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Montag 17.12. bis Sonntag 23.12.12:
Seit gestern sind Suzy und ich, sowie zwei weitere Schwestern (und ein Kleinkind) der Gemeinde Natitingou in Cotonou auf dem Universitätscampus. Hier findet vom 16.-23.12. der zweite Frauenkongress des Sahelverbandes statt, dem (wenn ich mich recht erinnere) 11 Länder angehören. Ca. 350 Frauen sind hier, um zusammen diese Woche zu erleben. Das Programm sieht ziemlich voll aus. Workshops, Referate, Andachten, Gebetszeiten, jeden Tag von 7h30 bis 20h, an manchen Abenden sogar bis 21h30. Dabei hab ich den Frühsport unterschlagen, der täglich von 5h30 – 6h30 im Programm steht, denn der wird ohne mich stattfinden. Das Motto des Kongresses ist "Frau – verkündige Gottes Gnade mit Liebe!".
Untergebracht sind wir in den Studentenwohnheimen. Die Zimmer sehen eigentlich aus wie alle einfachen Studentenzimmer überall auf der Welt. Zwei Betten, Schränke und Schreibtische. Auf dem Flur die Toiletten und Duschen. Allerdings sind 3 der 4 Waschräume verschlossen, so dass wir auf unserem Stock 2 Duschen und 2 W.C.s für 30 Frauen haben.

 

Als wir ankamen, war alles sauber, die Pfadfinder von Cotonou haben Zimmer und sanitäre Anlagen im Vorfeld geputzt. Aber heute sehen die sanitären Anlagen schon etwas anders aus und eine regelmäßige Reinigung scheint nicht vorgesehen zu sein. Und es sind nicht einmal Putzgeräte da, so dass man selbst Hand anlegen könnte. Überhaupt sieht der ganze, eigentlich sehr schön angelegte Campus ziemlich vermüllt aus. Kein Wunder, ich habe auch erst 2 Mülleimer ausfindig machen können (in und um das Wohnheim gar keine), und so wird halt alles in den Hof geschmissen. Das Thema Umweltverschmutzung ist sowieso ein leidiges Problem hier, es ist schwer, dafür ein Bewusstsein zu wecken. Unser Essen wird jeden Tag in Styroporbehältern geliefert, so dass wir bei jeder Mahlzeit einen riesigen Müllberg produzieren.
 

Ansonsten sind wir jetzt mal gespannt, was diese Woche so alles mit sich bringen wird.
 
Freitag:
Die Woche ist fast um und das ist auch gut so. Nicht, dass es mir nicht gefallen würde oder dass es nicht interessant wäre, aber es ist unglaublich anstrengend. Die wenigen, im Programm vorgesehenen längeren Pausen fallen regelmäßig weg, da wir im Programmablauf immer dem Zeitplan hinterher sind. Und so bleiben immer nur sehr kurze Pinkelpausen. Außerdem ist die Nachtruhe eher kurz, da der Innenhof des Wohnheimes architektonisch eine gute Chorprobenhalle abgeben würde wegen seiner guten Akustik. Alles was dort gesprochen oder gesungen wird, ist in allen Zimmern zu hören. Und da es unter den Frauen sowohl Nachteulen als auch Frühaufsteherinnen gibt, bleiben dazwischen nicht viele Stunden übrig, wo wirklich Ruhe herrscht.
 
Aber nun zum Programmablauf:
Am Montagnachmittag war die offizielle Eröffnungszeremonie im Kongresspalast der Stadt Cotonou. Dort warteten wir stundenlang und aufgeputzt auf die Schirmherrin des Kongresses, die Frau des Staatspräsidenten. Die kam dann schlussendlich nicht und schickte eine Repräsentantin. Die ganzen Lob- und Dankesreden von verschiedenen hohen Persönlichkeiten aus Kirche und Politik fand ich ziemlich eintönig, doch die Darbietung einiger Jugendlichen, die mit verschiedenen Kostümen und Tänzen die teilnehmenden Länder vorstellten, war sehr schön. Das Beste am ganzen Nachmittag war die Fahrt zum Palast mit dem Bus voller singender und tanzender Frauen. Wenn ich mich recht erinnere, fanden die besten Partys früher immer in der Küche statt, und hier eben im Bus.

