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Sonntag, 19.04.09:
Sehr anstrengende, aber auch sehr gesegnete Wochen liegen hinter uns. Wie ich in meinem Rundbrief bereits angekündigt hatte, haben wir für unsere Jugendlichen eine Art Initiationszeremonie durchgeführt. Hintergrund ist die Tatsache, dass wir ihnen empfehlen, nicht an den traditionellen Zeremonien ihrer jeweiligen Rasse teilzunehmen, da diese immer mit Satansverehrung verknüpft sind. Trotzdem sollen sie, wie ihre Altersgenossen auch, eine Art "Einweisung ins Leben eines Erwachsenen" bekommen, aber eben mit christlich-biblischen Schwerpunkten. Dies insbesondere auch im Hinblick auf die Tatsache, dass sie fast alle aus einem nicht christlichen Elternhaus kommen und von der Familie manchmal enormen Druck bekommen, an den traditionellen Zeremonien teilzunehmen.
Nach intensiver Vorbereitung, vor allem durch unseren Studentenmissionar Eric, begann am vorletzten Sonntag die Woche, die nach 1.Tim.4,12 unter dem Motto "Sei den Gläubigen ein Vorbild" stand. Vier Tage lang wurden die Jugendlichen von morgens bis abends von verschiedenen Personen in den verschiedensten Themen unterrichtet. "Christliche Haushalterschaft", "Umgang mit Medien", "Partnerwahl, Ehe und Familie", "Die Rolle der Frau/des Mannes in Bibel und Gemeinde", "Auseinandersetzung mit Satan", "Bürgerrechte und -pflichten", "Mein persönliches geistliches Leben" standen unter anderem auf dem Programm. Darüber hinaus gab es jeden Tag Zeit für das individuelle und gemeinsame Gebet. An diese Unterrichtseinheit schloss sich am Donnerstag und Freitag ein zweitägiges Camp an, während dem in verschiedensten Spielen die Teamarbeit geübt und gefördert wurde. Der Höhepunkt des Camps war eine 8-stündige Wanderung mit vielen (geplanten) Hindernissen, die die Gruppe gemeinsam überwinden musste. Leider, leider konnte ich nicht mitwandern, da sich während dieser Zeit ja jemand ums Essen kümmern musste, denn Teil dieser Survivalwanderung war, dass es erst danach etwas zu Essen gab.
Am Sabbatnachmittag schlossen wir zusammen mit den Geschwistern der Gemeinde die Woche mit einer kleinen Einsegnungsfeier ab. Die Jugendlichen legten ein Gelübde ab, erhielten jede(r) ein Zeugnis und bekamen auch jeweils einen Paten zur Seite gestellt, der sich mit ihm/ihr in Zukunft regelmäßig unterhalten, Ratschläge erteilen und beten wird. Wir beendeten den Nachmittag mit einem gemeinsamen Essen.
Alle teilnehmenden Jugendlichen, 5 junge Männer und 2 Mädchen, zeigten sich höchst interessiert und beteiligten sich eifrig und so hat es uns allen trotz der vielen Arbeit Spaß gemacht. Wir planen, dieses Ereignis alle 2-3 Jahre zu wiederholen, um jeweils einer neuen Generation biblische Ratschläge auf diesem Schritt vom Kind zum Erwachsenen mitgeben zu können. Wir sind Gott sehr dankbar, dass Er die Durchführung dieser Woche möglich gemacht hat. Im Vorfeld gab es große Schwierigkeiten mit der Terminfindung, da die Osterferien verschoben wurden, dann gekürzt und schließlich manche Klassenlehrer Unterricht an den Ferientagen abkündigten. Es war ganz klar, dass Satan nicht wollte, dass diese Veranstaltung stattfindet. Doch Gott hat am Ende alle Teile zusammengefügt und diese Woche zu einem Erfolg werden lassen. Dafür sagen wir Ihm Lob und Dank.

 
 
 
Montag, 06.04.09:
Was machten unsere Mütter mit uns, bevor es Maxi Cosi und spezielle Kindersitze gab, wenn sie uns mal einen Moment irgendwo absetzen wollten und wir noch nicht alleine sitzen konnten?
Es gab da diese Wippen und natürlich auch den Hochstuhl, außerdem das heute sehr verpönte so genannte Laufställchen (das ich übrigens ohne nennenswerte Schäden überstanden habe). In Ermangelung all dieser Hilfsmittel müssen die afrikanischen Mütter nach einer anderen Lösung greifen, und die heißt schlicht und einfach Schachtel. Ab dem Alter von etwa 5 Monaten, wenn das Kind nach Meinung der Mutter sitzen lernen sollte, bekommt es eine Schachtel, gut ausgepolstert und stabil. Dort sitzt es dann mal mehr, mal weniger fröhlich. Anfangs nur ein paar Minuten, weil der Rücken noch schwach ist, doch dann immer öfter und immer länger, damit seine Mutter ab und zu die Hände frei hat zum Arbeiten.
Und so sitzt Christopher Kuyiembo seit heute in seiner Schachtel. Viel lieber sitzt er aber in einer Schüssel mit Wasser, und da bin ich mit ihm völlig einer Meinung, es ist nämlich immer noch sehr heiß.
 
Sonntag, 05.04.09:
In der vergangenen Woche war ich in Cotonou, um mein Jahresvisum zu erneuern. Wie üblich kommen jetzt alle Nachbarskinder, um mich zu begrüßen. So auch Wetori und ihr kleiner Bruder Yoto und stelle ich fest, dass sie frische Gesichtsnarben haben. Während meiner Abwesenheit wurden ihnen mit einem besonderen Messer, das für nichts anderes verwendet wird, die für ihre Rasse typischen Ziernarben eingeritzt. Das ist zwar sehr schmerzhaft und vor allem die kleineren Kinder weinen oft dabei, doch die meisten Kinder sind stolz auf ihre Narben. Sie zeichnen sie als Angehörige einer bestimmten Rasse aus. Das Einritzen ist immer mit einer Zeremonie verbunden, während der die Kinder den Geistern der Vorfahren geweiht werden und für sie durch ein Tieropfer vor dem Fetisch um Schutz und Gesundheit gebeten wird.
Mancher mag sich vielleicht fragen, ob es dabei hygienisch zugeht und ob es nicht oft Infektionen gilt. Diesbezüglich kann ich Euch beruhigen. Sowohl das Messer als auch die frischen Narben werden mit einem desinfizierenden Pflanzensaft abgerieben. In all den Jahren habe ich nie infizierte Ziernarben gesehen.
Trotzdem tut es mir jedes Mal weh, wenn ich frische Narben sehe, weil ich weiß, dass wieder ein Kind Satan geweiht wurde.