Neueste | ... | 37 | 36 | 35 | ... | 1
 
Sonntag, 21.02.10:
Habt Ihr Euch jemals gefragt, warum Cashewnüsse so teuer sind ? Hier ist die Antwort: Das ist keine Nuss, die man mal eben knacken und sich gleich darauf in den Mund schieben kann. Die Cashewnuss wächst unterhalb einer Frucht, die Cashewapfel genannt wird, weil sie einem Apfel ziemlich ähnlich sieht. Die Frucht ist essbar, saftig und sauer, so sauer, dass man davon ein pelziges Gefühl im Mund bekommt (mit anderen Worten: ich mag sie nicht). Die Schale der Nuss ist öl- und säurehaltig. Auf dem Markt hab ich mal gefragt, was mit den Bergen ungerösteter Cashewnüsse geschieht und man sagte mir, dass daraus Flugzeugbenzin gemacht wird. Das hab ich denen nicht abgekauft, aber mein schlaues Lexikon sagt, dass das Schalenöl zu Formaldehyd-Kunstharz und zu Tinte verarbeitet wird. Wenn man die Nuss einfach so aufknacken würde, würde man sich die Hände verätzen. Man muss die Nüsse mitsamt der Schale im Feuer rösten (geht am besten in einer großen Konservendose, die unten Löcher hat), bis die Säure und das Öl verbrannt sind und die Schale schwarz ist. Dann kann man sie aufknacken und die Cashewnuss herausholen. Dabei muss man natürlich aufpassen, dass nicht gleich alles verbrennt, muss also die Nuss rechtzeitig aus dem Feuer holen.

 
 
 
Industriell wird das sicher ein bisschen anders gemacht, aber Ihr könnt Euch jetzt vorstellen, dass der Prozess recht aufwändig ist. Aber Aufwand hin oder her, jetzt sind Ferien, die Kinder ziehen los in die Wälder und kommen mit vollen Taschen zurück. Dann wird neben unserer Hütte die Maschinerie angeworfen und am Ende bekomme ich eine Handvoll frische Cashewnüsse.
 
Montag, 15.02.10:
"Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen." Joh. 7,37-38
 
In meiner Morgenandacht studiere ich zurzeit das Johannesevangelium. Darin bezeichnet sich Jesus immer wieder als das Wasser des Lebens. Beim Studium dieser Texte hab ich mir überlegt, welche Bedeutung diese Aussage eigentlich hat in einem Land, in dem Wasser IMMER vorhanden ist und man nur den Hahn aufzudrehen braucht. Ist dem Menschen da noch bewusst, wie sehr sein Leben vom Wasser abhängt, wie wertvoll es ist? Wir haben da eine etwas andere Perspektive. An Waschtagen geht der Wasserspiegel im Brunnen merklich zurück und es kommt dann auch schon mal vor, dass er abends nichts als braune Brühe hergibt. Im Waisenhaus nebenan geht das Wasser nicht aus, da der Brunnen dort tiefer ist, aber man muss das Wasser eben mühevoll hierher schleppen, Eimer für Eimer. Da teilt man sich den Verbrauch schon ganz anders ein und ist sehr sparsam   mit  dem  wertvollen  Nass. Hier deshalb

ein Vorschlag an all diejenigen, die besser verstehen wollen, welche Bedeutung Wasser im Leben hat und was Jesus damit meint, wenn er sich selbst als Wasser des Lebens bezeichnet: Füllt am Morgen einen 15L Eimer mit Wasser und stellt ihn Euch in die Küche oder ins Bad. Versucht mit dieser Menge Wasser auszukommen bis zum Abend. Davon ausgenommen sind natürlich die Klospülung und auch Spül- und Waschmaschine. Dazu bekommt jeder noch einen Eimer für die Dusche. Das ist in etwa unser alltäglicher Wasserverbrauch, wenn nicht Putz- oder Waschtag ist. Glaubt mir, es reicht.
 
Und sagt jetzt nicht, wir sind kleine Schweinchen!
Mittwoch,10.02.10:
Ich sitze in Cotonou und schlage die Zeit tot. Naja nicht wirklich, ich nutze sie, um Emails und Berichte zu schreiben. Letzte Woche war unser Supervisor Laurence Burn zur halbjährlichen Stippvisite bei uns zu Gast und am vergangenen Sonntag haben Suzy und ich ihn hierher begleitet und dabei gleich das Auto generalüberholen lassen. Eigentlich wollten wir heute schon wieder auf dem Heimweg sein, doch irgendein Ersatzteil konnte der Mechaniker erst gestern Abend auftreiben. Ich war schon einkaufen, Pizzaessen und Eisessen und mehr hat diese stinkende Großstadt nicht zu bieten. Alles ist teurer geworden, es gibt kaum noch Sonderangebote und der Laden, bei dem ich bisher Ritter Sport Schokolade kaufen konnte (ein Stück Heimat sozusagen) hat diese auch nicht mehr im Sortiment. Und so sitze ich jetzt im Zimmer der Herberge und hoffe sehr, dass wir das Auto heute noch aus der Werkstatt holen und morgen früh abfahren können.
Donnerstag und Freitag vergangener Woche saßen wir von morgens bis abends mit Laurence zusammen, machten Bestandsaufnahme und einen "Fahrplan" für die nächsten Monate. Die Bestandsaufnahme zeigte, was wir eigentlich schon wussten. Mit unserer Forschungsarbeit, dem so genannten "Scrapbook" sind wir in Verzug. Das liegt nun nicht etwa daran, dass wir uns zu oft am Wasserfall vergnügen sondern vielmehr daran, dass unsere Mitarbeit in der örtlichen Gemeinde mehr Zeit in Anspruch nimmt, als wir eigentlich haben. Das ist aber nun einmal so und wir haben nun unseren Zeitplan entsprechend angepasst und mit Laurence auch besprochen, was wir ändern können und müssen, um noch effektiver zu arbeiten. Wir hoffen sehr, dass die Familie Harral (Jason hatte uns ja Ende Oktober letzten Jahres für 2 Wochen besucht) im Oktober tatsächlich hierher kommen wird, um unser Team zu verstärken, denn zu zweit weiß man oft einfach nicht, was man als nächstes unter den Tisch fallen lassen soll, denn alles schafft man irgendwie nie.