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Freitag, 20.03.2015
Um wie viel darf eigentlich der Feinstaubwert überschritten werden, bevor man tot umfällt? Naja, vielleicht ist das hier ja ein anderer Feinstaub, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll. Sehr feiner Staub eben. Heute Morgen haben wir, wie immer freitags, das Haus geputzt. Ich hätte auf meinen Mann hören sollen, der hatte nämlich bereits gesagt: "Das können wir heute genauso gut sein lassen." Wir hätten es wirklich lassen sollen. Keine 5 Stunden später ist alles so zugestaubt, als wäre das hier ein Geisterhaus. Das ist jetzt schon meine 16. Trockenzeit hier, aber so schlimm wie heute war es glaube ich noch nie. Und dabei geht gar kein Wind! Ich weiß nicht, wo das alles herkommt. Der Staub verschluckt einfach alles und es wird überhaupt nicht hell. Sichtweise unter 50 Meter, Nebelschlussleuchte bitte einschalten!

 

Donnerstag, 02.04.2015
Unser Hund Eto‘o hat immer große Freude daran, in den vom letzten Bauprojekt übriggebliebenen Sandhaufen tiefe Löcher zu buddeln. Doch was wir heute in dem schon fast bewohnbaren Loch fanden war kein Hund, sondern ein Kind! Unser Freund Kamfa hatte auf der Suche nach einem kühlen Schlafplatz für ein Nickerchen die Höhle entdeckt, sich hineingekringelt und war schon bald sehr tief eingeschlafen...

 

Montag, 06.04.2015
Wie immer montags saßen wir heute den ganzen Tag zusammen und haben die Bibel studiert.
Wir haben inzwischen unsere zweite Serie von Lektionen fast fertiggestellt. 81 auf biblischen Geschichten basierende Lektionen warten nur noch auf den Feinschliff unserer beiden Evangelisten und werden bereits "im Feld" getestet (mehr dazu im nächsten Wochenbericht). Wir haben uns nun als nächsten Themenblock für ein intensives Studium unserer adventistischen Glaubengrundsätze entschieden. Dabei gibt Jason erst eine sehr detaillierte Präsentation des jeweiligen Glaubensgrundsatzes (Bild links), und dann untersuchen wir das Thema unter der Fragestellung: Wo könnten für Menschen mit animistischem Weltbild Missverständnisse entstehen? Welche Schlüsselbegriffe müssen besonders erklärt werden? Was kann als bekannt vorausgesetzt werden? Was ist eher irrelevant? Wir hatten bereits schon sehr fruchtbare Diskussionen und konnten mithilfe unserer kulturellen Insider noch tiefere Erkenntnisse sammeln.
Unser Kreis ist mal kleiner, mal größer, und immer mal wieder kommt ein Überraschungsgast dazu. Unser Schild (Bild rechts) hat jetzt schon dreimal Interessierte angelockt, die neugierig waren und wissen wollten, was wir in unserem Zentrum machen. Ein älterer Herr blieb gleich da und nahm an der Andacht und Gebetszeit teil. Seither kommt er ab und zu vorbei wenn er montags Zeit hat, um für ein paar Stunden an unserem Studium teilzunehmen.

 

Rückblick: Ernte 2014
Auch im vergangenen Jahr hat Gott unsere Ernte reichlich gesegnet. Es wurde zwar einiges geklaut, aber dafür hatten wir weit und breit die größten Yams (Bild links) und die größten Süßkartoffeln (Bild rechts).

 

Nun ist es ja so, dass wir beim besten Willen nur einen kleinen Bruchteil unserer Ernte auch tatsächlich selber verzehren können. Doch die Jungs, die auf dem Feld mithelfen, bekommen ihren Teil, dann wird immer wieder für hungrige Mägen ein Topf aufs Feuer gestellt und auch sonst haben wir viel verschenkt. Erntetage sind sowieso immer Festtage, und bei der Erdnussernte kommt auch nur die Hälfte in den Topf, die andere Hälfte verschwindet gleich in den Mündern und Mägen...
 

Toussaint wird immer wieder gefragt, weshalb er nur für uns beide ein so großes Feld bestellt und was er mit der ganzen Ernte macht. Manche halten ihn auch schlichtweg für bekloppt. Weiße Frau mit Gehalt, da hat man doch ausgesorgt, wieso sollte man sich da noch abschuften?! Viele Leute können nicht nachvollziehen, dass jemand einfach nur Freude an der Arbeit hat und anderen mit der Ernte etwas Gutes tun will. Aber Toussaint braucht die Feldarbeit, es liegt ihm im Blut, und für die Kinder ist es in den langen Sommerferien eine sinnvolle Beschäftigung. Wie schon im Vorjahr gab es wieder viele Neider. Traditionell wird in dieser Kultur in Kooperativen gearbeitet. Die ganze Dorfgemeinschaft arbeitet heute in einem Feld und morgen in einem anderen, und der Besitzer des jeweiligen Feldes sorgt für das Essen der ganzen Gruppe. Das ist eigentlich eine prime Sache, in der Gruppe macht das Arbeiten mehr Spaß und es geht ordentlich voran. Doch in den letzten Jahren hat auch hier der Alkohol alles kaputt gemacht, und wenn nicht ein 5-Liter-Kanister mit Schnaps bereitsteht kommt keiner zum Einsatz. Aus diesem Grund bearbeitet Toussaint seine Felder lieber selbst mit seinen Jungs, was natürlich den anderen Männern nicht passt. Da er auch weder magische Gegenstände zum Schutz gegen Diebe aufstellt, noch vor der Aussaat und nach der Ernte den Fetisch mit einem Opfer bedenkt, dürfte er eigentlich mit seiner Landwirtschaft keinen Erfolg haben. Als die Leute dann die gute Ernte sahen wurde er mehrfach gefragt, worin denn sein Geheimnis liegt und als Antwort sagte er: "Wir beten für unser Feld und wir teilen die Ernte. Das ist das ganze Geheimnis. Solange Ihr nur zum Fetisch rennt und außerdem alles für Euch behaltet, werdet Ihr nie so eine Ernte haben." Eines Tages fand einer der Jungs ein Opfer in unserem Feld unter einem Baum, einen zerbrochenen Tonkrug und ein Ei (als Ersatz für ein Huhn). Die Person die dieses Opfer gebracht hatte, wollte damit die Kraft anzapfen, die unser Feld segnet, und für sich und sein Feld in Anspruch nehmen. Das Opfer wurde dann von den Jungs entfernt und der Baum gefällt (was sowieso geplant war), denn so ein Baum kann schnell zu einer ständigen Opferstätte werden, wenn er als Wohnort eines Geistes angesehen wird.
 

Unser Gott ist ein Gott der gerne segnet, und zwar alle seine Kinder. Da muss man nichts anzapfen und schon gar nicht in einer geheimen Zeremonie. Wir hoffen, dass unser Leben und Arbeiten davon Zeugnis gibt und die Leute nachdenklich macht!