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Sonntag, 10.05.09:
Um mich herum wirbeln die Trommeln. Riesige Teile, mit dumpfem, dröhnendem Ton, kleinere mit etwas hellerem Ton. Dazu Männer und Frauen und ihre traditionellen Tänze. Seit vergangenem Donnerstag führen unsere Nachbarn eine traditionelle Zeremonie im Gedenken an die Todestage von zwei Alten durch. Dabei spielt es eigentlich keine Rolle, ob die Zeremonie genau am Todestag, oder sogar im selben Monat durchgeführt wird. Wichtig ist nur, dass im ersten und im zweiten Jahr nach dem Tod jeweils mit einem großen Fest der Verstorbenen gedacht wird. Die einen sagen, das ist nötig, damit die Geister der Verstorbenen ihnen weiterhin günstig gestimmt sind. Blut und Innereien der Tiere, die geschlachtet werden, werden zum Teil auf dem Grab ausgeleert. Für die anderen ist es einfach eine Gelegenheit, um ausgiebig zu essen, sich zu betrinken und zu feiern. Bereits in der vergangenen Woche rollten jeden Tag neue Tiere an. Schweine, Ziegen und sogar zwei Rinder. Angebunden an Bäume grasten sie friedlich bis ihre Stunde geschlagen hatte. Das Feuerwehrauto brachte eine Ladung voll Wasser, das in unzählige Blechtonnen und irdene Krüge gepumpt wurde. Die Brunnen in unserem Viertel hätten das gar nicht hergeben können. Der Großteil dieses Wassers wurde in Hirsebier umgewandelt und das fließt seit Freitag in Strömen, zur freien Verfügung von Jungen und Alten, Erwachsenen und Kindern. Aus allen Himmelsrichtungen waren sie gekommen, aus anderen Stadtvierteln wie auch aus den Dörfern. Bereits am Donnerstag gegen Mitternacht wurde die Musikanlage angeworfen und spielte von da an drei Nächte lang jeweils vom frühen Abend bis gegen 7 Uhr morgens bei voller Lautstärke, gestern kamen dann noch die Trommeln dazu. Wir haben unsere einschlägigen Erfahrungen mit derartigen Festen gemacht und haben es vorgezogen, zwei Nächte bei Suzy zu schlafen. Jeden Morgen, wenn wir zurückkamen, fanden wir betrunkene und übernächtigte Menschen vor.


Die Familien, die dieses Fest organisiert haben, sind arm. So arm, dass sie oft genug nicht satt werden. Um diese Zeremonie zu finanzieren haben sie einige Ländereien verkauft. Das Geld, das in den vergangenen 4 Tagen verfeiert wurde hätte sie alle problemlos 3 Monate oder noch länger ernähren können. Heute Abend wird sich die Gesellschaft auflösen, die Gäste werden in ihre Dörfer zurückgehen. Vielleicht werden sie dort berichten, wie reichlich es zu essen und zu trinken gab, das ist eine Ehre für die gastgebenden Familien. Doch für die beginnt morgen wieder der Alltag, der dann außer Katerstimmung auch wieder Hunger und Nöte bringt. Wie sehr muss es unserem Vater im Himmel weh tun wenn Er sieht, wie seine Kinder von Satan beherrscht und im Elend gehalten werden, für ein paar Tage Vergnügen und die trügerische Sicherheit, mit den Geistern im Einvernehmen zu sein.

