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Sonntag, 16.08.09:
Am vorletzten Samstag hatten wir, wie an jedem zweiten Sabbat im Monat, "Missionseinsatz". Das hat in unseren deutschen Gemeinden oft einen schlechten Beigeschmack und die Missionseinsätze beschränken sich in der Regel darauf, irgendwelche Karten in Briefkästen zu werfen. Ich will auch gar nicht bestreiten, dass sich Haus-zu-Haus Besuche in der westlich-individualistischen Kultur schwierig gestalten. Hier sehen unsere Missionseinsätze so aus, dass wir uns zu zweit oder dritt auf den Weg machen und Leute besuchen gehen. Manchmal sind es Leute die wir kennen, manchmal auch nicht. Manchmal sind es Krankenbesuche, manchmal auch nicht. Sie dienen einfach dazu, bei den Leuten vorbei zu schauen, Hallo zu sagen, ein paar freundliche Worte auszutauschen und uns so als Adventgemeinde etwas bekannter zu machen. Manchmal werden wir hereingebeten oder man bittet uns, im Hof Platz zu nehmen, manchmal grüßen wir die Leute im Stehen und gehen gleich weiter. Wo es sich anbietet und die Leute einverstanden sind, sprechen wir ein kurzes Gebet bevor wir weiterziehen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich manchmal keine Lust habe, vor allem wenn ich schon seit Wochen keinen Sabbatnachmittag zur freien Verfügung hatte. Doch ich habe es mir zur Regel gemacht, bei solchen Dingen nicht nach dem Lustprinzip zu entscheiden. Und jedes Mal wenn ich mich dazu „gezwungen“ hatte, am Missionseinsatz teilzunehmen, durfte ich danach gesegnet nachhause gehen. Dies war wieder so ein Tag. Ich war müde, wollte schlafen und lesen. Außerdem sah es nach Regen aus. Trotzdem rappelte ich mich auf und radelte zur Gemeinde. Als ich dort ankam, fand ich nur eine kleine Gruppe vor. Der Missionsleiter selbst war auch nicht erschienen und ich fragte mich schon völlig frustriert, wieso ich eigentlich nicht auch zuhause geblieben war auf meinem gemütlichen Sofa. Die Wolken wurden immer dunkler und wir beschlossen zu warten, wie sich die Wetterlage entwickeln würde. Doch nach 15 min. war es zwar nicht heller geworden, hatte aber auch nicht angefangen zu regnen. Wir wurden kribbelig und hatten den starken Eindruck, dass wir losziehen sollten. Und so teilten wir uns in zwei Gruppen auf und Margerite, Mama Odile und ich wollten eine junge Witwe besuchen, deren kleines Kind krank war. Als wir dort ankamen, fanden wir das kleine Kind bei guter Gesundheit vor, doch nun war ihre ältere Schwester schwer krank. Sie hatte hohes Fieber, Durchfall und war so schwach, dass sie sich nicht auf den Beinen halten konnte. Die Mutter war verzweifelt, da sie all ihr Geld für die Behandlung des kleineren Mädchens ausgegeben hatte und nun nichts mehr besaß. Mama Odile hatte 200 F bei sich und gab sie der Mutter. Ich hatte meine Tasche in der Gemeinde vergessen, war mir aber sicher, dass mein Geldbeutel eher leer war. Sabbats stecke ich mir nur das Geld für die Opfergaben im Gottesdienst ein und das war ja schon weg. Ich rannte trotzdem zurück zur Gemeinde, es war nicht weit und ich wollte wenigstens nachschauen. Unterwegs betete ich, dass wenigstens 500 F drin sein mögen, damit könnte sie die Erstbehandlung bezahlen. Ich schnappte meinen Geldbeutel und rannte zurück, mittlerweile hatte es angefangen zu regnen. Im Rennen sah ich nach und fand 1500 F! Das sind nur 2,50 €, aber eben genug für die Erstbehandlung und vielleicht sogar die wichtigsten Medikamente. Mama Odile hatte inzwischen der Frau geholfen, sich und das Kind fertig zu machen. Sie nahm das Geld, band sich das Kind auf den Rücken und rannte im strömenden Regen los in Richtung Krankenhaus. Wir rannten zurück in die Gemeinde. Dort nagelte uns ein Regenguss für die nächsten 30 min. fest und wir konnte keine weiteren Besuche mehr machen. Doch Gott hatte uns dahin geschickt, wo wir gebraucht wurden und wir durften einmal mehr seine Instrumente sein.
Im Laufe der Woche konnte ich ihr noch eine weitere Summe zukommen lassen, denn das Kind litt unter großer Blutarmut (verursacht durch Malaria und Mangelernährung) und brauchte eine Transfusion. Heute kam die Mutter zu mir nachhause um sich vielmals zu bedanken und mir zu sagen, dass es dem Kind wieder gut geht.

 
Sonntag, 09.08.09:
Ungeziefer. Wer sich davor ekelt, kann diesen Abschnitt gerne überspringen.
Ich hab mich in den vergangenen Jahren hier an vieles gewöhnt. Die flachen Spinnen, die aussehen, als hätte sie jemand an die Wand geklatscht, stören mich nicht mehr, denn sie bauen keine Netze. Doch ihre Kolleginnen, die es auch in Deutschland gibt, machen mir manchmal schon das Leben schwer. Wir waren nur 5 Tage weg und das Haus hängt voller Spinnweben, als wäre es ein Jahr lang unbewohnt gewesen. Ich habe sie alle mit dem Besen entfernt, doch in ein paar Tagen werden sie wieder da sein. Aber vielleicht nerve ich die Spinnen ja genauso und die Spinne denkt sich: „Gerade habe ich mein Netz mühevoll wieder aufgebaut und nun hat diese blöde Menschin es mir schon wieder eingerissen!“ Weniger sichtbar, aber dafür mehr Schaden anrichtend sind die Mäuse. Angefressene Keksschachteln im Vorratsschrank, Mäusekot im Wäscheschrank und sogar auf dem Küchentisch, Rascheln und Herumrennen auf dem Regal bei Nacht. Der Kater wittert die Mäuse zwar immer wieder hinter irgendwelchen Schränken und bezieht dann Lauerstellung, doch meistens schläft er über der Belagerung ein. Und nachts, wenn der Kater draußen ist, fressen die Mäuse seine Schüsseln leer. Mit Abstand das ekligste Ungeziefer sind die Kakerlaken. Natürlich gibt es die in einem sauberen Haushalt nicht, denkt sich die deutsche Hausfrau. Irrtum, liebe Kollegin. Meine Küche ist so sauber wie eine Küche hier nur sein kann, wenn man neben Putzen ab und zu auch noch was anderes macht. Trotzdem sind sie da. Sie verstecken sich in Ritzen und Ecken, hinter den Topflappen an der Wand, in Dosen und Schachteln die nicht völlig verschlossen sind. Ich bin wirklich nicht zimperlich, aber wenn ich Brot aufschneide und aus einem kleinen Loch kommt eine Kakerlake heraus, oder ich hebe einen Topfdeckel und sie sitzt auf dem Reis, dann ist meine Toleranzgrenze überschritten und ich tobe mit meinen Latschen nach Ungeziefer schlagend durch die Küche. Wenn ich alles erschlagen habe, was zu sehen und irgendwie zu erreichen war, fege ich zufrieden das Schlachtfeld und befördere die erlegten Kakerlaken und was mir sonst noch in die Quere kam nach draußen. Am nächsten Tag schaue ich vorsichtig hinter den Topflappen und da sitzt wieder eine...

 


 
P.S. Kakerlake nach Fotoshooting erfolgreich erlegt.