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Samstag, 26.09.09:
Die weltweite Adventgemeinde hat in der vergangenen Woche den 3. Johannesbrief studiert und heute in der Bibelstunde darüber ihre Gedanken ausgetauscht. Diesen Brief richtet der Apostel Johannes an einen gewissen Gaius, von dem nicht viel bekannt ist. Wir können dem Brief aber entnehmen, dass er umherreisenden Missionaren Unterschlupf und Verpflegung gewährte und sie für die Weiterreise mit allem Nötigen ausstattete. Dafür wird er von Johannes gelobt und aufgefordert, trotz verschiedener Widerstände weiterzumachen. In Vers 8 erinnert er ihn:
"Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen, damit wir Mitarbeiter der Wahrheit werden".
Bis heute kann die Verbreitung der Frohen Botschaft nur so gelingen - die einen gehen aus als Missionare, die anderen, die in ihren örtlichen Gemeinden bleiben, unterstützen sie und sorgen für ihren Lebensunterhalt. Beide sind Mitarbeiter, Gehilfen der Wahrheit, eine sehr schöne Bezeichnung. In diesem Sinne herzlichen Dank an alle, die unsere Missionsarbeit hier in Benin durch ihre finanziellen Mittel und Gebete unterstützen!
 
Montag, 14.09.09:
In den letzten Tagen durfte ich mit eigenen Augen sehen, wie Gnade einen Menschen verändern kann. In unmittelbarer Nachbarschaft unseres Hauses befindet sich ein Waisenhaus/Internat. Leider ist es sehr schlecht organisiert und es gibt keine Person, die die Kinder richtig betreut und beaufsichtigt. Und so haben einige Kinder schlechte Gewohnheiten angenommen, stehlen und lügen. Toussaint, der durch den Bau schon seit vielen Monaten täglich hier war hatte den Kindern, die oft zum Helfen oder auch nur zum Zuschauen kamen, gleich die Regeln erklärt: Wer stiehlt, wird vom Grundstück verwiesen und darf nicht mehr kommen. Wer etwas braucht oder haben möchte, kann fragen. Bereits während der ersten Tagen nach unserem Einzug fiel mir ein Duo auf, Bachirou und Donné, ca. 8-10 Jahre alt. Sie schlichen immer mit finsterer Miene um unser Haus und sahen wirklich aus, wie ein Banditenpaar aus einem alten Film, nur in Kleinformat. Tatsächlich erwischte sie Toussaint bald, wie sie Mais von unserem Feld klauten und er erteilte ihnen, wie angekündigt, die rote Karte. Während der darauf folgenden Tage wurden der Mais und unsere Erdnüsse reif und mussten geerntet werden. Viele Kinder kamen zum Helfen und es saß eine fröhliche Runde in unserem Hof um Erdnüsse abzupflücken und Blätter von den Maiskolben abzulösen. Bachirou war traurig, dass er nicht dabei sein konnte und ging zu Toussaint. „Grand Frère (großer Bruder), es tut mir leid, dass ich gestohlen habe. Ich werde es nicht wieder tun. Darf ich wieder kommen?“ Toussaint gewährte ihm Gnade und Bachirou kam. Mit dem breitesten Lächeln im Gesicht machte er sich an die Maiskolben. Seine kleinen Hände wurden schnell müde, doch er arbeitete weiter. Auch als die Sonne hoch am Himmel stand und alle anderen nachhause gingen, um sich auszuruhen, saß Bachirou noch da in einem Berg abgelöster Blätter und machte weiter. Danach fegte er sogar noch den Hof. Seither kommt er jeden Tag und seine Miene ist längst nicht mehr finster (außer wenn er Hunger hat).
 

 
 
Es zeichnet sich bereits ab, dass wir, insbesondere Toussaint, unter diesen Kindern ein weites Betätigungsfeld haben werden und wir beten, dass wir ihnen gute Vorbilder sein und ihnen in vielen Situationen mit guten Ratschlägen und Hilfeleistungen zur Seite stehen können.
 
Samstag,12.09.09:
Heute haben wir die Gruppe in Toucountouna, 25 km nördlich von Natitingou besucht und mit ihnen den Gottesdienst gefeiert. Die Gruppe besteht seit einigen Monaten und wurde von dem einheimischen Evangelisten Boni Kaky und seiner Frau Colette gegründet (unterstützt vom Förderverein Adventistischer Gemeindegründung e.V.). Knapp 10 Erwachsene und 25-30 Kinder versammeln sich in einem Unterstand aus Strohmatten zum Gottesdienst. Zuerst wird aus vollem Herzen gesungen.
 
 
Dann unterrichtet Boni die Erwachsenen und behandelt biblische Themen und adventistische Glaubensgrundsätze, während Colette den Kindern biblische Geschichten erzählt. Es hat uns eine große Freude gemacht zu sehen, wie aktiv diese kleine Gruppe ist. Man ist manchmal geneigt, eine große Kinderschar als angenehmes Nebenprodukt zu betrachten, dem aber nicht allzu viel Bedeutung beizumessen ist. Doch diese Sichtweise ist kurzsichtig. Besonders in einem Milieu wie unserem, in dem Missionsarbeit sich über viele Jahre hinzieht, wenn das Evangelium wirklich Wurzeln schlagen soll, sind gerade die Kinder, die im Kindergottesdienst betreut und unterrichtet werden, die Stützen der Gemeinde von morgen, manchmal sogar schon von heute. Boni berichtete uns, dass eine Gruppe dieser Kinder und Teenager seit einigen Wochen jeden Sabbatnachmittag einen Fußmarsch von 5 km macht, um in einem Nachbardorf die biblischen Geschichten zu erzählen, die sie am Vormittag von Colette gelernt haben.
 

Und danach wieder 5 km zurück. Es war ihre eigene Idee und kein Erwachsener begleitet sie. In wenigen Jahren werden diese Kinder alt genug sein, um Führungsrollen in der Gemeinde zu übernehmen. Wenn sie bereits heute die Initiative übernehmen, Zeugen für Christus zu sein, umso besser!