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Dienstag, 30.06.09:
Update: Erfreulicherweise haben die Krankenhäuser ihren vollen Betrieb wieder aufgenommen und die ärztliche Versorgung ist mehr oder weniger gesichert (s. Bericht vom 28.05.).
Ich würde gerne auch ein positives Update von Lily geben, dem kleinen Mädchen, das sich verbrannt hatte (s. Bericht vom 21.05.). In der Tat ist die Brandwunde an der Hand dank Aloe Vera schnell verheilt, doch die Wunde am Fuß ist immer noch verkrustet und hart. Sie vermeidet, beim Laufen ganz auf den Fuß aufzutreten und rennt entsprechend krumm durch die Gegend. Leider bringt die Mutter oder die ältere Schwester sie nicht zu uns zur weiteren Behandlung, so dass wir immer wieder selbst den Berg hinaufsteigen müssen zu ihrem Haus. Dort werden wir dann zwar empfangen, das gebietet die afrikanische Höflichkeit. Doch großes Interesse an weiterer Hilfe ist nicht vorhanden. Bei meinem letzten Besuch erklärte ich, dass die harte Kruste weg muss, damit neue Haut die Wunde verschließen kann. Um das Ablösen leichter und weniger schmerzhaft zu machen wollten wir über Nacht einen feuchten Umschlag anbringen und baten die ältere Schwester, Lily am Abend zu uns zu bringen. Sie kam dann auch, wir brachten den Umschlag an und schärften ihr ein, den Verband nicht zu entfernen, und das Kind am nächsten Morgen wieder herzubringen. Doch niemand kam. Höchstwahrscheinlich hatte die Mutter am gleichen Abend noch den Umschlag entfernt, wie sie auch vorher schon einige Male einen Verband entfernt hatte, sobald wir weg waren. Nun sind uns die Hände gebunden und wir können nichts mehr für die Kleine tun. Ist es Misstrauen gegenüber unseren natürlichen Behandlungsmethoden?
Ist es Enttäuschung, weil sie sich von der weißen Frau materiellen Gewinn erhofft hatten? Wir wissen es nicht. An "Kundschaft" fehlt es uns dennoch nicht. Im feucht-heißen Klima dieser Jahreszeit sprießt nicht nur das Grün, sondern auch jegliche erdenkliche Infektion. Jede noch so kleine Wunde, ein Kratzer, den man sich bei der Feldarbeit zugezogen hat, eine kleine Verletzung beim Rasieren, wird schnell zu einer eitrigen Angelegenheit. Und so hatten wir in den vergangenen Wochen etliche Abszesse und Verletzungen zu versorgen. Aufgrund einseitiger und schlechter Ernährung heilen manche Wunden nur sehr langsam und da verabreiche ich dann auch schon mal meine "Spezialmedizin" - ein Stück Tofu am Tag als Eiweißzufuhr. Heute Morgen durfte ich mit meiner Nachbarin ein Dankgebet sprechen, nachdem ihr Finger nach über 2 Monaten schlimmer Entzündung endlich komplett verheilt ist.


Samstag, 13.06.09:
Ab und zu bekomme ich positives Feedback und Leute, die den Wochenbericht lesen schreiben mir, dass er nicht nur interessant, sondern auch sehr gut und professionell aufgemacht sei. Dieses Lob will ich an dieser Stelle einmal weitergeben an meinen Bruder. Er ist es nämlich, der nicht nur regelmäßig den Wochenbericht gestaltet, sondern auch die ganze Internetseite, auf der er sich befindet. Ich schicke immer nur Bilder und Text und lass ihn dann machen.
 
Heute also ein offizielles Dankeschön ihm für seine Hilfe!
 
[ Bitte gern geschehen ;-) ]
 
Mittwoch, 10.06.09:
Es ist wieder soweit. Wie jedes Jahr in der Übergangszeit zwischen Trocken- und Regenzeit wird das Wasser in unserem Viertel knapp und viele Brunnen versiegen. Kaum ein Haushalt ist an die städtische Wasserversorgung angeschlossen und die meisten, wie auch wir, versorgen sich mit Brunnenwasser. Dabei hat nicht jedes Haus einen eigenen Brunnen und die Bewohner sind darauf angewiesen, dass die Nachbarn sie aus ihrem Brunnen schöpfen lassen. Generell ist das kein Problem, doch wenn über Nacht nur einige Schüsseln Wasser in den Brunnen nachgesickert sind beginnt am frühen Morgen der Run auf das kostbare Nass. Ich gestehe, dass ich mein Wasser nicht selbst hole. Ich würde wahrscheinlich nicht einmal den Transport einer einzigen Wasserschüssel schaffen, immerhin sind es etwa 30 Liter, die über 200 Meter Entfernung auf dem Kopf balanciert werden müssen. Und so hilft mir eine Dame, indem sie mir zweimal wöchentlich meine Wassertonne füllt. Doch zu dieser Jahreszeit kommt sie oft nach 3 Schüsseln mit der Nachricht vom Brunnen zurück, dass das Wasser bereits zu schmutzig ist. Manchmal geht sie von Brunnen zu Brunnen, um wenigstens ein paar Schüsseln einigermaßen sauberen Wassers zu ergattern. Letztes Jahr hat mich diese Situation sehr in Stress versetzt, schließlich ist Wasser lebensnotwendig. Oft machte ich mir Sorgen. Doch Gott lehrte mich geduldig Vertrauen und zeigte mir, dass Er für die Bedürfnisse seiner Kinder sorgt. Nie saß ich wirklich auf dem buchstäblich Trockenen. Dieses Jahr bin ich schon sehr viel gelassener, denn ich weiß, dass uns unserer Vater im Himmel nicht im Stich lässt. Wenn das Wasser in meiner Tonne zur neige geht, bevor meine Haushaltshilfe zur Arbeit kommt, engagiere ich ein paar Nachbarskinder, die dann ausschwärmen und jeder 1-2 Schüsseln Wasser bringen. Dafür bekommt jeder 50 Francs. Das sind weniger als 10 Cents, doch genug, um sich den hungrigen Magen zu füllen. Am Ende ist schwer zu sagen wer sich mehr freut, ich über das Wasser oder die Kinder über das Geld. Und wenn Regenwolken den Himmel bedecken und das erste Grollen zu hören ist, werden alle Schüsseln unter den Dachüberhang gestellt um das Regenwasser aufzufangen. Bald wird der Regen regelmäßiger fallen und der Grundwasserspiegel wieder steigen. Und bis dahin wird Gott uns mit Wasser versorgen, da bin ich sicher.