Wir sind immer noch und noch für eine ganze Weile damit
beschäftigt, die Tradition und Kultur der Otammari zu erforschen. Heute möchte ich Euch deren Schöpfungsgeschichte erzählen:
Das Ei gilt als die kleinste denkbare Einheit, die gleichzeitig alles in sich beinhaltet. Eines Tages wurde Kuyié, der Sonnengott, immer
größer und voller. Erbarmungslos brannte er auf die Erde herab. Als man meinte er würde demnächst platzen, rollte etwas wie Tränen auf den
Sonnenstrahlen herab zu Erde. Doch es waren keine Tränen, es waren Eier, die auf den Strahlen sanft zur Erde und dort in ein Tal rollten.
In diesem Tal lebte Fèwafè, die heilige Schlange. Sie glitt zu den Eiern, doch anstatt sie zu verspeisen rollte sie sie eins nach dem anderen
vorsichtig in ihr Versteck. Dort rollte sie sich schützend um sie auf, als wollte sie sie ausbrüten. Nach einiger Zeit (einer Stunde, einem
Jahrhundert, einer Ewigkeit?) brach das erste Ei auf, dann ein zweites, dann ein weiteres, bis alle Eier aufgebrochen waren. Doch welch
eine Überraschung! Es waren keine kleinen Sonnen darin, keine Sterne, keine Monde, keine Vögel und erst recht keine Schlangen. Es waren
kleine Menschen! Aus jedem Ei schlüpften Zwillinge, ein kleiner Mann und eine kleine Frau. Alle Farben und Rassen waren vertreten. Alle
Menschen sind somit Kinder des Sonnengottes Kuyié. Deshalb gehen sie nicht auf allen Vieren, sondern stolz auf zwei Beinen, um ihren
Schöpfer zu betrachten.
Dienstag, 28.07.09:
Update Catherine:
Unsere letzte Information war, wie im letzten Wochenbericht geschildert, dass der Lastwagenfahrer und Unfallverursacher mit dem
Aufbau des Hauses das Ende der Regenzeit abwarten wollte. Aus irgendwelchen Gründen zog er dann aber doch am vergangenen Wochenende
schon die Mauern hoch, Lehmziegel mit Lehm als Mörtel zusammengefügt. Am Montag und Dienstag hatten wir Dauerregen und als Toussaint
am Dienstagabend zu Catherine ging, war alles wieder zusammengekracht. Man muss kein Bauingenieur sein um das vorherzusehen.
Diese erneute Enttäuschung für Catherine hätte echt nicht sein müssen. Nun richtet sie sich mit ihren wenigen Habseligkeiten in einer
Hütte neben ihrem Haus ein, die sie bisher als Küche benutzt hatte. Dort will sie das Ende der Regenzeit abwarten und wir werden
darauf achten, dass das Haus dann ordentlich wiederaufgebaut wird. Der bescheidene Obolus, den die Gemeinde Natitingou ihr überreicht
hat, hat ihr enormen moralischen Auftrieb gegeben. Jedenfalls dankte sie in der nächsten Abendversammlung Gott und sagte, wenn sie eine
gute Stimme hätte würde sie singen, bis sich das Wellblechdach hebt!
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