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Dienstag, 15.04.14:
Ich bin ein Beniner! (Frei nach J.F. Kennedy)
Nach monatelangen Behördengängen durch die deutsche Botschaft und das Justizministerium in Cotonou, den Gerichtshof in Parakou und schließlich das Amtsgericht in Natitingou halte ich sie in Händen, meine beninische Staatsbürgerschaftsurkunde.
Genau genommen bin ich seit meiner Eheschließung 2007 von Gesetz wegen Beninerin, ohne Antrag, und ob ich das nun will oder nicht. Doch um beninische Ausweispapiere zu bekommen, muss ich eine Staatsbürgerschaftsurkunde beantragen. Das wiederum ist ein Willensakt, durch die der Automatismus entfällt und das deutsche Verbot der doppelten Staatsbürgerschaft eintritt. So hat es mir zumindest damals der Konsul erklärt. Nun gibt es aber so etwas wie eine Beibehaltungsurkunde, die im Einzelfall die Beibehaltung der deutschen Staatsbürgerschaft bei Erwerb einer anderen erlaubt. Schwirrt Euch jetzt der Kopf? Mir auch. Am Ende weiß ich immer noch nicht sicher, ob ich diese (nicht gerade billige) Beibehaltungsurkunde nun eigentlich brauchte oder nicht, da konnte mir bisher keiner eine eindeutige Antwort geben. Aber nun hab ich sie, bin damit auf jeden Fall auf der sicheren Seite und habe nun ganz legal 2 Staatsbürgerschaften. Jetzt geht das Spiel in die nächste Runde - Personalausweis und Pass beantragen. Das dürfte aber nicht mehr ganz so kompliziert sein

 
Mittwoch, 16.04.14:
Eigentlich bin ich ja dagegen, Bilder von Gerichten zu posten. Ich bin vor allem dagegen, wenn andere Bilder von leckeren Sachen posten, die ich hier nicht kriegen kann! Aber hier mach ich eine Ausnahme. Seit ich vor nunmehr über 15 Jahren nach Benin kam, hab ich einmal Lauch auf dem Markt gefunden - beim Gemüsegärtner für einen fürchterlich überhöhten Preis. Da ist man dann bodenständig und bleibt bei Weißkohl, oder was eben grade so da ist. Doch gestern sah ich sie, auf einer Plastikfolie liegend vor einer Bauersfrau auf der Erde. 3 wunderschöne große Lauchstangen. Ich fragte nach dem Preis - 50F das Stück (d.s. 8 Cents). Und während um mich herum die Frauen noch rätselten, was das nun ist - Zwiebel oder nicht - packte ich zufrieden meinen Lauch ein und machte zuhause einen sehr leckeren Lauchkuchen. Die kleinen Freuden des Lebens!

 
Dienstag, 22.04.14:
Der erste größere Event in unserem neuen Klassenzimmer ist vorüber - eine Frauenfreizeit für die Frauen der Gemeinde Natitingou. Das Osterwochenende stand unter dem Titel "Frau für Christus - sei ein Vorbild". 5 Frauen waren über das ganze Wochenende hier, doch wir hatten darüber hinaus einige Tagesgäste und auch Frauen, die erst am zweiten Tag zu uns stoßen konnten. Sie schliefen im Klassenzimmer auf mitgebrachten Matten unter Moskitozelten und kochten selbst, so dass es für uns ein geringer organisatorischer Aufwand war.

 
 
Es war die allererste Frauenfreizeit, die die Gemeinde Natitingou veranstaltete, und leider hatte die Leiterin der Frauendienste nicht viel Zeit im Vorfeld, trotzdem wurde es ein segensreiches Wochenende für uns alle. Am Freitagabend (Karfreitag) nach der Eröffnung hatten wir eine Abendandacht, während der wir uns darüber austauschten, was der Tod Jesu für uns ganz persönlich bedeutet. Wir beschlossen den Abend mit einem besonderen Segensgebet füreinander, wie überhaupt das gemeinsame Gebet ein Schwerpunkt während des ganzen Wochenendes war. Für das Sabbatprogramm war ich verantwortlich und ich stellte den Tag unter das Gesamtthema des Wochenendes. Dabei gingen wir sowohl ins Detail als auch in unseren Alltag: Was bedeutet es, Vorbild zu sein für unsere Ehemänner, unsere Kinder, unsere Freunde, unsere Nachbarn und Kollegen, unsere Verwandten, und für andere Gemeindeglieder. Wir hatten sehr angeregte Diskussionen und viele Frauen, die sonst in der Gemeinde eher zurückhaltend sind, hatten den Mut, ihre Fragen und Probleme vorzubringen. In diesem Zusammenhang mussten wir auch feststellen, dass manche der Frauen noch eine sehr verschwommene Vorstellung davon haben, wie gelebtes Christsein aussieht. Die Gespräche bestätigten uns darin, wie wichtig solche Zusammenkünfte sind, wo solche Fragen offen ausgesprochen werden können. Die Zeit der Predigt reichte längst nicht aus und wir setzten am Nachmittag das Thema fort. Zur Abendandacht nach dem Abendessen studierten wir dann in Gruppen noch zwei biblische Beispiele von Frauen, die Vorbilder waren (Jochebeth, die Mutter Moses, und Hanna, die Mutter Samuels).
 
 
Am Sonntagmorgen unterrichtete uns die Frau des Pastors zu den Themen Hygiene im Haushalt und Kindererziehung, basierend auf verschiedenen Bibeltexten und Aussagen in christlicher Literatur. Auch hier gab es viele Fragen und Anregungen. Nach dem Mittagessen war Suzy an der Reihe mit verschiedenen Themen zu Gesundheit und Körperhygiene. Nach dem langen Sitzen war dann bis zum Abendessen Sport angesagt. Die Frauen spielten Fußball und vergnügten sich auf unserem Spielplatz. Es war lustig zu sehen, wie diese Frauen, die zum Teil schon Großmütter sind, plötzlich ausgelassen wurden wir Kinder. Es hat schon was, wenn sich eine Oma ganz allein auf der Rutsche vergnügt! Nach dem Abendessen zeigten wir den Film "Couragous" auf unserer neuen Großleinwand. In dem Film geht es zwar um Väter, ansonsten passte die Thematik jedoch hervorragend zu unserem Wochenende.
Am Montagvormittag gesellte sich die Gruppe der Leiterschulung zu uns und der Pastor sprach über das Thema Zorn und wie man damit umgehen soll. Offensichtlich ein Thema, das Männer genauso betrifft wie Frauen. Mit dem gemeinsamen Mittagessen ging die Frauenfreizeit offiziell zu Ende, doch die Frauen hatten es nicht eilig, nachhause zu gehen. Während wir am Nachmittag mit unserer Leiterschulung weitermachten, saßen sie alle noch im Klassenzimmer beisammen und erzählten. Jedenfalls waren alle der Meinung, dass wir so etwas baldmöglichst wieder organisieren sollten.
Wir sind froh und dankbar, dass wir mit dem Klassenzimmer und den dazugehörigen Nebengebäuden (Küche, Latrinen und Duschen) jetzt die Möglichkeit haben, solche Events bei uns ohne größere Kosten zu veranstalten.