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Sonntag, 21.09.14:
Gestern waren wir wieder einmal in der kleinen Gemeinde Toucountouna, 25 km nördlich von hier, zu Gast. In der vergangenen Woche hatte der dort arbeitende Evangelist eine Kinderbibelwoche durchgeführt, an der um die 35 Kinder teilnahmen. Heute wurde zum Abschlussgottesdienst eingeladen, der von den Kindern gestaltet wurde. Wir kamen rechtzeitig an, um mit den Kindern in einem kleinen Verschlag neben der Gemeinde Kindersabbatschule zu feiern. Obwohl sie ganz eng zusammenrückten, mussten am Ende doch einige stehen! Einige dieser Kinder und Jugendlichen besuchen nun schon seit Jahren die Gemeinde und es ist ermutigend zu sehen, wie sie in ihren Familien für ihren Glauben einstehen und treu bleiben. Man sagt ja immer, Kinder sind die Gemeinde von morgen. Das stimmt nicht, Kinder sind die Gemeinde von heute!

 
 
Sonntag, 05.10.14:
Bereits mehrfach haben wir in unserem „Heimkino“ den Jesusfilm in französischer Sprache gezeigt, und jedes Mal kamen viele unserer Nachbarn, um zuzuschauen. Doch jetzt haben wir auch die Version Waama (die Sprache der meisten Menschen in unserem Viertel), und das hat eine ganze andere Dimension. Auch diejenigen, die den Film schon oft auf Französisch gesehen hatten, wurden auf ganz neue, tiefere Art berührt. Besonders interessant ist natürlich, dass die Synchronisierung vor vielen Jahren von Menschen unseres Umfeldes gemacht wurde, und so gab es immer wieder einen Ausruf, wenn jemand eine Stimme erkannt hatte.
Jedenfalls konnten wir einen großen Unterschied bemerken, die Zuschauer waren viel aufmerksamer und lebten viel mehr im Film mit.
Im Deutschen sagt man "Muttersprache", doch im Englischen gibt es außer dem Wort "Mother tongue" noch eine andere Bezeichnung: "Heart language" – Sprache des Herzens. Das trifft den Nagel auf den Kopf.

 
 
Donnerstag, 16.10.14:
Heute beginnt in Benin endlich wieder das Schuljahr. Nach nahezu 4 Monate Ferien wurde es auch Zeit! Damit endet für uns offiziell auch der Sommer mit all seinen Besuchern. Einige unserer Gäste haben wir an dieser Stelle vorgestellt. Aber von den Couchsurfern und den verschiedenen Gästen unserer deutschen Freunde, die bei uns „nur“ übernachtet haben, weil bei den Mädchen kein Platz ist, hab ich gar nicht berichtet. Unterm Strich war unser Gästezimmer von Ende Mai bis Anfang Oktober praktisch dauerbelegt, manchmal sogar doppelt, so dass manche mit dem Gästezimmer zweiter Klasse Vorlieb nehmen mussten. Alle haben unser Leben geteilt und einfach nur unseren Alltag mit seinem stetigen Strom von Kindern und Jugendlichen mitgenommen.

 
Der krönende Abschluss war der 4-wöchige Besuch meiner Eltern. Da muss ich jetzt einfach mal sagen, dass es für über 70-jährige Rentner, die nur zwei Sprachen beherrschen (deutsch und schwäbisch) wirklich nicht ohne ist, sich auf eine Flugreise nach Afrika mit Umsteigen zu machen. In Cotonou angekommen mussten sie sich durch Zollformalitäten und Gepäckkontrollen durchwurschteln, bis ich sie am Ausgang endlich in Empfang nehmen konnte.
Am nächsten Tag gleich eine 11-stündige Autofahrt inklusive Panne nach Natitingou. Die Reise von Cotonou nach Natitingou ist nämlich aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse und damit verbundener Umwege von ca. 100 km mittlerweile länger als die Flugreise von Stuttgart nach Cotonou.
Und hier wurden sie dann in mancher Hinsicht um ein paar Jahrzehnte in der Zeit zurückversetzt. Wäsche und Geschirr werden hier von Hand gewaschen, die Dusche kommt aus dem Eimer und für die dringenden Bedürfnisse gibt es das Plumpsklo. Für uns Alltag, doch für unsere Gäste am Anfang schon noch etwas gewöhnungsbedürftig. Und ein paar Feinheiten muss man einfach auch erst mal wissen, zum Beispiel dass im rechten Klo abends Kakerlaken sind, im linken aber nicht.
Jedenfalls haben sich meine Eltern ganz hervorragend eingelebt (vielleicht hat es sie auch ein bisschen ans Campen am Thuner See erinnert) und sich in kürzester Zeit an alles angepasst. Wir haben ein paar wenige Ausflüge gemacht, aber die meiste Zeit saßen sie einfach auf der Terrasse und ließen sich auf unseren alltäglichen Trubel ein. Die Hunde fanden es klasse, weil sie deutlich mehr Streicheleinheiten bekamen als sonst, und die Kinder waren auch ganz begeistert, obwohl sie sich ja nicht verständigen konnten. Zum Abschied hatten die Mädchen unseres Viertels sogar einige traditionelle Tänze vorbereitet, die sie dann am letzten Tag vortrugen.
Wir sind sehr froh und dankbar, dass Mama und Papa (und natürlich auch alle anderen Gäste vor ihnen) gesund geblieben sind und den Aufenthalt uneingeschränkt genießen konnten. Die Reisen haben auch (fast) alle gut geklappt. Nur die letzte Busreise, nachdem ich sie in Cotonou auf den Flughafen gebracht hatte, dauert aufgrund stundenlanger Panne 15 Stunden und ich kam erst um 22h30 zuhause an. Aber da war ich dann ja wieder alleine.
 
Nun ist das Gästezimmer wieder leer und wird es vorerst wohl auch bleiben. Am Wohnzimmerschrank kleben die neuen Stundenpläne "unserer" Kinder, damit wir im Auge behalten können, dass auch ja keiner schwänzt. Toussaint und ich müssen wieder selber spülen (danke für diesen täglichen Dienst!), aber wir zehren noch von den vielen Leckereien die meine Eltern mitgebracht hatten. Und auf dem anderen Kontinent sind die Koffer ausgepackt und die Mitbringsel verteilt, nur konnten sie sich wie mir gesagt wurde noch nicht wirklich mit dem herbstlichen Klima anfreunden.