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Freitag, 11.10.13:
Mein Toaster ist kaputt. Tolle Geschichte, denkt Ihr jetzt vielleicht. Aber das ist nicht irgendein Toaster! Ich habe ihn von meiner Großtante Marta geerbt, als sie 1988 ins Altersheim ging. Wie lange sie ihn vorher schon hatte bleibt ein Geheimnis, aber um die 30 Jahre dürfte das Ding alt gewesen sein. Obwohl Toussaint immer behauptet, dass Blech nicht älter sein kann als Menschen. Der Toaster hatte noch Schrauben, was heute ja eher selten ist. Heute soll man ja wegwerfen und neu kaufen. Toussaint hat also aufgeschraubt und auseinandergebaut. Aber nichts gefunden. Ich hätte mich sowieso gefragt, ob er das Teil wieder zusammengekriegt hätte, wenn er den Fehler gefunden hätte...
Naja, er hat jahrzehntelang seinen Dienst getan, erst bei meiner Großtante, dann in meiner Studentenbude und dann, nach einigen Jahren Zwischenlagern in einem einsamen Karton, hier in Benin. So lange hält heute jedenfalls kein Toaster mehr.
Glücklicherweise steht eine Reise nach Cotonou auf dem Programm, so dass ich das auf die Einkaufsliste setzen kann.

 
Freitag, 18.10.13:
Hinter mir liegt eine Blitzreise nach Cotonou. Dienstag hinfahren, Mittwoch durch die Stadt rennen, um alles zu erledigen, Donnerstag wieder heimfahren. Ich hätte es natürlich auch entspannter haben können, und mehrere Tage bleiben, aber das ist immer mit ziemlichen Kosten verbunden, außerdem mag ich die Großstadt nicht. Deshalb lieber einen Tag Stress und dafür schnell wieder nachhause.
Was ich hier erzählen möchte ist der Grund für meine Reise: Ich habe die beninische Staatsangehörigkeit beantragt! Vorher hatte ich meine im Juni bei der deutschen Botschaft beantragte Beibehaltungsurkunde abgeholt, die es mir erlaubt, die deutsche Staatsbürgerschaft zu behalten, während ich die beninische dazu erwerbe. Grundsätzlich ist nach deutschem Recht die doppelte Staatsbürgerschaft ja nicht möglich.
Der Vorgang muss nun etliche Behörden durchlaufen, erst in Cotonou und dann in Parakou. Und in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft wird mir dann die Urkunde hier in Natitingou auf dem Amtsgericht ausgehändigt. Ob ich dabei auf irgendwas vereidigt werde, weiß ich nicht, das erzähl ich Euch dann später. Bitte betet für diesen ganzen Vorgang, dass alles glatt durchläuft und nicht allzu lange dauert. Sobald ich die Urkunde habe, kann ich meine Carte d’identité (Personalausweis) und dann den beninischen Pass beantragen, und ab da wird vieles einfacher werden!


Samstag, 19.10.13:
Gestern Vormittag erreichte uns die traurige Nachricht, dass Jacques, ein Bruder aus der Gemeinde überraschend verstorben war. Er war erst im vergangenen August im Zusammenhang mit der Evangelisationsreihe getauft worden, hatte aber durch seine Schwester und deren Mann, die seit vielen Jahren Adventisten sind, schon lange Kontakt zur Gemeinde. Vor einigen Jahren war Jacques an Magenkrebs erkrankt (so vermuten wir zumindest). Es ging immer mehr bergab mit ihm, die Geschwüre brachen auf und er spuckte immer wieder Blut, brauchte regelmäßig Transfusionen. Zu diesem Zeitpunkt rechneten wir damit, dass er nur noch kurze Zeit leben würde. Überraschenderweise erholte er sich aber wieder, konnte wieder arbeiten und sah fast gesund aus.
Die Krankheit und einige andere schwierige Erlebnisse in seiner Familie öffneten ihn für das Evangelium, und er begann nach vielen Jahren der Ablehnung sich für die Adventbotschaft zu interessieren. Er besuchte regelmäßig die Vorträge im August und wurde anschließend getauft. Seither war er an jedem Sabbat und in jeder Gebetstunde anwesend. Noch am vergangenen Sabbat war er im Gottesdienst gewesen ohne jegliche Anzeichen von gesundheitlichen Problemen.

Doch im Laufe der Woche fing er wieder an, Blut zu spucken. Er bekam Bluttransfusionen, doch so schnell wie das Blut reinlief, so schnell verließ es seinen Körper auch wieder. Innerhalb kurzer Zeit war klar, dass ihm nicht mehr geholfen werden konnte. Gestern Morgen ist er dann verstorben. Da in der Kühlanlage des städtischen Krankenhauses kein Platz war, musste er noch am selben Tag beerdigt werden. Alle, denen es auf die Schnelle möglich war den Trauerzug zu begleiten, fuhren in seinen Heimatort Boukombé, um dort an der Beerdigung teilzunehmen.
Jacques hinterlässt seine Frau Victoire und 4 Söhne, der jüngste weniger als ein Jahr alt, der älteste 15 Jahre alt. Wir sind sehr traurig über seinen Tod. Doch gleichzeitig loben wir Gott, dass er so lange leben durfte, bis er Christus angenommen hatte.
Bitte betet für seine Frau und die Kinder. Victoire ist noch nicht getauft, kommt aber seit Jacques Taufe regelmäßig zum Gottesdienst. Wir werden als Gemeinde versuchen, ihr die emotionale, geistliche und auch materielle Unterstützung zu geben die sie braucht.