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Montag, 28.12.09:
Die Tage zwischen den Jahren, wie man so schön sagt. Schön besinnlich und ruhig, nicht wahr? Ich fühle mich eher wie in einem Ferienlager oder auf einer Tagesfreizeit. Den ganzen Tag spielen die Kinder des Waisenhauses auf dem Platz hinter unserem Haus Fußball (mit Toussaint als Schiedsrichter und Paula als Stolperfalle), grillen Yams am offenen Feuer und abends sitzen sie im Wohnzimmer vor dem Fernseher und schauen Zeichentrickfilme oder auf der beleuchteten Terrasse und spielen Puzzle.
Die Weihnachtstage sind vorbei und wir haben ausgiebig gefeiert. Den Heiligabend haben wir als Team hier bei uns verbracht. Es gab Geschenke von allen für alle und jeder hatte etwas Leckeres zu Essen mitgebracht. Wie immer an solchen Festen blieb eine Menge übrig. Naja, nicht wirklich übrig. Nach fünf Minuten hatten die Jungs vom Waisenhaus den Topf leer. Kaum zu glauben, dass man Kindern ein Weihnachtsgeschenk damit machen kann, dass sie einmal mit richtig vollem Bauch schlafen können. Da bekommt Schenken eine neue Bedeutung. Oder vielleicht sollte ich sagen, es bekommt wieder seine ursprüngliche Bedeutung.

 
 
Am Freitag haben wir Freunde im 50 km nördlich gelegenen Tanguieta besucht und am Sabbat war die ganze Gemeinde Natitingou bei der Gemeinde Boukombé, 50 km östlich von hier, eingeladen. Der ganze Großbezirk war zusammengekommen, manche knapp 40 km zu Fuß, dazu viele Gäste und Freunde. Es wurde viel gesungen, jede Gruppe hatte seinen Chor mitgebracht. Das Gottesdienstprogramm wurde von der Pfadfindergruppe aus Natitingou gestaltet, die wie immer in ihren Uniformen strahlte und glänzte. Die anderen Gemeinden unseres Bezirkes haben (noch) keine Pfadfindergruppen und so war das gewissermaßen eine "Promotion". Nach dem geordneten Einmarsch präsentierten die Kinder das Pfadfindermotto und die Mottolieder. Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, dass eines der Mottolieder auf die Melodie von „Mein Vater war ein Wandersmann“ gesungen wird. Wo wir "Hollahi" und "Hollaho" singen, singen sie "Il vit" - Er lebt! Dann hielt der Leiter Eric die Weihnachtspredigt und anschließend gab es für alle ein reichliches Mahl. Es war schön, mal wieder all die Freunde aus den anderen Gruppen zu sehen und zusammen Gottesdienst zu feiern.
 
 
Am Sonntag feierten wir dann noch einmal zuhause, diesmal mit den Kindern des Waisenhauses. Mithilfe von Spendengeldern konnten wir für jedes Kind eine Tüte mit Keksen, Kugelschreiber, Waschmittel, Seife, Kakao und einer kleinen Flasche Fanta füllen. Jedes Kind musste aber zuerst ein Lied singen oder ein Gedicht aufsagen. Wir hatten alle viel Spaß und die Kinder freuten sich riesig über ihre Tüte. Für viele war sie das einzige Weihnachtsgeschenk. Anschließend gab es noch Spiele auf dem Fußballplatz mit Bonbons als Preise. Und seither ist hier jeden Tag Ferienstimmung, nur ich sitze in meinem kleinen Büro und muss arbeiten…
 
 
Hattet Ihr auch so schöne Weihnachten ?
 
Samstag, 19.12.09:
Heute hatten wir im doppelten Sinne einen besonderen Gottesdienst. Zum einen, weil der Vorsteher der Benin-Vereinigung zu Gast war (allerdings auf Urlaub), zum anderen, weil der Gottesdienst von den Kindern der Gemeinde gestaltet wurde. Ich muss sagen, wenn die ganze Kindergruppe auf dem Podium steht, sind die Bänke der Gemeinde ziemlich leer…Es war eine Freude zu sehen, wie die Kinder mitmachen, und ihre Lieder und anderen Darbietungen zu hören. Wir haben zurzeit in der Gemeinde mit dem Problem zu kämpfen dass einige Brüder, die seit Jahren zur Gemeinde gehören und eigentlich unseren Jugendlichen und den "jüngeren" Gliedern ein Vorbild sein sollten, in offener Sünde leben und ihr Fehlverhalten weder einsehen noch ändern wollen. Das frustriert und macht traurig, weil sich die Brüder nicht nur selber schaden, sondern ihr Verhalten eine Gefahr für die ganze Gemeinde ist und deren Entwicklung hemmt. Gerade vor diesem Hintergrund war es besonders schön, die Kinder zu sehen. In diesem Zusammenhang machte mich das Thema der Lektion sehr nachdenklich. Es ging dabei um die zweite Generation des Volkes Israel seit dem Auszug aus Ägypten. Die erste Generation durfte wegen ihrer fortwährenden Sünden nicht ins verheißene Land ziehen. Es scheint fast, als ob auch die Gemeinde Natitingou erst in der zweiten Generation wirklich die Verheißungen Gottes in Empfang nehmen könnte, weil sich die erste Generation wegen ihrer Sünden selbst den Weg versperrt.