Montag, 02.11.09:
Ein Mensch kann eine Unzahl Bekannte haben, doch echte Freunde sind rar im Leben. Das mussten wir in unserem Team auf
die eine oder andere Weise in der letzten Zeit erneut erfahren. Ein guter Freund von Suzy machte in den vergangenen
Monaten durch Frauengeschichten von sich reden, was ihm keiner zugetraut hätte. Obwohl er nach wie vor seine Unschuld
beteuert, wiegt die Masse der unrühmlichen Berichte schwer. Eric wollte einer befreundeten Familie helfen, eine Latrine
zu bauen. Da seine finanziellen Mittel begrenzt sind, wollte er mit ihnen die günstigste Bauart und Größe besprechen
und dann den Bau realisieren. Leider wurde seinen Vorschlägen mit geradezu unverschämten Forderungen begegnet. Seinen
Vorschlag, durch Eigenleistung (Ausgraben der Grube) die Kosten zu senken, wiesen sie entsetzt-beleidigt zurück. Da
macht Helfen nicht wirklich Freude. Wir wurden unsererseits von einem langjährigen Freund enttäuscht, der uns schon
oft bei Auto- und Motorradreparaturen geholfen hatte und dem wir schon unzählige Male unsere Fahrzeuge anvertraut
hatten. Diesmal verschwand er für fast 24 Stunden mit unserem Projektfahrzeug von der Bildfläche, beantwortete unsere
Anrufe nicht und behauptete später, sein Telefon sei kaputt. Er hatte allerdings abgenommen, als wir mit einer ihm
unbekannten Nummer anriefen und nur die Anrufe von Toussaints Handy abgewiesen. Auf die Frage, weshalb er das Auto
erst am nächsten Tag zurückgebracht hatte, erzählte er eine unstimmige Geschichte. Da er Elektriker ist und den
Kilometerzähler mit Leichtigkeit aushängen kann wissen wir nicht, wie weit er damit gefahren ist. Wir danken aber
Gott, dass er keinen Unfall gebaut hat und wir nun wissen, dass wir ihm nicht mehr vertrauen können, bevor mehr
Schaden entsteht.
Diese Erfahrungen sind schmerzhaft und man fragt sich, wem man eigentlich noch vertrauen kann. Es hat mich auch
insofern nachdenklich gemacht als ich überlegt habe, ob ich vielleicht auch schon Menschen, die mir vertrauten,
bitter enttäuscht habe, ohne es zu merken. Schließlich ist es auch eine Erinnerung daran, dass unser wahrer Freund
Jesus Christus heißt und dass Er uns nie enttäuschen wird, was auch kommen mag. Er wird uns nie im Stich lassen,
Er wird uns nie ausnützen oder anlügen und Er stellt keine Bedingungen für seine Freundschaft. Er ist einfach
nur da als unser bester Freund, immer und überall bereit wenn wir ihn brauchen oder mit ihm zusammen sein wollen.
Sonntag, 01.11.09:
Das "Landleben" bringt es mit sich, dass wir ziemlich viel tierischen Besuch bekommen. Morgens um 6 weckt uns
zuverlässig Nachbars Hahn, der mit seinen Frauen unsere Terrasse viel gemütlicher findet als sein eigentliches
Zuhause. Neulich hat sich ein Vogelpärchen im Dachstuhl unseres Wohnzimmers häuslich eingerichtet. Den ganzen
Nachmittag zwitscherten und flatterten sie fröhlich darin herum und ließen sich dann für die Nacht nieder.
Erst am nächsten Morgen lockten die Sonnenstrahlen sie durch die offene Terrassentür wieder ins Freie. Eine
Zeitlang saß jeden Abend ein fetter Frosch vor der Tür und ließ sich die Insekten schmecken, die durch das
Außenlicht angezogen wurden. Ich musste ziemliche Überzeugungsarbeit leisten dass ich Frösche mag, da unsere
Jungs vom Internat nebenan immer schnell bereit waren, ihn unsanft zu beseitigen. Eines Morgens, als etwas
unterhalb unseres Hauses Bäume gefällt wurden, wurde eine Fledermaus dadurch plötzlich heimatlos und wollte sich
ebenfalls im Gebälk einrichten, die haben wir dann aber doch schnell wieder vertrieben. Sie ist dann in einen Baum
am Rande unseres Grundstücks übergesiedelt. Die Maus, die eine zeitlang in meinem Backofen wohnte, war es anscheinend
Leid, immer fliehen zu müssen, wenn Backtag war (ich konnte sie regelmäßig aus dem Herd rennen sehen, sobald der Ofen
heiß wurde!) und ist ebenfalls umgesiedelt. Nachdem jeder Versuch mit Mausefallen fehlgeschlagen war (die Leckerbissen
waren weg und die Maus auch) haben wir zu Rattengift gegriffen und bereist zwei Opfer gefunden. Eine unterm Schrank
und eine in meiner Schreibtisch-
schublade. Davor hatte sie dort noch
meine Karamellbonbons angeknabbert, und die teile ich
eigentlich nur mit Toussaint (wenn überhaupt).Leider finden wir auch immer wieder Skorpione, aber glücklicherweise
wurde noch niemand gebissen. Zur Beruhigung: ihre Bisse sind zwar sehr schmerzhaft, aber nicht lebensgefährlich.
Als es noch regelmäßiger regnete, kamen auch jeden Abend Grillen aus ihren Erdlöchern. Sie machen einen ohrenbetäubenden
Lärm. Das rief dann aber auch unsere Jungs auf den Plan und mit trickreichen Jagdmethoden füllten sie ihre Schüsseln,
um die Grillen anschließend aufzuspießen und zu grillen. Wie der Name schon sagt. Ich habe dankend abgelehnt...
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Dienstag 27.10.09:
Vom 19.10.-31.12.09 sind in Benin deutsche Kulturwochen. Thematisiert wird vor allem der Mauerfall vor 20 Jahren, wobei
an verschiedenen Orten Filme wie "Good-bye Lenin" gezeigt werden, Theaterstücke aufgeführt werden und auch eine Ausstellung
gezeigt wird. Nächste Woche kommt die Ausstellung nach Natitingou und ich bin schon gespannt darauf. Was allerdings die
Veranstaltung zur Eröffnung des deutschen Karnevals am 11.11. um 11h11 bei der Präfektur hier in Natitingou anbelangt,
da werde ich wohl mit Abwesenheit glänzen. Oder wird mich die Neugierde vielleicht doch hintreiben ?
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