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Dienstag, 14.01.14:
Nach vielen Jahren des Gebets und unzähligen Bitten an die Vereinigung Benins ist es endlich wahr geworden: Natitingou hat wieder einen eigenen Pastor! Für über 10 Jahre waren wir Teil des Bezirkes Nord, was offensichtlich ein sehr weiter Begriff ist, und genauso weit ist auch der Bezirk - rein flächenmäßig fast 2/3 des ganzen Landes. Der Pastor wohnt in Parakou, 230 km entfernt von hier, und versucht sein Möglichstes, die ca. 15 Gruppen und Gemeinden in diesem Riesenbezirk zu bedienen. Mehr als einmal wurde uns zugesagt, dass ein weiterer Pastor in den Bezirk Nord kommen und dieser dann in Natitingou stationiert würde. Doch aus verschiedenen Gründen waren diese Pläne bisher nicht realisiert worden. Nun ist es endlich soweit: ein erfahrener Prediger, der viele Jahre in Benin gedient hatte und in den letzten 3 Jahren im Nachbarland Burkina Faso eingesetzt war ist nun zurückgekommen als Verantwortlicher des Atacora-Bezirks, einem Unterbezirk des Bezirks Nord. Er wird mit seiner Familie hier in Natitingou wohnen und wir als AFM Team und auch die Gemeinde Natitingou freuen uns sehr darüber. Ein herzliches Willkommen an die Familie Agbossassa!
 
Sonntag, 19.01.14:
Wusstet Ihr, dass es seit 2006 jedes Jahr im Januar eine weltweite 10-tägige Gebetsinitiative gibt? Ursprünglich hieß das Programm „Operation Global Rain“, jetzt heißt es „10 Tage des Gebets“. Anders als bei anderen Gebetswochen liegt der Schwerpunkt wirklich auf dem Gespräch mit Gott, und hier wiederum auf der Bitte um die Erfüllung des Heiligen Geistes und auf der Fürbitte. An jedem Abend gibt es eine kurze Textlesung und einen Leitfaden für die 30-40 minütige Gebetszeit. In diesem Jahr war das Thema „Das Vaterunser“, an jedem Abend stand eine der Bitten des Vaterunsers im Mittelpunkt. Das Programm ist so konzipiert, dass es in der Gemeinde, aber auch in Heimen und in Kleingruppen durchgeführt werden kann. Leider ist es viel zu wenig bekannt und auch die Gemeinden Benins nahmen in diesem Jahr zum ersten Mal daran teil. Doch wenn es an uns liegt, wird es zu einem festen Bestandteil unserer Gemeindeaktivitäten werden, denn wir haben wirklich eine Veränderung gespürt. An jedem der 10 Abende waren 30-40 Geschwister anwesend, das sind etwa 2/3 aller Gemeindeglieder. Wir durften konkrete Gebetserfahrungen machen und Menschen, für deren Bekehrung wir während dieser Zeit beteten, wurden zur Gemeinde geführt. Die Anwesenheit des Heiligen Geistes war spürbar und wir wurden alle reich gesegnet. Am vergangenen Freitag war der letzte der 10 Abende und wir hielten das Abendmahl mit anschließendem Potluck. Zu unser aller Überraschung gab es am Abend einen Regenguss, mitten in der Trockenzeit – ein Zeichen himmlischen Segens!
 
Montag, 20.01.14: „Entweder man ist gesund, oder man treibt Sport“. Da ist was dran, denn die Verletzungsgefahr beim Sport ist nicht wegzuleugnen. In den Weihnachtsferien war der Fußballplatz neben unserem Haus hochfrequentiert, und an einem Spätnachmittag ist es dann passiert: Benoit ist Romaric mit den Hacken in die Kniekehlen gefahren und Romaric ging schreiend zu Boden. Er konnte nicht mehr auftreten und irgendwas an seinem Bein sah auch eindeutig krumm aus. Toussaint brachte ihn sofort ins Krankenhaus, wo er gleich geröntgt wurde. Glücklicherweise war nichts gebrochen, aber das Knie war ausgerenkt. Da er starke Schmerzen hatte und es schon Abend war schlug der Arzt vor, ihn über Nacht dazubehalten und unter Schmerzmittel zu stellen. Am nächsten Morgen sollte er dann in ein anderes Krankenhaus, wo ein Spezialist das Knie einrenken sollte und dann entscheiden sollte, ob es eingegipst werden sollte. Wir gaben der Familie Bescheid, die Romarics Bruder mit einem Korb Essen zur Nachtwache schickte. Am nächsten Morgen fuhr Toussaint mit dem Auto hin, um Romaric ins andere Krankenhaus zu bringen. Allerdings hatten wir bereits früh von Toussaints Bruder, der auch Romarics Nachbar ist, erfahren, dass seine Eltern sauer auf uns waren. Ihrer Meinung nach hätten wir ihren Sohn nicht ungefragt ins Krankenhaus bringen dürfen. Als Toussaint dort ankam, verweigerten sie auch tatsächlich Romarics Verlegung in das andere Krankenhaus. Sie wollten ihn stattdessen zu einer Heilerin bringen. Toussaint versuchte noch, sie umzustimmen, wir hätten ja die gesamte Behandlung gezahlt. Der Arzt, ein sehr freundlicher älterer Herr, der damals auch schon Victor behandelt hatte, war enttäuscht und frustriert, sagte aber zu Toussaint, er solle nicht mit den Eltern diskutieren. Bedauerlicherweise ist er daran gewöhnt, dass Leute eine medizinische Behandlung ablehnen und die Wunderheiler bevorzugen. Toussaint ließ sie also gezwungenermaßen zu ihrer Heilerin gehen. Hinterher erzählte uns Benoit, der sie begleitete hatte, dass 3 Leute den schreienden Romaric festhalten mussten, während ihm das Knie von der Heilerin eingerenkt wurde, natürlich ohne Schmerzmittel. Zuhause fütterte ihn dann seine Mutter mit auf dem Markt gekauften Paracetamol Tabletten. Nur der Gnade Gottes ist zu verdanken, dass hier nicht am laufenden Band Menschen an einer Überdosis von irgendwelchen Tabletten sterben. Getreu dem Motto „viel hilft viel“ wird nämlich ohne Bedenken fleißig geschluckt, und es ist ja auch alles frei käuflich. Aber zurück zu Romaric. Die Heilerin versicherte den Eltern nach ihrer Zeremonie, dass Romaric innerhalb von 2-3 Tagen wieder auf den Beinen sein würde. Bis auf seine Besuche zur schmerzhaften Massage bei ihr alle 2 Tage verließ er aber für 3 Wochen das Haus praktisch nicht, trotz der Krücken, die ihm Toussaint besorgt hatte. Jetzt humpelt er wieder durchs Viertel, in die Schule kann er aber immer noch nicht, da er noch nicht so weit laufen kann.

 
 
Ob der Heilungsprozess mit einem Gips oder einer anderen Behandlung im Krankenhaus schneller gegangen wäre weiß ich natürlich auch nicht. Aber es macht mich immer wieder nachdenklich, wenn die Leute ihr volles Vertrauen in Zeremonien, Wunderheilungen und irgendwelche Personen setzten, die mit den Geistern kommunizieren. Haben wir eigentlich dasselbe uneingeschränkte, blinde Vertrauen in Gott?