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Sonntag, 16.03.14:
Seit Anfang diesen Jahres hat unser Bezirk ja endlich wieder einen ortsansässigen Pastor. Der kann aber logischerweise auch nicht überall gleichzeitig sein und so stehen im Bedienungsplan weiterhin überwiegend Laienprediger. Auch ich darf ungefähr einmal im Monat in eine andere Gemeinde fahren, um dort zu predigen, manchmal auch öfter. Ich möchte Euch heute die beiden Gemeinden vorstellen, in denen ich kürzlich war. Anfang März war ich zur Predigt in Koutié eingeteilt, einer Dorfgruppe 50 km entfernt. Man fährt erst über 25 km Asphalt, dann 18 km relativ gut ausgebaute Sandpiste (abgesehen von einer gefährlichen Brücke, wo man über wackelige Holzplanken fährt), dann 5 km holprige Piste, dann noch 2 km Pfad, und wenn der Weg ganz aufhört ist man da! Die Gemeinde ist lebendig und voll, ich geh immer gerne dorthin. Da das Gebäude nun endgültig zu klein geworden ist, steht ein Neubau an, die bisherige Kapelle soll dann für die Kinder genutzt werden. Als ersten Schritt haben die Gemeindeglieder in Eigenleistung einige Tausend Lehmziegel angefertigt. Die Frauen haben dazu Tausende Liter Wasser angeschleppt und die Männer haben den Lehm mit Füssen weich und geschmeidig getreten, in Formen gepackt und dann auf eine ebene Fläche gestürzt. Ein bisschen wie Kuchenbacken im Sandkasten. Wenn die Ziegel trocken sind können sie verbaut werden. Soweit sind wir aber noch nicht, es fehlt noch Zement für den Mörtel. Hoffen wir, dass sie die Mauer hochgezogen und das Dach gedeckt bekommen, bevor in gut 2 Monaten die Regenzeit richtig losgeht!

 
 
 
Und gestern waren wir nun in Copargo, einer Kleinstadt 60 km südlich von hier direkt an der Nationalstraße. Dort war ich zum ersten Mal in der Gemeinde. Es ist eine sehr kleine Gruppe bestehend aus 2 Familien und einigen Jugendlichen. Manchmal kommen noch Geschwister aus dem 20 km entfernten Djougou dazu. Copargo ist eine überwiegend muslimische Stadt und die Evangelisationsarbeit gestaltet sich schwierig. Nachdem sich die Gruppe lange im Wohnzimmer eines Gemeindegliedes getroffen hatte haben sie vor ca. einem Jahr ein Stück Land erworben. Noch fehlen die finanziellen Mittel zum Bau einer Kapelle, aber sie haben eine Art provisorischen Versammlungsraum errichtet. So oder ähnlich müssen die Laubhütten des Volkes Israel ausgesehen haben. Wir hatten jedenfalls einen schönen Sabbat zusammen und ich hoffe, dass Euch die Fotos insoweit ein bisschen inspirieren, dass Ihr Euch in Euren Gemeinderäumen wieder wohlfühlt, auch wenn Ihr nicht die bequemsten Stühle habt oder der Teppich schon etwas abgetreten ist.
 
 
Sonntag, 23.03.14:
Gestern auf dem Weg in die Gemeinde sahen wir es: das Dankopfer an der Straßenkreuzung. Es ist nicht das erste Mal, dass wir an solch einem Opfer vorbeikommen, aber diesmal bot sich die Gelegenheit, ein Foto zu machen. Es besteht immer aus einem Tontopf oder einer Kalebasse, also einem traditionellen Gefäß, denn der Fetisch und die Geister der Vorfahren mögen keine neumodischen Sachen. Dann gibt es irgendeinen "Leckerbissen", ein Ei oder ein Tieropfer, hier war es ein junges Huhn. Meistens ist auch ein Schuh dabei, aber dessen Rolle konnte mir bisher noch keiner erklären. Das Opfer wird an einer Straßenkreuzung als Dank ausgelegt für etwas, was man von einem Fetisch erbeten und bekommen hat. In der Regel kommen Ameisen oder Hunde oder anderes Getier, um es dann aufzufressen, Menschen rühren es nicht an.

 
Sonntag, 30.03.14:
Wieder ist ein Vierteljahr zu Ende, und wieder gab es einen dreizehnten Sabbat zu feiern. Diesmal war Natitingou an der Reihe, das Treffen auszurichten, und ich glaube es war der größte dreizehnte Sabbat, den wir jemals hatten. Gezählt hat natürlich keiner, aber wir waren weit über hundertfünfzig Personen. Die verschiedenen Kindergruppen versammelten sich zur Bibelschule im Freien, ebenso die Gruppen in den Sprachen Ditammari und Waama. Die Französischsprachige Gruppe traf sich im Gemeindesaal und ich war als Gesprächsleiterin eingeteilt. Ich mag solche Riesengruppen aber nicht, weil dort nur ein paar wenige Leute zu Wort kommen. Ich entschloss mich also zu einem Experiment - Lektion in Kleingruppen ohne Gesprächsleiter, nur mit einem vorbereiteten Fragenblatt. In Deutschland praktizieren wir das ja immer wieder, aber hier kennt das keiner. Die Idee kam mir erst Freitagnachmittag, und als ich sie dem Bibelschulleiter am Abend vorstellte, war der sehr skeptisch. Auch der Pastor, der am Sabbatmorgen darüber informiert wurde, zuckte nur die Schulter und meinte, ich solle es halt mal versuchen. Ich bekam fast selbst ein ungutes Gefühl, aber dann fiel mir wieder ein, dass mir Gott die Idee sicher nicht umsonst eingegeben hatte. Ich teilte also die Leute in Gruppen mit 6-8 Leuten ein, verteilte die Zettel und bat in jeder Gruppe eine bestimmte Person, das Heft etwas in die Hand zu nehmen. Und was soll ich sagen, es war ein voller Erfolg. Angeregte Gespräche in denen jeder zu Wort kam und ein angenehm überraschter Pastor und Bibelschulleiter. Das hat mich wieder darin bestätigt, dass es sich immer lohnt, etwas auszuprobieren, auch auf die Gefahr hin, damit einmal auf die Nase zu fallen.

 
 
 
Danach war Predigtgottesdienst mit verschiedenen Musikeinlagen. Nach dem Gottesdienst gab es natürlich ein gemeinsames Mittagessen für alle und am Nachmittag hielt der Pastor noch eine Stunde zum Thema "Zustand der Toten". Das ist ein Thema, das im animistischen Umfeld eine noch wichtigere Bedeutung hat als anderswo. Denn wenn anhand der Bibel verstanden wird, dass der Mensch nach seinem Tod wie in einem Tiefschlaf ist, dass er nichts weiß, nichts sieht, nichts fühlt und auch nicht zurückkehrt, dann fällt das ganze System des Animismus, das ja maßgeblich auf die Beziehung zu den Geistern der Vorfahren aufbaut, wie ein Kartenhaus zusammen. Die Zuhörer waren entsprechend interessiert, es konnten Missverständnisse ausgeräumt und Unklarheiten beseitigt werden.
 
 
Danach hieß es dann: Auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal in 3 Monaten in Boukombé!