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Sonntag, 29.09.13:
Es ist inzwischen bereits Tradition: An jedem letzten Samstag im Quartal, dem sogenannten 13. Sabbat, treffen sich die Glieder und Freunde der verschiedenen Gemeinden und Gruppen der Atakoraregion in einer der Gemeinden, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern, zu essen und über verschiedene Belange unseres Unterbezirks zu diskutieren.
Das ist nicht nur eine nette Gelegenheit, sich mal wieder zu treffen, es stillt vielmehr ein elementares Bedürfnis. Ein wesentlicher Bestandteil der animistischen Kulturen sind regelmäßige Zeremonien. Initiationszeremonien, Begräbnisrituale, verschiedene Feste zu Beginn und Ende der Feldarbeit sind wichtige Momente, in denen das Dorf und der Clan zusammenkommen um zu feiern, zu essen, zu trinken und Neuigkeiten auszutauschen. Diejenigen, die sich zum Christentum bekehren, entscheiden sich in der Regel, an diesen Festlichkeiten nicht mehr teilzunehmen, da immer eine Opferzeremonie vor dem Fetisch damit verbunden ist. Doch damit sind sie plötzlich von praktisch allen größeren sozialen Events ausgeschlossen. Unsere regelmäßigen Zusammenkünfte einmal im Quartal stillen ein Stück weit das Bedürfnis nach Festen und fröhlichen Zusammenkünften und bieten so eine Alternative zu den Zeremonien.
Diesmal war die Gruppe Copargo 65 km südlich von Natitingou an der Reihe, das Treffen auszurichten, und damit eine der kleinsten Gruppen unseres Unterbezirks. Sie haben noch keinen geeigneten Versammlungsort und treffen sich Sabbats nur in einem kleinen Unterstand oder in einem Wohnhaus. Deshalb fand unser Treffen in einer Grundschule statt. Doch da mussten wir erst einmal hinkommen! Als unsere Gruppe bestehend aus einem Auto und 3 Motorrädern kurz vor Copargo war, rief uns jemand aus dem bereits angekommenen Kleinbus an um uns mitzuteilen, dass wir vor dem Gymnasium am Ortseingang warten sollten. Einer der Brüder würde kommen um uns zu eskortieren, da es im Stadtzentrum "Probleme gäbe". Während wir also warteten, berichtete uns der Wächter der Schule, dass am Vorabend ein Fußballspiel stattgefunden hatte, das in einer Schlägerei geendet hatte. Da die Unstimmigkeit am Abend nicht geklärt werden konnte, wurde am nächsten Morgen weitergeprügelt, und zwar mitten auf der Hauptstraße. Als dann unser Begleitmann ankam und wir im Corso durch das Zentrum fuhren, hatten die Ordnungshüter die Lage bereits unter Kontrolle, aber überall lagen Steine rum, es muss übel zugegangen sein.
Durch diese ganze Aktion waren viele Leute aus dem näheren Umfeld der Gemeinde, die im Vorfeld zu diesem besonderen Sabbat eingeladen worden waren, leider nicht gekommen. Doch von den umliegenden Gruppen und Gemeinden waren erstaunlich viele Menschen angereist und wir verbrachten einen gesegneten Sabbat. Nach dem Gottesdienst fand eine Taufe statt, zu der sich alle zu einem kleinen Fluss begaben. Auf der Heimfahrt kamen wir, wie schon am vorigen 13. Sabbat, wieder in einen Regenguss. Doch diesmal fuhren wir auf der geteerten Landstraße, so dass es wenigstens keine Schlammschlacht war, wenn auch sicher nicht angenehm für die Motorradfahrer. Es war wieder ein schöner und angefüllter Sabbat.

 
 
 
Freitag, 04.10.13:
Am vergangenen Wochenende hatten wir Besuch von unserem Supervisor, dem Chef aller Afrikaprojekte von AFM. Er kommt ja zweimal im Jahr zu uns, um mit uns die Fortschritte des Projektes zu besprechen und neue Ziele zu stecken. Diesmal wurde er vom obersten Chef von AFM begleitet. Sie besuchten auf einer Rundreise alle Afrikaprojekte, und Benin stand als letztes Land auf der Liste. Freitag, Samstagabend und Sonntagmorgen waren angefüllt mit Besprechungen, so dass am Sabbat unsere Fahrt nach Copargo (s.o.) eine willkommene Abwechslung war. Ganz spontan wurde unser Boss sogar gebeten zu predigen, und er ergriff die Gelegenheit beim Schopf. Am Sonntagnachmittag fuhren sie weiter nach Kandi im Nordwesten, zu dem zweiten AFM-Projekt hier im Land, und wir bereiteten die Leiterschulung für den kommenden Tag vor.
Der Tag der deutschen Einheit ist für mich leider flach gefallen, obwohl ich ja eigentlich auf der Deutschen Botschaft zum Empfang eingeladen war. Das sind übrigens jedes Jahr alle in Benin lebenden deutschen Bürger. Natürlich lohnt es sich nicht, deshalb 500 km nach Cotonou zu fahren, so dass das Fest regelmäßig ohne mich stattfindet. Aber auch so wäre ein Feiertag nach dem Sitzungsmarathon am Wochenende ganz nett gewesen. Doch leider setzte die Vereinigung für den 03.10. in Natitingou eine Schatzmeister-Buchprüfung an, und so saß ich mit der Prüfungskommission den ganzen Tag über Ordnern, Belegen und Protokollen. Und so geht eine anstrengende Woche zu Ende und ich hab erst einmal genug von Besprechungen
 
Donnerstag, 10.10.13:
Heute bitte ich Euch um Gebet für einen Mann namens Ignace. Ich habe ihn selbst noch nicht persönlich kennengelernt, aber das tut nichts zu Sache. Er leitet in einem Dorf gut 50 km nördlich von hier ein Waisenhaus/Kinderheim. Zwei Freiwillige der Kinderhilfsorganisation, für die wir im September ein Einführungsseminar gehalten hatten (siehe Eintrag vom 17.09.) leben und arbeiten dort. Am ersten Tag der Einführungswoche erfuhren wir, dass Ignace schwer krank sei und im Laufe der folgenden Tage bekamen wir mehr alarmierende Informationen. Ignace ist an Meningitis erkrankt. Er lag eine ganze Zeit auf der Intensivstation im Koma, ist daraus inzwischen wieder erwacht, kann aber immer noch nicht sprechen und ist halbseitig gelähmt. Niemand weiß, ob er jemals wieder hergestellt sein wird, Reha und Krankengymnastik gibt es hier nicht. Im Moment wird das Kinderheim von seinem Vater und Bruder provisorisch geleitet, doch alles Weitere ist ungewiss.
Bitte betet für diesen Mann Gottes, der erst vor wenigen Jahren unter großen persönlichen Opfern dieses Kinderheim gegründet hat. Möge es Satan nicht gelingen, dieses gute Projekt zu zerstören und möge Gott aus diesem Kampf als Sieger hervorgehen!