 
Freitag, 01.05.09
Als wir vor 10 Jahren hier ankamen, gab es in der ganzen Stadt eine einzige Telefonkabine, wo wir uns mit unserem Laptop einwählen konnten, um Emails zu versenden. Wenn es denn funktionierte. Die Kabine machte bald darauf dicht und es war Funkstille. Briefe gingen für eine ganze Weile nur mit der Schneckenpost hin und her, was jeweils 2-3 Wochen dauerte. Dann machte das erste Internetcafé auf. Das überlebte aber nicht lange. Oft genug dauerte es 15 Minuten, bis man nur die Mailbox öffnen konnte, wenn es überhaupt eine Verbindung gab. Entsprechend spärlich war der Zulauf. Ungefähr zu dem Zeitpunkt als dieses Internetcafé wieder zu machte, machte ein anderes auf, das über Satellit sendete. Das war deutlich schneller und erfolgreicher, so dass man oft eine halbe Stunde warten musste, bis man überhaupt an die Reihe kam, weil es nicht genügend Rechner gab. Dieser Laden hatte irgendwann Probleme mit dem Satellitenbetreiber (Schulden?) und musste ebenfalls seine Türen schließen. Doch inzwischen hatte ein anderes Internetcafé aufgemacht, am anderen Ende der Stadt, und das funktionierte recht ordentlich. Wir wurden dort Stammkunden. Die Verbindung war meist recht ordentlich. Trotzdem gab es auch hier immer wieder frustrierende Tage. Zuletzt vor 2 Wochen, als ich dringend ein paar wichtige Bilder und Nachrichten verschicken musste. Als ich ankam, waren etliche Rechner schon besetzt, was die Verbindung verlangsamt. Als ich endlich alle meine Nachrichten abgerufen, aber noch nichts versendet hatte, fiel der Strom aus. Ich wartete eine Weile, und nach 15 min kam der Strom zurück. Ich hatte meine erste Nachricht versandt, als der Betreiber verkündete, dass er wegen des aufkommenden Sturmes den Server in wenigen Minuten runterfahren würde. Das tat er dann auch, doch der Sturm verzog sich wieder. Der Server wurde wieder hochgefahren und ich konnte einige weitere Nachrichten versenden. Doch Dateianhänge waren nicht mehr möglich, wegen des bewölkten Himmels war die Verbindung zu langsam geworden. Am Ende hatte ich über 3 Stunden im Internetcafé verbracht und immer noch nicht alles versendet, so dass ich am nächsten Tag noch mal hinmusste. Doch all das hat nun ein Ende. Unser Kollege Michée Badé
machte uns mit seiner neuesten Errungenschaft bekannt - einem Modem, das sich über Mobilfunk ins Internet einwählt und über den USB Port in jeden Rechner eingestöpselt werden kann. Unser Supervisor hatte sich bereits beklagt, dass wir nur alle 1-2 Wochen Kontakt mit dem Büro in den USA hatten (weil wir einfach keine Zeit und Lust hatten, noch häufiger erfolglose Stunden im Internetcafé abzusitzen) und war nur allzu bereit, diese Anschaffung für uns zu genehmigen. Nun kaufen wir Prepaid-Telefonkarten und wählen uns bequem von zuhause ins weltweite Netz ein. Die Stunde ist ein bisschen teurer als im Internetcafé, aber die Verbindung ist deutlich schneller und wir sparen enorm Zeit, weil wir nicht außer Haus müssen und mit den Laptops auch bei Stromausfall nicht blockiert sind. Wir sind sehr dankbar für diese technische Revolution.
 
Donnerstag, 30.04.09:
Nach den sehr stressigen letzten drei Wochen haben wir uns heute als Team einen freien Tag gegönnt und sind in den Nationalpark Pendjari gefahren. Wir fuhren um 5h30 hier in Natitingou weg, da die Fahrt zum Park knapp 2 Stunden dauert. Gegen 7h30 hatten wir alle Formalitäten am Parkeingang erledigt und begannen unsere Rundfahrt. Schon nach kurzer Strecke überquerte direkt vor uns ein Elefant die Straße und verschwand wieder
im Dickicht. Wir konnten gar nicht so schnell gucken! Aber einige Zeit später sahen wir eine ganze Herde mit etwa einem Dutzend Elefanten in der Ferne. Da auch einige Babys dabei waren hielten wir gebührend Abstand, doch mit den Ferngläsern konnten wir sie trotzdem sehr schön beobachten. Kurz darauf sahen wir noch zwei alte Elefanten aus der Nähe, die sich an einigen Bäumen genüsslich die Blätter schmecken ließen. Sie stellten sich regelrecht in Pose für uns. An einem Wasserloch sahen wir Krokodile, sowie Wasserbüffel und eine Affengroßfamilie, die zum Trinken kamen. Im Wasser sahen wir ein Nilpferd mit seinem Baby, aber sehr viel mehr als den Rücken und die Nasenlöcher zeigten sie nicht. Dann gab es noch Unmengen von verschiedenen Antilopenarten und Wildschweine. Nur König Löwe gab uns keine Audienz. Es war ein sehr schöner Tag in Gottes Natur.