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Montag, 11.11.13:
Am vergangenen Sabbat waren wir seit fast einem Jahr wieder einmal in Koutié, einer Dorfgemeinde etwa 50 km von hier entfernt. Grund für unseren Besuch war das Otammari – Filmprojekt, über das ich noch berichten werde. Ich freute mich darauf, einige Freunde dort wiederzusehen und war auch auf den Gottesdienst gespannt, denn in der Vergangenheit waren wir meistens zu besonderen Gelegenheiten hingefahren (13. Sabbat, Taufe). Diesmal sollten wir einen ganz normalen Gottesdienst erleben. Wir kamen etwas zu spät und die Bibelschule hatte bereits angefangen, die Leute saßen in kleinen Gruppen unter Bäumen im Schatten. Was mir sofort auffiel war, dass in jeder Gruppe mindestens einer eine Bibel in der Hand hatte. Ist irgendwie naheliegend bei einer Bibelschule, mag man jetzt denken. Doch keiner der Erwachsenen in diesem Dorf hat jemals eine Schule besucht. Der einheimische Evangelist Clément und seine Frau Bernadette, die einige Jahre die Gemeinde dort betreut hatten, brachten den Leuten Lesen in ihrer Muttersprache Ditammari bei, damit sie die Bibel lesen können. In Natitingou haben das verschiedene Leute auch probiert, denn auch da haben wir etliche Geschwister, die nicht lesen können. Doch in Nati war der Erfolg gleich Null. Keiner hat es geschafft, das wirklich durchzuziehen und Lesen zu lernen, deshalb hat es mich besonders gefreut, in Koutié so viele Leute mit der Bibel zu sehen.
Als dann der Predigtgottesdienst anfing und wir uns alle in die kleine Kapelle quetschten, fiel mir eine weitere Besonderheit auf: Da waren Menschen aller Altersklassen zusammen. Während Kirchen in Europa nämlich mit Überalterung kämpfen, haben wir hier eher das Problem, dass fast nur junge Menschen den Weg in die Gemeinde finden. Und das ist insofern problematisch, als dass die Gemeinde dann nicht ernst genommen und eher als Kinderkram eingestuft wird. Ältere Geschwister sind wichtig, da sie eine wichtige Vorbildfunktion in der Gesellschaft haben und oft etliche Familienmitglieder nachziehen. Und ihre Anwesenheit in der Gemeinde gibt dieser einen höheren Stellenwert. Aber gerade für ältere Menschen ist es auch sehr schwer, da sie seit Jahrzehnten im Animismus verwurzelt sind. Wir hören oft als Antwort auf Einladungen, dass Gott keine Alten braucht, oder dass sie zu alt sind um sich noch zu ändern. In Koutié ist es den Evangelisten aber gelungen, etliche ältere Männer und Frauen in die Gemeinde zu bringen.
Der Gottesdienst an sich war einfach klasse. Nicht, dass sie irgendein besonderes Programm hatten, aber es war so authentisch. Nichts kam wie eine Kopie aus einer anderen Kultur daher, sie sangen ihre eigene Musik und hatten ihren eigenen Stil. Und von uns Weißen wurde keiner aufgefordert, die Predigt zu halten! Zwei junge Männer, die regelmäßig zu unserer Montagschulung kommen, leiteten souverän den Gottesdienst und das Predigtthema war einer der Andachten entnommen, die wir dort kürzlich gehört hatten. Es war eine Freude zu sehen, wie diese kleine Gemeinde, die inzwischen keinen Evangelisten, keinen Prediger und auch sonst keinen „gebildeten“ Leiter hat, lebt und sich weiterentwickelt. Nach dem Gottesdienst und einer kleinen Diskussionsrunde wurde uns ein leckeres Mittagessen serviert (gestampfte Yams). Als wir uns schließlich verabschiedeten, brachten uns Leute Tüten mit Sojabohnen, Erdnüssen und Kürbiskernen als Abschiedsgeschenke. Es war wirklich ein toller Sabbat!

