Neueste | ... | 145 | 144 | 143 | ... | 1
.nö
 
Donnerstag, 12.02.15:
Bereits im Herbst letzten Jahres erkrankte ein Nachbar mit einem schlimmen Abszess am Fuß. Die meisten Abszesse lassen sich eigentlich gut mit natürlichen Methoden behandeln, aber wir erfuhren erst davon, als Justin, so heißt der junge Mann, bereits in irgendeinem Dorf bei einem Heiler war. Dort blieb er über Wochen, und die Nachrichten, die von dort kamen, waren nicht besonders gut, der Abszess wollte einfach nicht heilen. Am Ende verstarb der Heiler, was nach traditioneller Auslegung gar kein gutes Zeichen ist. Es bedeutet nämlich, dass die Wunde nie heilen wird. Justin kam zurück, doch die Familie hatte ihn bereits aufgegeben, manche Freunde, die ihn lange nicht mehr zu Gesicht bekommen hatten, hielten ihn bereits für tot. Man machte noch einen lahmen Versuch einer Opferzeremonie, aber niemand hatte wirklich Hoffnung. Toussaint versuchte einige Male, Justin zu besuchen, doch es hieß immer er sei nicht zuhause, oder aber er schliefe. Wir beschlossen, zu warten und zu beten. Wenn bereits so viele Zeremonien im Spiel sind, drängeln wir uns nicht vor. Doch seine jüngeren Cousins redeten immer wieder auf ihn ein, er solle doch zu uns gehen, wir könnten ihm helfen, und eines Tages kam er tatsächlich angehumpelt, mit einem fürchterlich geschwollenen Fuß und auf einen Stock gestützt.

 
 
Da war so viel totes und vernarbtes Gewebe, darüber eine angetrocknete Paste von irgendwelchen zerriebenen Blättern oder Wurzeln, dass man gar nicht viel erkennen konnte. Wir fingen mit Holzkohleumschlägen an, um erst mal den ganzen Eiter rauszuziehen. Doch zuerst musste noch etwas anderes geklärt werden. Wir sagten Justin, dass unser Gott ein eifersüchtiger Gott ist. Er kann Wunder vollbringen und ihn heilen, er ist aber nicht bereit, die Ehre dafür mit irgendeinem Fetisch zu teilen. Aber Justin hatte davon sowieso die Nase voll, es hatte ja offensichtlich nichts gebracht. Er war bereit, sich ganz in Gottes Hand zu legen, und brachte mit dieser Entscheidung einen guten Teil seiner Familie gegen sich auf. Toussaint fing mit der Behandlung an und Justin kam jeden zweiten Tag um den Verband zu wechseln und die Wunde zu säubern. Oft blieb er eine Weile und die beiden unterhielten sich, Justin wollte viel über Gott wissen. Er kam auch zu den letzten Abenden unserer Evangelisationsreihe im November. Nach etwa 3 Wochen Behandlung mit Holzkohle und heißen Umschlägen war die Wunde zwar zu, aber der Fuß immer noch sehr dick und ich fragte mich, ob da nicht in Wirklichkeit eine Knocheninfektion vorlag. Wir schickten ihn ins nächste Krankenhaus, doch der Arzt dort machte nicht einmal ein Röntgenbild und wollte ihn gleich ins Bezirkskrankenhaus zur Amputation schicken! Das fanden wir dann doch etwas verfrüht. Toussaint fiel ein, dass irgendwo eine kleine Privatklinik aufgemacht hatte, und dass dort jemand auf Wunden und derartige Entzündungen spezialisiert ist. Justin ging hing, wurde untersucht und das Röntgenbild zeigte deutlich eine Infektion am Gelenk des großen Zehs. Er wurde operiert, die Entzündung wurde vom Knochen abgeschabt (ihm selbst wurde schlecht bei dem Gekratze!) und nach zwei Tagen mit starken Schmerzen ging es deutlich aufwärts. An Weihnachten und Silvester kam er mit Krücken zu unseren jeweiligen Abendprogrammen. Es dauerte einige Wochen, bis alles abgeheilt war und Narben bleiben natürlich, aber heute kann Justin ohne Krücken gehen, passt in normale Schuhe, fährt wieder Motorrad und konnte seine Arbeit wieder aufnehmen. Er gibt Gott die Ehre für seine Heilung und wir beten, dass er sein Leben ganz Gott übergeben möge.
 
