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Montag, 11.01.10:
Das ist Fiacre und ich freu mich jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Mehr als über andere Babys. Warum? Weil Gott durch ihn ein Wunder vollbracht hat. Vor ziemlich genau einem Jahr wollte Joseph seine Frau Margerite aus dem Haus jagen und setzte ihr ein Ultimatum. Margerite gehört seit einigen Jahren zu unserer Gemeinde und ihr Mann kommt ab und zu zum Gottesdienst, hält sich ansonsten aber distanziert. Die Ehe funktionierte schon seit längerer Zeit nicht mehr und Joseph hatte wohl auch eine andere Frau, so gingen jedenfalls die Gerüchte. Nun ist es so, dass eine Frau hier nicht wirklich alleine leben kann mit ihren Kindern, sie muss zu ihren Eltern zurück, mit all der Schande die das mit sich bringt. Zu allem Unglück ging es Margerite zu der Zeit auch gesundheitlich nicht gut, sie hatte immer wieder starke Unterleibsschmerzen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie eine Fehlgeburt gehabt. Joseph erklärte, dass ihn das nichts anginge und weigerte sich, die Behandlungskosten für sie zu bezahlen. Und so sprang ich in die Bresche und schickte Margerite mit einer anderen Schwester aus der Gemeinde zum Arzt. Dort wurde dann festgestellt, dass sie wieder schwanger war. Eine Welt brach für Margerite zusammen. Sie wusste schon nicht, wie es für sie und ihre 3 kleinen Kinder weitergehen sollte. Wie sollte sie da noch eine Schwangerschaft verkraften? Ich sprach lange mit ihr und erinnerte sie an die Verheißungen unseres Herrn, dass Seinen Kindern alle Dinge zum Besten dienen müssen und dass Er sie und ihre Kinder nie verlassen sondern sich um sie kümmern würde. Ich hatte begründete Befürchtungen, dass sie die Schwangerschaft abtreiben könnte (die Frauen hier kennen verschiedene Pflanzen, mit deren Aufguss eine Abtreibung relativ einfach und ohne fremde Hilfe möglich ist) und bat sie inständig, das nicht zu tun, sondern auf Gott zu vertrauen. Ich sagte ihr auch unsere Unterstützung zu, soweit es uns möglich sei. Sie ging weiter zur Behandlung, bis ihre Schmerzen abgeklungen waren. Einige Brüder aus der Gemeinde sprachen mit Joseph und konnten die
Lage soweit beruhigen, dass seine Frau und die Kinder bleiben durften. Sie blieb, ihre Gesundheit besserte sich und auch die Spannungen ließen etwas nach, aber während vieler Wochen waren keine Anzeichen einer Schwangerschaft zu erkennen. Ich traute mich nicht, nachzufragen und hoffte einfach weiter, bis dann eines Tages doch erkennbar war, dass sie ein Kind erwartete. Um die Geschichte nicht unnötig in die Länge zu ziehen - Margerite brachte einen gesunden, hübschen Jungen zur Welt, der heute der ganze Stolz seines Vaters ist. Bei jeder Gelegenheit preist Joseph Gott für seine Familie und möchte nun auch getauft werden. Der Heilige Geist hatte schon lange an sein Herz geklopft und die Freude und Dankbarkeit über den Stammhalter bewirkte nun, dass Joseph sich öffnete. [ Neues im Bericht 17.04.2010 | Seite 42 ]
 
Sonntag, 03.01.10:
Hinter uns liegt das erste offizielle Junioren - Pfadfindercamp auf unserem Grundstück. Zugegeben, es war nur ein Minilager, aber man soll ja bekanntlich klein anfangen, und Spaß hatten wir genug. Da es hier keine Zelte gibt und wir auch nicht gerade Unsummen dafür ausgeben wollten, Planen nähen zu lassen, kauften wir große Säcke, in denen normalerweise Mais oder anderes Getreide aufbewahrt wird. Die trennten wir auf und nähten dann jeweils 4 zu einer großen Plane zusammen. Auf dem Platz wurden dann 2 Stöcke, vorne und hinten, in die Erde gesteckt, oben mit einer Schnur verbunden und die Plane drübergelegt. Die Ecken wurden mit Steinen beschwert und fertig war das 2-3-Kinder-Zelt.