 
 
 
Donnerstag, 14.11.13:
Der erste Teil des Otammari – Filmprojektes ist abgeschlossen! AFM hat für ein Jahr einen jungen Mann engagiert, der für die Afrika-Projekte Videos drehen soll, die dann später in adventistischen Fernsehsendern ausgestrahlt werden und bei AFM auch erworben werden können. Eine ganze Reihe anderer Projekte haben bereits solche Filme gemacht, und jetzt sind wir an der Reihe. Und so war in den vergangenen 2 Wochen, Alex, der Filmemacher, bei uns zu Besuch. Da diese Zeit sehr knapp bemessen war, arbeiteten wir so gut wie möglich vor. Zuerst einmal saßen wir als Team stundenlang zusammen, um ein Thema für unseren Film auszuarbeiten. Dann überlegten wir, welche Geschichten und Erfahrungsberichte dazu passen würden. Der Film soll ja nicht in erster Linie von uns handeln, sondern von den Menschen, mit denen wir leben und arbeiten. Dann ging es daran, Vorinterviews zu führen, diese Geschichten aufzuschreiben, zu überlegen, welche Szenen wo und mit wem nachgestellt werden können. Maggi machte in akribischer Kleinarbeit einen fast minutiösen Plan für diese zwei Wochen, damit wir alle wissen, wer wann wo mit Alex was macht. Zwei Wochen lang ein Interview nach dem anderen, verschiedene Ausflüge, Streifzüge durch die Stadt, nachgestellte Szenen usw. Außerdem mussten etliche Texte gelesen und als Audio aufgenommen werden, die später im Film mit verschiedenen Szenen unterlegt werden. Das stellte uns vor eine weitere Herausforderung: Wir mussten einen Ort mit wenig bis keinen Nebengeräuschen finden. Das Problem ist, dass es in Afrika irgendwie nie ruhig ist. Abends, wenn menschliche Stimmen und der Straßenlärm abklingen, erwachen die Tiere. Heulende Hunde, zirpende Grillen usw. Wir besuchten das Studio des örtlichen Radios, doch selbst darin war es Alex noch zu laut, da es im Stadtzentrum liegt und nicht gut isoliert ist. Am Ende nahmen wir abends in Jasons Auto auf, mit all der aufgestauten Tageshitze drin!
Mir hat die ganze Aktion offen gesagt weniger Spaß gemacht als anderen Teammitgliedern. Maggi und Suzy fanden das alles ungeheuer spannend, aber ich fühlte mich auf diesem neuen Terrain eher unwohl. Ich mache gerne eine gute Arbeit und bin auch immer offen für Neues. Aber ich hätte mehr Vorbereitungszeit und auch mehr Unterstützung gebraucht, um mit mir selbst zufrieden zu sein. Ich bin trotzdem der Überzeugung, dass das Endprodukt gut wird. Es geht in erster Linie darum, dass Gott verherrlicht wird, und deshalb wird Er auch vervollkommnen, was wir vielleicht nicht so gut hingekriegt haben.
Alex ist gestern weitergefahren nach Kandi zum Dendiprojekt, wo dem Ärmsten noch einmal knapp zwei stressige Wochen bevorstehen. Wir gönnen uns jetzt eine kurze Verschnaufpause, ehe es mit dem Alltag wieder losgeht. Und dann kommt die Nacharbeit. Der Großteil der Interviews ist nämlich auf Französisch und muss noch Satz für Satz übersetzt werden...

 
 
Mittwoch, 20.11.13:
Ich bekomme immer mal wieder Anfragen, wie es Menschen geht, für die ich in diesem Blog um Fürbitte gebeten habe. Hier also ein paar Updates.
 
Pastor Monteiro:
Er ist immer noch in Lomé im Gefängnis, seit inzwischen 1 Jahr und 8 Monaten. Irgendwann in diesem Monat November soll eine Anhörung oder Gerichtsverhandlung stattfinden, was ja bis jetzt immer noch nicht der Fall war. Wir beten, dass das tatsächlich passiert und endlich Bewegung in die Sache kommt.
 
Ignace:
Auch hier kann ich leider keine Veränderung berichten. Er ist ansprechbar, aber immer noch halbseitig gelähmt und kann nur sehr schwer sprechen. Sein Vater und sein Bruder kümmern sich so gut sie können um das Waisenheim. Ignace ist weiterhin im Krankenhaus, doch ein Teil der Familie macht Druck, dass er in sein Dorf gebracht werden sollte, um dort „traditionell“ behandelt zu werden. In den meisten Fällen bedeutet das magische Gegenstände und Opferzeremonien. Diese Situation bedeutet zusätzlichen Stress für die christlichen Angehörigen.
 
In beiden Fällen sind also weiterhin Eure Gebete erwünscht.