Neueste | ... | 102 | 101 | 100 | ... | 1
.nö
 
Mittwoch, 10.10.12:
Der Super-GAU ist eingetreten (Größter Anzunehmender Unfall - steht hier umgangssprachlich auch für eine Katastrophe).
Mein Laptop hat nach 6 Jahren treuem Dienst den Geist aufgegeben. Für meine tägliche Arbeit ist das eine einzige Katastrophe. Kontakt zum Büro und zur Heimatbasis, Vor- und Nachbereitung der Leiterschulung, Studium diverser Dokumente, Berichte und Abrechungen, Recherchen im Internet, Dokumentierung von neugewonnenen Informationen - alles, aber auch alles läuft am PC. Nun habe ich noch einen uralten Rechner, den Vorgänger dessen, der sich jetzt verabschiedet hat. Der funktioniert noch. Er hat unglaubliche 5,6 GB Speicherkapazität auf seiner Festplatte. Mit anderen Worte: Ein USB-Stick für 9,99 hat mehr Platz. Dann hat er Windows 98 drauf und das hat schon wahren Museumscharakter, denn kein einziges meiner Zusatzgeräte wird von diesem System erkannt. Weder die externe Festplatte (auf der ich glücklicherweise regelmäßig eine Datensicherung gemacht habe), noch der Drucker, noch mein Internetstick. Das einzige was ich installieren konnte war der Treiber für meine Digi-Kamera und das ist auch schon wieder bedenklich, weil es nämlich bedeutet, dass die auch schon hilflos veraltet ist. Doch damit nicht genug der Handicaps. Der Akku hat ziemlich genau 30 Sekunden Saft. Wenn der Strom kurz weggeht (was ja doch mehrfach täglich vorkommt) habe ich gerade genug Zeit um mein Dokument zu speichern und auf Standby zu gehen. Im Standby hält der Saft evtl. bis der Strom wiederkommt. Außerdem überhitzt sich der Laptop dermaßen schnell, dass ich ständig den Ventilator darauf gerichtet habe. Mir ist kalt, damit dem Rechner nicht zu warm wird.
Ich hab für die nächsten paar Wochen also nicht viel mehr als eine bessere Schreibmaschine, die zwar tippen und speichern, aber keinen Ausdruck produzieren kann. Um eMails zu verschicken und Dokumente auszudrucken muss ich zu Harrals. Auf deren Rechner kann dann auch meine Festplatte öffnen und Dateien die ich brauche, auf einen normalen Stick ziehen. Ich werd’s überleben, aber effektiv arbeiten ist im Moment nicht drin. Zum Glück haben wir für die nächsten 2 Wochen ein Schulungsprogramm, bei dem ich den Rechner nicht unbedingt brauche. Als "Schülerin" im Unterricht bevorzuge ich nach wie vor die altmodische Variante von Papier und Kuli zum Mitschreiben.
 
Montag, 08.10.12:
In unserer beliebten Reihe "Nahrungsmittel aus fernen Ländern" möchten wir Euch heute VOANDZOU vorstellen, auch "Erderbse" genannt. Sie wächst wie die Erdnuss und die Pflanze sieht auch so ähnlich aus. Ungeschält sieht sie aus wie eine kleine Marzipankartoffel, ein besserer Vergleich fällt mir nicht ein. Frischgeerntet kann man die Erbsen in der Schale kochen. Man drückt dann nur ein bisschen auf die Schale und schon flutscht die Erbse raus. Sie schmeckt so ähnlich wie die Kichererbse. Man kann sie aber auch trocknen, wodurch sie lange haltbar wird. Die getrockneten Voandzou werden gemahlen, und aus dem Mehl werden Pfannkuchen oder kleine Krapfen gebacken (sehr lecker!). Die Kinder legen die getrockneten Voandzou auch gerne in die Glut. Nach ein paar Minuten wird die Asche mit den Händen abgerieben und die gerösteten Voandzou gegessen. Da der nächste Zahnarzt aber 230 km von hier entfernt ist, bevorzuge ich die anderen Varianten der Zubereitung. Was den Nährwert anbelangt muss ich Euch bitten, selbst im Internet zu recherchieren, da ich diesbezüglich derzeit etwas gehandicapt bin [siehe Beitrag vom 10.10.].

 

 

 

 
Dienstag, 02.10.12:
Pascal ist ein regelmäßiger Teilnehmer unserer Leiterschulung. Doch wie es dazu kam, war eine dieser von Gott eingefädelten Begegnungen. Pascal ist kein getaufter Adventist und ich kannte ihn vorher nicht. Sein Freund Bernard ist ein Glaubensbruder aus dem Dorf Takpanpuota. Eines Tages hatte Pascal einige Fragen zum biblischen Sabbat, die Bernard ihm nicht so richtig beantworten konnte. Das war an einem Sonntag und so sagte Bernard: „Morgen geh ich nach Natitingou zu einem Treffen. Da sind eine ganze Reihe von Leuten, die Dir das besser erklären können als ich. Warum kommst Du nicht einfach mit?“ Bei von Gott arrangierten Begegnungen ist der Mensch allerdings oft ein bisschen schwer von Begriff. Wir waren nicht so wirklich begeistert, als Bernard seinen Freund und sein Anliegen vorstellte und betrachteten es eher als Störung, nahmen uns aber doch ein paar Minuten Zeit, um seine Fragen zu beantworten. Wir hatten ja keine Ahnung was Gott vorhatte. Pascal kam am darauffolgenden Montag wieder, und die Woche darauf auch, und er ist seither ein fester Bestandteil der Gruppe. Er beteiligt sich rege an allen Diskussionen und gibt uns oft noch bessere Einblicke in das Denken animistischer Menschen. Er holt uns auf den Teppich zurück, wenn adventistiches Wunschdenken in unseren Köpfen die Realität überlagert. Und nicht nur das, an irgendeinem Montag erwähnte er, dass sein Vater ein traditioneller „Geschichtensinger“ war und auch er diese Kunst beherrscht. Genau das, was wir suchten! Bereits vor Wochen hatten wir überlegt, dass traditioneller Gesang eine gute Möglichkeit wäre, Menschen zu erreichen und Hyacinthe suchte fieberhaft nach jemandem, der diese aussterbende Kunst noch ausübt. Und nun brachte Gott ihn direkt in unsere Gruppe hinein! Wir freuen uns über dieses Wegzeichen Gottes das uns zeigt, dass wir in die richtige Richtung gehen.
Fortsetzung folgt!