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Mittwoch, 29.03.09:
Gestern war Pfadfindersabbat in unserer Gemeinde. Alle Pfadfinder, vom 6jährigen Simeon bis zum 18jährigen Simel strahlten in ihren Uniformen. Zum Beginn der Predigtstunde marschierten sie in das Gotteshaus ein und zeigten einige ihrer Marschformationen. Dann stellten sie in einem Anspiel das Leben von Joseph dar, nachzulesen in 1. Mose 37-50. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der Gott treu blieb, obwohl scheinbar alles schief ging in seinem Leben und er beim besten Willen nicht verstehen konnte, weshalb Gott zuließ, dass ihm so viel Ungerechtigkeit widerfuhr. In seiner Treue zu Gott ist Joseph allen Jugendlichen (und natürlich auch Erwachsenen) ein großes Vorbild. Die Geschichte hat ein Happy End und zeigt, dass Gott immer die besten Pläne für das Leben hat.
Im Anschluss an das Anspiel wurden die wichtigsten Punkte noch einmal in einer Kurzpredigt von dem 12jährigen Donné zusammengefasst.
Unser Studentenmisisonar Eric hatte wochenlang diesen Sabbat mit den Pfadfindern vorbereitet und wir hatten nicht nur großen Spaß bei dem Anspiel, sondern bekamen auch viele Denkanstöße für unser persönliches Leben mit Gott.
Es ist schön zu sehen, wie diese Kinder und Jugendlichen im Glauben wachsen. Viele kommen aus animistischen Elternhäusern und haben zuhause keinen leichten Stand als Christen. Umso wichtiger ist es, dass wir ihnen „geistliche Eltern“ und gute Vorbilder sind.

 
 
 
Freitag, 24.03.09:
Unser Nachbar plant eine große Party aus Anlass der Gesellenprüfung seiner Schwägerin. Gesellenprüfungen und Lehrabschlüsse werden hier immer groß gefeiert. Das Ereignis wird „Liberation“ genannt, also Befreiung, und diese Bezeichnung trifft die Sache ziemlich auf den Punkt. Eine Lehre gleicht in vielen Fällen eher einem Sklavendienst als einer Ausbildung. Die Lehrlinge bekommen keinen Lohn, sondern müssen Lehrgeld bezahlen. Die Lehre dauert mindestens 3 Jahre, in denen sie den Beruf erlernen, aber eben auch allerlei andere Arbeit für den Chef oder die Chefin erledigen müssen, im Falle von Lehrlingsmädchen oft auch die Hausarbeit der Chefin. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Lehrlinge vom Chef oder von der Chefin verprügelt und ausgenutzt werden. Nach der Liberation, die noch einmal eine Stange Geld kostet, muss der Lehrling noch 3 Monate unentgeltlicher Arbeit ableisten, um den Chef für die viele Pein zu entschädigen, die dieser wegen seiner Ausbildung erdulden musste. Das nennt sich dann „Merci Patron“.
Aber ich komme vom Thema ab, denn eigentlich wollte ich von unserem Nachbarn Mare erzählen. Mare bereitet also eine Party vor. Unverzichtbarer Bestandteil einer solchen Fete ist laute Musik. Mare hat aber keinen Stromanschluss. Wir sind das nächststehende Haus mit Strom, und so hatten wir schon den leisen Verdacht, dass er uns fragen würde, ob er sich für das Fest nicht an unsere Stromleitung anschließen könnte. Vor einigen Tagen hielten Toussaint und Mare ein morgendliches Schwätzchen unterm Zitronenbaum, als Mare das Thema in die Richtung Liberation lenkte und auf sein Stromproblem zu sprechen kam. Nun muss man aber wissen, dass es äußert unhöflich ist, jemanden, den man gerade zufällig getroffen hat, auf der Stelle um einen derartigen Gefallen zu bitten. Ein solches Anliegen erfordert einen Besuch bei der entsprechenden Person. Und so ging Toussaint auch gar nicht auf die Bitte ein und sagte zu Mare, wenn er etwas wolle, solle er zu uns nachhause kommen. Am nächsten Morgen kam er dann auch tatsächlich. Er klopfte und wir baten ihn herein. Doch anstatt hereinzukommen, fing er an, durch die offene Tür mit uns zu reden. Uns war schon aufgefallen, dass Mare nie in unser Haus kommt, obwohl seine Frau und seine Kinder ständig bei uns sind und wir zu der ganzen Familie ein gutes Verhältnis haben. Wir forderten ihn noch einmal auf, doch einzutreten, aber Mare blieb draußen. Schließlich ging Toussaint hinaus und fragte ihn, weshalb er nicht reinkommen wolle. Seine Antwort: „ Euer Fetisch ist stärker als meiner, und wenn ich euer Haus betrete kann ich heute Nacht nicht schlafen“. Erst musste ich lachen. Mare ist ein eingefleischter Animist, er hat mehrere Fetische in seinem Haus, vernachlässigt nie seine Tieropfer und befragt regelmäßig die Geister der Vorfahren. Und er hat Angst vor unserem „Fetisch“? Toussaint fragte ihn daraufhin, ob es in diesem Fall nicht besser wäre, gleich die Seiten zu wechseln. Doch Mare meinte, dass könne er nicht, da er der geistliche Führer seiner Familie sei und alle Zeremonien von ihm geleitet werden müssen. Er war nicht bereit, das Thema näher auszudiskutieren und wollte vielmehr sein Stromproblem geregelt haben. Doch seither lässt mir seine Antwort keine Ruhe. Obwohl wir bisher nie den Versuch gemacht haben, mit Mare ausführlich über Gott zu reden (weshalb er auch den Unterschied zwischen Gott und Fetisch nicht kennt), weiß er, dass die Macht, die unser Leben bestimmt stärker ist als die Macht, der er folgt. Woher weiß er das?
Das Ganze erinnert mich an die Geschichten aus dem Leben Jesu, wo Dämonen Seine Macht anerkennen und sogar Seine Gottessohnschaft bezeugen mussten.
Seit diesem Tag beten wir regelmäßig für Mare und bitten Gott, dass er sich ihm weiter offenbaren möge und auch uns helfen möge, ihm gute „Wegweiser“ zu sein.

Fetisch [der; portugiesisch], ursprünglich Bezeichnung der portugiesischen Seefahrer für einen kultischen Gegenstand (besonders Figuren oder Masken), dem die westafrikanischen Stammesvölker eine geheimnisvolle Macht zuschrieben; später allgemein für einen Gegenstand, von dem man glaubt, dass er aufgrund seiner Beschaffenheit oder Herkunft beseelt sei und magische Kräfte aktivieren könne, z. B. für bestimmte Schutzzwecke (Abwehr von Krankheitsdämonen oder anderen Gefahren), aber auch für Schadenszauber.
 
Animismus [lateinisch], der Glaube, dass alle Dinge und Naturerscheinungen eine Seele besitzen, die nach dem Tod des Körpers diesen verlässt und woanders weiterlebt
 
(Bertelsmann Lexikon)