Mittwoch, 25.02.15:
Es geht doch nichts über gute Freunde, die zu jeder Hilfeleistung bereit sind!!!

 
 
Donnerstag, 12.03.15:
Wie ich bereits im letzten Wochenbericht vermerkt habe bin ich seit Januar für die Kinder in unserer Gemeinde verantwortlich. Vor etwa einem Monat kam mir die Idee, die Kindergebetstunde wieder aufleben zu lassen. Wie es weltweit in vielen Adventgemeinden Tradition ist, findet in unserer Gemeinde jeden Mittwochabend eine Gebetstunde statt. Einige Kinder nehmen ebenfalls daran teil, doch das Programm ist meistens nicht sehr interessant für sie. Vor einigen Jahren hatte eine Schwester bereits die Initiative ergriffen, parallel eine Kindergebetstunde zu leiten und die Kinder hatten das damals sehr positiv aufgenommen. Doch als diese Schwester wegzog fand sich niemand, der die Leitung übernehmen konnte, und so schlief die Sache ein und geriet in Vergessenheit. Bis ich eben vor einigen Wochen wieder draufkam. Die Idee fand sofort allseitige Zustimmung und so treffe ich mich jetzt jeden Mittwochabend mit ca. 10-15 Kindern in der kleinen Kapelle zur Gebetstunde. Wir singen, wir erzählen unsere Erlebnisse mit Gott, wir beschäftigen uns mit einem Thema und dann beten wir gemeinsam und bringen Gott all unsere großen und kleinen Anliegen vor. Am Ende unserer Stunde bin ich mindestens genauso gesegnet wie wenn ich an der Erwachsenengebetstunde teilgenommen hätte!
 
Rückblick: Besuch unseres Supervisors
 
Wie bereits im letzten Rückblick erwähnt, hatten wir über den Jahreswechsel Besuch von unserem Afrika-Direktor Marc Colemen und damit etliche Arbeitssitzungen. Zugegebenermaßen kein besonders gutes Timing, aber nicht zu ändern. Unsere Teamkollegin Suzy hatte im Oktober für uns alle überraschend geheiratet und ist mit ihrem Mann, einem Beniner aus dem Süden des Landes, nach Tanguieta gezogen, 50 km nördlich. Damit wurde schon allein aus geographischen Gründen eine weitere Zusammenarbeit extrem schwierig, um nicht zu sagen unmöglich. Diese neuen Realitäten (ein neuer Einsatzort für sie und ein verkleinertes Team für uns) zogen natürlich Konsequenzen nach sich, die schnellstmöglich analysiert werden mussten, um eine gute Weiterarbeit zu gewährleisten.
 
Nun hat aber unser Boss immer einen supervollen Terminkalender und kann nicht mal eben eine Reise um die halbe Welt reinschieben, und das auch noch zu Wunschterminen. Die einzige Möglichkeit war also vom 29.12. – 02.01. Trotz der stundenlangen Besprechungen und Planungen ist es uns aber gelungen, den Jahreswechsel zu feiern. Am 31.12. hatten wir mit Marc und der Familie Harral abends ein nettes Picknick am Lagerfeuer, bevor dann gegen 21h die Meute Kinder und Jugendlicher zu unserem Silvesterprogramm anrollte. Und an Neujahr hatten wir zwar den ganzen Tag über Sitzung in unserem Klassenzimmer, aber doch ein besonderes Essen, insgesamt eine sehr gute Atmosphäre und damit doch einen guten Start ins Neue Jahr!