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Mittwoch, 19.06.13:
Wir sind gestern Abend gut in Cotonou gelandet und waren in Rekordzeit von ca. 15 Minuten aus dem Flughafengebäude draußen. Die Linie, mit der wir diesmal flogen, fliegt nach Cotonou auch noch Abidjan an, so dass nur ein Teil der Passagiere in Cotonou aussteigt. Damit entfiel schon mal das fürchterliche Gedränge, das normalerweise in der Flughafenhalle herrscht. Und dann wollte der Flieger natürlich schnell weiter, so dass sie sich mit dem Ausladen der Koffer wirklich beeilten. An der Gepäckkontrolle beim Ausgang war nur einer, der uns durchwinkte, und schon waren wir draußen. Jason, der zurzeit im Süden zu tun hat, holte uns ab und brachte uns zum Gästehaus. Somit entfiel auch das lästige Verhandeln mit den Taxifahrern um einen einigermaßen akzeptablen Preis. Und da wir in Deutschland seit dem Wochenende endlich auch so was Ähnliches wie Sommer haben, entfiel der Temperaturschock und wir hatten eine gute Nacht. Heute Morgen hatte ich einen Termin auf der deutschen Botschaft, und den Rest des Tages verbrachten wir mit Jason und Hyacinth, unserem beninischen Mitarbeiter. Jason bringt uns dann morgen früh noch zum Bus, bevor er weiterfährt nach Togo, wo er hoffentlich wieder Pastor Monteiro im Gefängnis besuchen kann.
Ich war wirklich erstaunt, wie schnell ich mich wieder an die Geräusche, Farben, Gerüche, überhaupt an Afrika gewöhnt habe. Ich dachte, dass es schon ein paar Tage dauern würde, aber auf meiner Tour durch Cotonou war mir alles so vertraut, als ob ich nie weggewesen wäre. In Cotonou sind wir dann abends noch kurz in einen riesigen Supermarkt, der sich in Größe und Angebot eigentlich nicht von Marktkauf, Real oder Edeka unterscheidet, und auch das war nichts Ungewöhnliches für mich. Es ist tatsächlich möglich, in zwei Welten zu leben und von der einen in die andere zu wechseln, als würde man mal eben von RTL auf 3Sat umschalten.
Für Hyacinth war der Ausflug in den Supermarkt dann schon eher ein kleiner Kulturschock. Wir führten ihn durch die Reihen, erklärten ihm dies und jenes. Nein, in der Dose mit dem Hund drauf ist kein Hundefleisch, sondern Fleisch FÜR den Hund. Nein, der Preis am Regal mit den Stofftieren ist nicht für die ganze Kiste, sondern für EIN Tier. Und dieses Ding da nennt man Grill. Im Sommer sitzen manche Leute gerne abends auf der Terrasse, genießen das schöne Wetter und grillen. Diese Erklärung klingt irgendwie daneben in einem Land, in dem immer Sommer ist, in dem die meisten Leute abends immer draußen sitzen und in dem Essen täglich am Feuer zubereitet wird. Doch Hyacinth hat nicht nur Humor, er ist auch taktvoll genug um uns nicht spüren zu lassen, was für komische Menschen wir doch sind.
 
Freitag, 21.06.13:
Es ist schön, wieder zuhause zu sein. Und noch schöner ist es, wenn man in ein sauberes Haus kommt, die Hunde wohlgenährt vorfindet, die Felder bestellt sind, der Garten (fast) unkrautfrei ist. Jetzt heißt es erst einmal auspacken, aufräumen, das Wichtigste einkaufen und dazwischen immer wieder Leute empfangen, die kommen, um uns nach der langen Abwesenheit zu begrüßen.
 
Sonntag, 23.06.13:
Welcome back to Africa. Seit wir in Natitingou sind, funktioniert das Internet nicht. In der Hoffnung, dass die Verbindung doch irgendwann in absehbarer Zeit wieder zustande kommt, schreibe ich einfach mal weiter. Welcome back to Africa. Heute Morgen, als wir zwischen Wassereimern, Waschschüsseln mit Seifenlaufe und einem Berg Schmutzwäsche standen, meinte Toussaint: "In Deutschland gings uns echt gut." Nicht nur, dass man dort nicht von Hand waschen muss, weil das die Maschine macht. Sondern sogar darum mussten wir uns nicht kümmern, da das alles von meiner Mutter erledigt wurde. Diese schönen Zeiten sind nun leider vorbei.
Welcome back to Africa. Durch die letzten zwei Nächte begleitete uns lautes Trommeln aus dem Nachbarviertel. Was das soll? Der König war beim Friseur. Zugegeben, das klingt jetzt ziemlich lächerlich, ist aber der Grund für den Krach. Die Könige der Waama dürfen nämlich nicht einfach so ihre Haare schneiden, auffegen und fertig. Erstens ist der König heilig, und seine Haare dürfen nicht den Boden berühren. Zweitens dürfen sie dann auf gar keinen Fall in die falschen Hände kommen, da sie für Magie gegen ihn verwendet werden könnten. Wenn sein Kopf geschoren wird, ist er also umringt von Vertrauten, die die Haare mit ihren Händen auffangen. Später werden die Haare auf dem Altar dem Fetisch dargebracht. Das Ganze ist umrahmt von einer Zeremonie, bei der natürlich auch viel getrunken und eben zwei Tage lang gefeiert wird. Da das lange im Voraus organisiert werden muss, hatte schon so mancher König das Problem, dass er die Wolle jetzt echt gerne vom Kopf hätte, sein Hofstaat das mit dem Termin für die Zeremonie aber nicht auf die Reihe kriegt.