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Donnerstag, 21.05.09:
Wieder hat sich ein Kind in unserem Viertel verbrannt. Viel zu häufig fallen insbesondere kleine Kinder ins Feuer oder in Töpfe mit heißem Wasser oder Maisbrei. Die meisten Frauen kochen am offenen Feuer, also auf der Erde und damit genau auf Höhe der Kinder, die immer um die Mutter herum sind. Das Kind stolpert, die Mutter schaut gerade nicht hin und schon ist das Unglück passiert. Heute ist die kleine Lilly in den Topf mit Maisbrei gefallen und hat sich dabei eine Hand schwer, eine leicht und auch einen Fuß verbrannt. Toussaint war gerade auf dem Weg vor unserem Haus, als er hörte, wie die Mutter die älteste Tochter, die auf Lilly hätte aufpassen sollen, anschrie. Als er ging um zu sehen was los war, sah er die Verbrennungen und
brachte gleich die Kleine zu uns. Zuerst mussten wir ein Schutzamulett von ihrer schnell anschwellenden Hand entfernen. Dann kühlten wir die Stellen mit kaltem Wasser und gaben der Kleinen ein Schmerzmittel und der großen Schwester Anweisungen, dass die Kleine viel trinken solle und sie nichts auf die Brandwunden reiben sollen.Es gibt hier nämlich die verschiedensten Hausmittel, von Salz, über verbrannte und dann zerriebene Knochen oder Schneckenhäuser bis hin zu Sheabutter. Am Abend brachten wir ihnen dann einen Aloe Vera- Stängel, damit die Mutter den Pflanzensaft auf die Wunden geben kann. Nicht nur hat diese Pflanze eine große Heilwirkung, der Saft vertreibt auch die Fliegen. Nun sehen wir jeden Tag nach dem Kind und hoffen, dass wir eine Infektion vermeiden können und die Wunden schnell verheilen. Bitte betet für eine schnelle Genesung und auch darum, dass wir in unserem täglichen Kontakt mit dieser Familie (die wir vorher nicht kannten) Spuren der Liebe Gottes hinterlassen mögen.

Mittwoch, 13.05.09:
Heute hatten wir eine wunderschöne Gebetstunde. Nein, es gab keine außergewöhnlich erbauliche Andacht. Die Gebetstunde war auch nicht besser besucht als sonst, es war derselbe kleine Kreis wie immer. Es wurden auch keine besonders schön formulierten Gebete gesprochen. Was diese Gebetstunde zu etwas Besonderem machte war die Demut, Schwäche und Ehrlichkeit eines jungen Mannes. Etliche Geschwister hatten bereits ihre Gebetsanliegen vorgebracht und Augustin, der die Gebetstunde leitete, wollte gerade abrunden und uns zum Gebet in Zweiergruppen einladen, als Simel die Hand hob. Stockend, nach Worten suchend und mit gesenktem Kopf begann er zu reden. Er sprach von einer schlechten Gewohnheit, der er nachging, als er noch kein Christ war, und die ihn auch jetzt nicht loslässt. Er berichtete, wie er immer wieder vorhatte, dieses Problem in der Gemeinde zur Sprache zu bringen, aber nie den Mut dazu aufgebracht hatte. Nun hatte er der Versuchung erneut nachgegeben und musste sich eingestehen, dass er alleine unfähig war, diese Sünde zu überwinden. Deshalb bat er nun die Gemeinde, für ihn zu beten. Er sprach nicht aus, um welche Sünde es sich handelt, aber da in dieser Kleinstadt wenig verborgen bleibt wissen die meisten von uns, dass Simel stiehlt. Wir entschlossen uns spontan, erst in unseren Zweiergruppen für die anderen vorgebrachten Anliegen zu beten, und stellten uns dann als ganze Gemeinde um den knienden Simel, um gemeinsam für ihn zu beten. Danach fragte Eric, ob noch jemand eine Sünde in seinem Leben hat die er gerne ablegen möchte und dafür unsere Gebete braucht. Eine junge Schwester trat vor, kniete ebenfalls in der Mitte nieder und wir beteten für sie. Die Gegenwart des Heiligen Geistes war geradezu greifbar.
Wie gesagt, in Natitingou gibt es wenige Geheimnisse und so wissen wir um viele verbogene Sünden im Leben unserer Glieder, insbesondere Ehebruch und Unzucht. Wir sind uns auch bewusst dass diese Sünden mit ein Grund dafür sind, weshalb die Gemeinde nicht wirklich wächst, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Wir haben in einzelnen Fällen versucht, die Leute auf ihre Fehler anzusprechen und sie dazu zu bewegen, ihren Lebenswandel zu ändern. Aber wirkliche Sündenerkenntnis, echte Reue und Umkehr kann nicht von außen kommen. Sie muss von innen kommen, vom Heiligen Geist bewirkt, und genau dies war hier geschehen. Noch nie zuvor hatte jemand in dieser Gemeinde den Schritt gewagt, offen eine Sünde zu bekennen und die Gemeinde um ihre Gebete zu bitten, wie uns Jakobus dazu auffordert:
 
„Bekennt also einander Eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet.
Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ (Jak.5,16
)
 
Wir beten, dass noch viel mehr Geschwister den Mut finden mögen, ihre Fehler und Schwächen einzugestehen, um dann mit der Kraft Gottes, mobilisiert durch das Gebet vieler Menschen, ihre Sünden zu überwinden.