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Montag, 08.04.13:
Dank Internet sind wir natürlich auch während unseres Deutschlandaufenthaltes fast ständig mit Natitingou in Verbindung. Von dort gibt es zu berichten, dass am 30.03., dem 13. Sabbat des ersten Quartals, das inzwischen schon fast traditionelle Bezirkstreffen stattfand, diesmal in Toucountouna. In diesem kleinen Ort befindet sich die „jüngste“ Gruppe und wahrscheinlich auch die kleinste unseres Unterbezirkes mit gerademal 4 getauften Gliedern. Dort trafen sich an diesem Sabbat ca. 75 Personen, um zusammen Gottesdienst zu feiern und auch eine Taufe zu erleben. Leider hat die kleine Kapelle kein Taufbecken, so dass die Taufe im Freien stattfand. Hier in Deutschland finden wir das wunderschön, in Afrika ist das allerdings eine ganz andere Sache. Vor allem gegen Ende der Regenzeit ist es schwierig, eine Stelle zu finden wo das Wasser noch tief genug und nicht völlig verunreinigt ist. Wenigstens haben wir keine Krokodile, mit diesem Problem ist unser Kollege im Nordosten des Landes konfrontiert.
Gerade in Orten, wo die Gemeinde noch sehr jung ist und vielleicht auch noch nicht so bekannt und etabliert, sind solche größeren Treffen wichtig, da sie der Bevölkerung signalisieren, dass es sich nicht um eine kleine komische Gruppe handelt, sondern sehr wohl um eine Kirche, die es überall gibt und deren Glieder zusammenhalten. Und so versprechen sich Kaky Boni und seine Familie, die das Neulandmissionsprojekt in Toucountouna leiten, einiges von diesem Sabbat.

 
 
Dienstag, 16.04.13:
Am vergangenen Wochenende fand in der Gemeinde Reutlingen ein Gemeindeseminar statt mit dem Titel "Kinder im Glauben begleiten". Und da man ja immer was dazulernen kann, haben wir uns schon im Vorfeld dieses Wochenende freigehalten, um an dem Seminar teilnehmen zu können. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es in mehrfacher Hinsicht interessant war. Erstens hatten wir, quasi als Nebeneffekt, über die gemeinsamen Mahlzeiten viele Möglichkeiten zu Gesprächen mit alten Freunden, und das war richtig schön.
Dann wurde mir meine ganz persönliche Theorie bestätigt, dass Kinder und Erwachsene gar nicht so unterschiedlich lernen. Ein Teil des Seminars beinhaltete nämlich verschiedene Methoden, wie man den Kindergottesdienst interessant gestalten kann. Und die darin erwähnten Prinzipien erinnerten mich ganz stark an das, was wir in unserer Schulung im Januar gelernt hatten, als es darum ging, wie man Erwachsene unterrichtet. Alt und Jung profitieren also gleichermaßen davon, wenn in einem Unterricht, einem Vortrag oder auch einer Predigt mehrere Sinne angesprochen werden und mit Musik, Anspiel, Gruppenaktivitäten, Fragen und Bildern gearbeitet wird. Da stellt sich die Frage, warum wir das dann so selten einsetzen.
Ein weiterer interessanter, oder vielmehr erschreckender Aspekt wurde im ersten Teil des Seminars angesprochen. Dort berichteten die Referentinnen über das sich über die Jahrhunderte hinweg verändernde Bild der Kindheit. Und das, was sie da aus dem 17. Jahrhundert berichteten, kam mir allzu bekannt vor. Kinder wurden damals als Eigentum betrachtet, Säuglinge die behindert zur Welt kamen wurden "entsorgt", wenn man zu viele Kinder hatte, wurde eines auch schon mal verkauft. Vergangenheit in Deutschland, nicht aber in Westafrika. Bis heute gibt es unter manchen Volksgruppen den Infantizid, also den Mord an Säuglingen, wenn sie z.B. in Steißlage geboren werden oder (was zum Glück sehr selten vorkommt) bereits mit Zähnen. Diese Kinder gelten als Hexen/Hexer und werden deshalb in manchen Ethnien sofort getötet. Dass Kinder als Eigentum betrachtet werden und deshalb mit vollem Recht nach Belieben geschlagen und misshandelt werden können, habe ich mehr als einmal erlebt, wenn ich mir erlaubte einzuschreiten, wenn ein Nachbar es mit der körperlichen Züchtigung für meinen Geschmack übertrieb.
Bleibt festzuhalten, dass wir hier in Deutschland trotz aller sicher noch bestehenden Missstände auch in diesem Bereich gesegnet sind.

 
Mittwoch, 24.04.13:
Nun sind wir seit genau einem Monat in Deutschland. Haben wir uns gut eingelebt? Schon, soweit wir uns eben einleben können und wollen. Von dem Jugendkongress haben wir ja ausführlich berichtet. Danach verbrachten wir ein sehr schönes Wochenende bei Verwandten und am vergangenen Wochenende begann unsere Vortragstour durchs Ländle. Auf dem Weg zu unserem ersten Ziel mussten wir über den Feldberg, wo uns der Winter nochmal kurzfristig ein bisschen ins Schleudern gebracht hat. Doch nun zeigt sich ja endlich der Frühling.
Die Wochenenden sind wie immer die Höhepunkte unserer Zeit hier, da sehen wir viele Freunde wieder, lernen tolle neue Leute kennen und können von unserer Arbeit berichten. Unter der Woche ist es weniger spannend und für Toussaint manchmal rundweg langweilig. Ihm fehlen sein Feld und seine Kinder, und einfach Menschen, mit denen er sich unterhalten kann. Wo sind sie, die französisch sprechenden Menschen dieses Landes?!?