 

Dienstag ging dann mit Volldampf das eigentliche Programm los. Themen der Referate waren unter anderem: Gaben des Heiligen Geistes, Christlicher Lebensstil, Frauen in der Evangelisation, Zeugnis am Arbeitsplatz, Evangelisation unter Moslems, Leben mit einem nichtadventistischen Ehemann, Gesundheit, usw. In den Workshops wurden alle Themen weiter vertieft und diskutiert. Was mir besonders gefällt ist, dass die meisten Hauptreferenten sich einfacher Sprache bedienen, und damit dem Bildungsstand vieler Frauen Rechnung tragen, ohne dass jedoch die Botschaft flach wäre. Generell wird sehr großen Wert darauf gelegt, den Frauen ein hohes Selbstwertgefühl zu vermitteln und ihnen die Wichtigkeit und Gleichwertigkeit ihrer Rolle nahezubringen. Bei dem Referat „Frauen und Globale Evangelisation“ wurde ich durch ein paar statistische Informationen beeindruckt: Zuerst einmal hat irgendjemand ausgerechnet, dass die Adventgemeinde, wenn sie im gleichen Tempo weitermissioniert wie bisher, in 235 Jahren alle Volksgruppen und Sprachgruppen erreicht haben wird. Noch ganz schön lange. Dann wurde betont, dass prozentual die meisten Adventisten in Afrika leben. Und dort wiederum sind die meisten Adventisten Frauen.  
Damit ist dann ganz schnell geschlussfolgert, welch wichtige Rolle die afrikanische Frau in der Mission hat.
Daneben werden von einem Augenarzt der adventistischen Augenklinik in Togo kostenlose Sehtests angeboten und in einem Workshop wurden Seifen, Puder und Cremes hergestellt.
Am Rande der Veranstaltung war es für mich interessant zu beobachten, wie sich die afrikanischen Schwestern nach und nach von manchen Zwängen (wie z.B. dem Tragen eines Kopftuches oder dem Verbot, Hosen zu tragen) befreien.
Gestern Abend war dann ein kultureller Abend, bei dem jedes Land mit Sketchen, Liedern und/oder Tänzen etwas zum Besten gab. Wir hatten viel Spaß und es ging richtig die Post ab. Sogar unser Baby war hellauf begeistert.
Heute ist nun endlich eine längere Pause, da man den Frauen die Gelegenheit geben wollte, auf dem großen Markt in Cotonou einkaufen zu gehen. Ich ziehe es vor, meinen Ohren ein paar Stunden Stille zu gönnen und ein bisschen am Notebook zu arbeiten.

   
Am Freitagabend wurde der Sabbat mit einem schönen geistlichen Konzert eingeleitet. Am Sabbatmorgen fand natürlich ein Gottesdienst statt und am Nachmittag war ein Marsch durch die Straßen Cotonous und Verteilung des Buches "Le grand espoir" angesagt, dazu trugen viele Frauen die eigens für den Kongress angefertigten Wickeltücher (viel zu pink!).
 

Am Abend wurden wir nach den eher langatmigen Dankesreden zum Abschluss noch mit einem kleinen Buffet verwöhnt, wodurch sich allerdings der Abend sehr lange hinzog und wir erst nach 23h auf unseren Zimmern waren. So hatten Suzy und ich heute zu tun, uns auf der Fahrt gegenseitig wachzuhalten, damit wir nicht im Graben landen. Vor der Abfahrt gab es heute Morgen noch eine gemeinsame Andacht und Verabschiedung.
 
Sonntag:
Wieder zuhause! Nach einer langen Fahrt sind wir mit Einbruch der Dunkelheit wieder in Natitingou eingetroffen. Wir sind Gott sehr dankbar für sein Behüten und auch für diese Woche, in der wir unsere afrikanischen Mitschwestern viel besser kennenlernen durften. Und nun ist erst einmal Schlaf nachholen angesagt!