mit ihrem Bruder im Krankenhaus und konnte somit nicht Gastgeberin der Küchentruppe sein. Wir überlegten hin und her, doch außer ihr hat niemand einen großen Hof, große Töpfe und große Feuerstellen. Nach einiger Überlegung beschlossen wir, die Küche zu uns zu verlegen. Wir haben genug Platz, um große Feuerstellen herzurichten und die Töpfe konnten wir vom Kinderheim leihen. Allerdings war es logistisch ein Kraftakt, weil wir etwas außerhalb der Stadt wohnen und Toussaint somit unzählige Male fahren musste, um die Einkäufe und Utensilien hierherzuschaffen und dann am Sabbatmorgen das Essen, die Frauen und Kinder in die Gemeinde zu schaffen. Wieder einmal leistete uns die Hütte glänzende Dienste. Dort wurde das Gemüse geschnippelt, die Kinder schlafen gelegt, die Frauen machten abwechselnd ein Nickerchen. Damit das Essen bis zum Mittag nicht verdirbt, wird erst in der Nacht gekocht, so dass die meisten Frauen durchgemacht haben. Ich gönnte mir den Luxus, von 1 Uhr bis 5 Uhr zu schlafen, weil ich wusste, dass ich sonst das Wochenende nicht durchhalten würde. Man ist schließlich keine 20 mehr, wo man sich ohne Folgen die Nächte um die Ohren schlagen kann!
Der Sabbat war wie erwartet lang. Im Rahmen des Vormittaggottesdienstes wurde der Pastor feierlich verabschiedet. Nachmittags hielt er ein Seminar und anschließend hatten wir Abendmahl. Und nach Sabbatschluss hatten wir noch eine Ausschusssitzung. Dann kam ein wolkenbruchartiger Regenguss, der uns noch etwas länger in der Gemeinde festhielt, so dass ich erst gegen 22h zuhause ankam. Wie froh waren wir, dass es am Abend zuvor nicht geregnet hatte!
Gestern hatten wir dann unsere Leiterschulung. Damit die Brüder nicht am Sabbatabend in ihre Dörfer fahren und Montagmorgen (unser üblicher Schulungstag) wieder herfahren mussten, hatten wir den Unterricht um einen Tag vorgelegt. Außer mir waren eigentlich auch alle fit und es war ein produktiver Tag. Aber ich bin jetzt erstmal platt!