Neueste | ... | 114 | 113 | 112 | ... | 1
.nö
 
Freitag, 24.05.13:
Es geht doch nichts über liebe Menschen denen alles daran gelegen ist, dass wir uns wohlfühlen und es uns gut geht. Ein guter Freund und Verwandter hat sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er Toussaints Langeweile beenden könnte und hat ihn zum Arbeiten eingeladen! Kein Scherz! Und was soll ich sagen, es war wahrscheinlich die schönste Woche seit langem für Toussaint. Endlich wieder am Ende des Tages wissen, wovon man so müde ist. Endlich wieder wissen, dass man was geschafft hat. Endlich mal nicht nur die Zeit totschlagen und hoffen, dass bald Wochenende ist und wir zu unserem nächsten Einsatz gehen können. Schleifen, streichen, schrauben, und alles mit so wunderbaren Maschinen, die die Arbeit fast von alleine machen! Wenn es nach meinem Mann ginge, wären unsere 4 Koffer voll mit Akkuschraubern, Band- und Winkelschleifern wenn wir zurückfliegen nach Benin.

 
 
Sonntag, 26.05.13:
SteWa – Sternwanderung, das adventistische Pfadfinderereignis des Jahres. Es findet immer in den Pfingstferien statt und Pfadfindergruppen aus ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus wandern aus allen Richtungen (daher der Name Sternwanderung) zum jeweiligen Veranstaltungsort. Dieses Jahr fand das viertägige Abschlusslager auf dem Schachen bei Münsingen-Buttenhausen statt und damit nicht allzu weit weg von uns. Ich selbst habe nie an einer SteWa teilgenommen, weil es die zu meiner Pfadfinderzeit noch nicht gab. Als wir dann von den Organisatoren eingeladen wurden, dort im Rahmen des Missionsberichtes eine Geschichte aus Benin zu erzählen war klar, dass wir uns zu unserer ersten SteWa aufmachen würden. Allerdings übersprangen wir die Wanderphase und fuhren erst gestern zum Gottesdienst. Nebenbei bemerkt war es in der Geschichte der SteWa auch das erste Abschlusslager mit Schneefall, aber das hat man halt davon, wenn man auf die Alb geht.
Warm eingepackt und ausgerüstet mit zwei Thermosflaschen mit heißem Getränk machten wir uns also auf in den Schlamm. Dort fanden wir die Kinderschar etwas übermüdet und nicht mehr ganz sauber, aber doch fröhlich vor. Im Rahmen des Gottesdienstes fand die Taufe von drei jungen Menschen statt. Dafür wurde töpfeweise kochendes Wasser angeschleppt, denn auch ein Pfadfinder möchte nicht gerne in Eiswürfeln getauft werden. Im Anschluss an die Taufe erzählten wir unsere Geschichte, woraufhin die Gottesdienstgaben für die Durchführung einer Kindelbibelwoche in unserem Projekt gesammelt wurden. Wir waren überwältigt, wie viel Geld da zusammen gekommen ist, davon werden wir ein tolles Programm organisieren können und es wird noch Geld für andere Projekte übrigbleiben. Danach kam eine sehr gute Predigt von einem der Vize-Direktoren der Abteilung Jugend auf Weltebene. Zum Mittagessen gesellten wir uns zur Reutlinger Gruppe in ihr Unterlager und am Nachmittag zeigte sich dann sogar ein bisschen die Sonne, so dass wir durchs Lager schlendern konnten in der Hoffnung, einige bekannte Gesichter zu sehen. Toussaint schloss sich schnell unserem früheren Studentenmissionar Raffael an und ward für eine Weile nicht mehr gesehen. Und ich freute mich riesig, einige alte Freunde aus Pfadi- und Jugendzeiten nach Jahren, manche sogar nach Jahrzehnten wiederzusehen. Heute sind sie mit ihren Kindern oder als Leiter einer Gruppe auf Pfadilagern. Es war schön zu sehen und zu hören, wie sie sich in ihren Gemeinden einbringen, denn viele unserer Altersgenossen und früheren Freunde haben inzwischen andere Wege gewählt. Für Toussaint war es jedenfalls spannend, solch ein Pfadilager mal hautnah zu erleben, denn in Benin sieht das natürlich ganz anders aus.

 
 
 
Samstag, 01.06.13:
Bereits im April führte unser Team in Benin auf Wunsch der Teilnehmer des Montagstreffens eine zweiwöchige Intensivschulung durch. Während der ersten Woche waren auch der Vorsteher und der Sekretär und Schatzmeister der Benin-Vereinigung anwesend, um einige Themen zu unterrichten. Sie hatten schon länger den Wunsch geäußert, einen Beitrag zu unserer Schulung zu leisten, und diesmal hat es zeitlich gepasst. Für die zweite Woche hatte Jason verschiedene theologische Themen geplant und Suzy hatte sich für einige Einheiten im Gesundheitsbereich vorbereitet. Doch dann kam alles ganz anders. In einer Diskussion wurde Jason bei einigen Bemerkungen hellhörig, fragte nach und entdeckte dann, dass praktisch alle unsere Freunde, die seit etlichen Jahren Adventisten sind, ein falsches Verständnis von der Trinität, der Dreieinigkeit Gottes hatten. Und wenn ich von falschem Verständnis rede, meine ich nicht irgendwelche Feinheiten, sondern einen ganz elementaren Punkt: sie wussten nicht, dass Gott in drei verschiedenen Personen (Vater, Sohn und Heiliger Geist) existiert. In ihrer Vorstellung zeigt sich Gott mal als Vater, mal als Sohn und mal als Heiliger Geist, so wie Wasser mal als Flüssigkeit, mal als Dampf und mal als Eis existiert, aber eben nicht gleichzeitig. Einige meinten, Gott sei im Alten Testament als Vater, im Neuen Testament als Sohn und heute als Heiliger Geist existent. Dass alle drei Personen der Gottheit von Ewigkeit zu Ewigkeit existieren, war ihnen neu. Diese Erkenntnis, dass sie jahrelang etwas Falsches geglaubt hatten, war erst einmal ein harter Brocken zu schlucken für alle Beteiligten. Doch dann versuchten sie gemeinsam zu analysieren, wie das passieren konnte. Dabei stellte sich heraus, dass sie die Lehre von der Trinität, wie sie ihnen von verschiedenen Pastoren und Evangelisten vermittelt wurde, einfach in ihr altes, animistisches Verständnis von einem hohen, geistlichen Wesen eingeordnet wurde. Im Animismus kann sich ein Geist mal in Form eines Tieres, mal in menschenähnlicher Form, mal in einem Gegenstand darstellen und auch mal ganz unsichtbar sein, je nach Situation. Hier haben wir also ein ganz deutliches Beispiel dafür was passieren kann, wenn Menschen das Evangelium hören und annehmen, sich aber ihr Weltbild nicht ändert. Alles was sie hören, packen sie in ihr altes Verständnis.
Den Rest der Woche verbrachten sie damit, das Thema Trinität zu studieren. Gleichzeitig war es eine lebendige Lektion, warum wir in der Schulung solch einen großen Wert auf das Thema "Veränderung des Weltbilds" legen.