 

Zum Glück gibt es zurzeit keine Moskitos, aber die Kälte kroch den Kindern doch ganz schön in die Glieder. Am Sabbatnachmittag begann das Lager mit einer Wanderung, wie sich das gehört. Die Kinder trafen sich an der Gemeinde und kamen dann über die Hügel zu uns gewandert. Hier wurden erst die Zelte aufgestellt und dann noch Fußball und anderes gespielt, bis es dunkel wurde und das Abendessen fertig war. Ich hatte eines der älteren Mädchen vom Internat gebeten, mir beim Kochen zu helfen. Ich bin zwar eine ganz passable Köchin (sagen jedenfalls die Leute, die ich bekoche), doch für 15 Leute und dazu auf dem offenen Feuer - da wollte ich doch lieber nicht experimentieren. Kinder können ziemlich grantig werden, wenn das Essen nicht schmeckt, das kann dann das ganze Lager vermiesen. Unsere Köchin war ein echter Glückstreffer, alle waren hellauf begeistert. Nach dem Essen wurde dann das Lagerfeuer angezündet, es gab eine Abendandacht und Ratespiele und zu später Stunde noch einen Leckerbissen. Ich hatte mir im Vorfeld überlegt, womit ich den Kindern eine Freude machen könnte ohne mich bei diesen Mengen völlig in Unkosten zu stürzen (was bei Kuchen oder Popcorn der Fall gewesen wäre). Und da fiel mir das gute alte Stockbrot ein und ich holte mir das Rezept aus dem Internet. Es war dann auch tatsächlich der Renner des Abends, denn schon ganz normales Brot ist für diese Kinder ein Luxus, den sie selten bis nie genießen können. Es blieb auch noch genügend Teig übrig, so dass ich Brötchen fürs Frühstück backen konnte. Dafür musste ich dann zwar bis Mitternacht aufbleiben, bis mein kleiner Ofen alle Brötchen gebacken hatte, aber das war es wert. Wegen der Kälte krochen die Kinder schon recht früh am Sonntagmorgen aus den Zelten und entfachten wieder das Feuer um sich aufzuwärmen. Die Temperaturen gehen nachts in Bodennähe auf 15° C runter und die Kinder besitzen keine Schlafsäcke und Isomatten und hatten nur leichte Decken. Nach dem Frühstück mit Maisbrei und Brötchen wurden erst die Zelte wieder abgebaut, dann gab es etwas Sport und anschließend eine Unterrichtsstunde mit dem Pfadileiter Eric in der Hütte. Danach bis zum Abmarsch am Nachmittag wieder Sport und Spiel, unterbrochen durch das leckere Mittagessen. Es war der letzte Ferientag, morgen beginnt die Schule wieder, doch daran wollte niemand denken. Sie verausgabten sich völlig auf dem Fußballplatz und vergaßen dabei, dass sie noch einen guten Fußmarsch vor sich hatten. Der war dann laut Eric auch etwas zäh und eher schweigsam, aber schließlich kamen doch alle gut zuhause an. Es war ein anstrengendes Wochenende, hat aber großen Spaß gemacht.
 

 

 

 

 

 
Freitag, 01.01.10:
Das Neue Jahr hat begonnen, hier ganz ohne Feuerwerk und Knallerei, aber doch erstaunlich wach. Seit ich hier in Benin lebe war es der erste Jahreswechsel, an dem viele Leute tatsächlich wach geblieben sind und das Neue Jahr willkommen geheißen haben. So auch wir, ganz gemütlich zuhause, mit unserem Neffen, der die Weihnachtsferien bei uns verbringt, und seinem Freund aus dem Waisenhaus.
Allen treuen oder auch nur gelegentlichen Lesern des Wochenberichtes möchten wir alles Gute für das Jahr 2010 wünschen. Natürlich wünschen wir jedem, dass es ein glückliches Jahr wird, bestimmt von Gesundheit, Erfolg und Zufriedenheit. Doch vor allem wünschen wir allen, dass uns dieses Jahr näher zu Christus bringt, denn das ist das Einzige, was am Ende zählt.