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Sonntag, 15.06.14:
Wie ich bereits berichtet hatte, sind unsere Kollegen, die Familie Harral, derzeit in Norwegen und den USA auf Heimaturlaub. Einen Job, den ich von Jason für diese Zeit übernommen habe, ist das Buchlager. Jason ist ein großer Anhänger der Buchevangelisation und hatte bereits in Tansania in dieser Hinsicht viele gute Erfahrungen gemacht. In der Vergangenheit gab es hier im Norden keine Buchevangelisten, da das nächste Lager in Parakou ist, 230 km von hier, was für potentielle BE’s zu umständlich und zu teuer war. Auf Jasons Anregung hin kamen die Verantwortlichen aus Cotonou, um hier in der Gemeinde Interessierte zu schulen, und am Ende entschlossen sich zwei Brüder, in Zukunft diese Arbeit zu machen. Später kam die Ehefrau unseres Pastors dazu, die ebenfalls seit Jahren Buchevangelisation betreibt. Nun muss diese Truppe regelmäßig mit neuen Büchern versorgt werden, und so wurde in Jasons Haus ein weiteres Buchlager eingerichtet. Kurz vor seiner Abreise ist dieses Lager in unser neues Klassenzimmer umgezogen. Mehrmals die Woche kommen nun die BE’s, um sich neu mit Büchern einzudecken. Ich mache die entsprechenden Berichte, Abrechnungen und Bestellungen. Wir haben einige sehr hochwertige Bücher, die sicher ihren Preis wert sind. Im Gegensatz zu Deutschland oder anderen säkularen Ländern ist das Interesse daran auch sehr groß. Doch das Lohnniveau ist sehr niedrig, und viele Leute leben am Existenzminimum. Die Anzahl der Leute die sich solche Bücher leisten können ist also nicht allzu groß und die Arbeit ist hart für unsere BE’s. Bitte betet für diese Mitarbeiter, die einerseits das Wort Gottes unter die Leute bringen wollen, andererseits aber auch ganz einfach mit ihrer Tätigkeit ihre Familien ernähren müssen.

 
 
Mittwoch, 18.06.14:
Neulich hab ich an dieser Stelle über gepanschtes Benzin geschimpft, und heute muss ich noch mehr schimpfen, und zwar über gepanschten Schnaps. Schnaps ist ja schon in Reinform schädlich für den Organismus, aber was hier an manchen Orten verkauft wird ist geradezu tödlich. Sodabi ist Palmschnaps und sehr beliebt in diesem Land. Im Süden unten gibt es viele „Hausbrennereien“, wo der Alkohol in verfallenen Hütten unter höchst abenteuerlichen Bedingungen hergestellt wird. Vor vielen Jahren haben wir bei einer Sightseeingtour einmal so eine Anlage zu sehen bekommen. Doch auch hier im Norden hat Sodabi Einzug gehalten und verdrängt sogar bei Festen und Zeremonien das traditionelle Hirsebier (wenn die Geister der Vorfahren wirklich existieren würden, würden sie das nie zulassen!). Lastwagenweise rollt das „weiße Wasser“ wie es hier im Volksmund genannt wird, in Kanistern Richtung Norden, wo es an Ständen, in Buden und Häusern oder auch frei auf dem Wochenmarkt verkauft wird. Man kann gleich vor Ort ein Gläschen trinken, oder aber in einer mitgebrachten Flasche oder einem Kanister sich einen halben Liter, einen Liter oder noch mehr abfüllen lassen. Jugendschutz gibt es natürlich keinen, der Schnaps ist für alle Altersklassen zu haben. Nun gibt es seit einiger Zeit eine neue, einfachere Variante: den gepanschten Schnaps. Dabei wird ein Liter echter Sodabi mit ich weiß nicht wie viel Liter Wasser und Ethylalkohol (!) einfach kalt zusammengerührt. Schließlich wird noch ein chemisches Produkt hinzugefügt, das dem Ganzen den typischen Sodabigeschmack verleihen soll. Das gibt es in Tabletten oder Pulverform und übrigens auch in den Geschmacksrichtungen Gin und Whiskey. Wer denkt sich sowas eigentlich aus, wenn nicht der Teufel persönlich?! Man kann sich leicht ausrechnen, dass bei einem falschen Mengenverhältnis oder bei verunreinigtem Wasser oder Alkohol ein katastrophales Getränk entsteht, und es kommt auch immer wieder vor, dass irgendwo Leute nach dem Genuss von diesem Gepansche gestorben sind, bei Festen auch schon ganze Gruppen.
Meist sind es Frauen, die den Schnaps bei sich zuhause verkaufen und damit ihr Haushaltsgeld aufbessern. Dass sie damit den Alkohol auch ihren Kindern frei zugänglich machen, ist ihnen oft nicht bewusst. Erst neulich erlitt der 9-jährige Enkel einer Bekannten eine schwere Alkoholvergiftung, als er unbeaufsichtigt seinen Hunger mit Sodabi stillen wollte, da die Leute immer sagen, dass der Schnaps den Hunger vertreibt. Die alte Frau hat daraufhin sofort den Verkauf eingestellt und damit wenigstens die richtige Lehre aus der Geschichte gezogen.
 
Freitag, 20.06.2014
Nun ist sie leider schon wieder vorbei, die Mangosaison. Unser Baum direkt vor dem Haus mit meiner Lieblingssorte (es gibt nämlich ungefähr so viele verschiedene Mangosorten hier wie Äpfelsorten in Deutschland!) hat wieder ordentlich getragen. Leider waren viele Mangos verwurmt und konnten nur zum Teil oder gar nicht gegessen werden. Trotzdem gab es über einen Monat lang jeden Tag mindestens ein saftiges Exemplar, und auch immer mal wieder einen Kuchen.