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Sonntag 28.02.10: | Finanzamt Natitingou     [ Updaten zum Bericht 14.01.2010 | Seite 34 ]
Ich weiß, dass ein paar Leute gespannt auf die Fortsetzung dieser Geschichte warten, und so will ich Euch nicht länger auf die Folter spannen. Vor ungefähr zehn Tagen schrieb ich zwei höflich-bestimmte Briefe an den Direktor des Finanzamts. In dem einen wies ich ihn darauf hin, dass die zwei Personen, an die Steuerbescheide mit der Anschrift "c/o Adventgemeinde Natitingou" ergangen waren, keine Glieder unserer Gemeinde und uns darüber hinaus unbekannt sind. Diese Kleinigkeit hatte ich bisher vergessen, Euch zu erzählen. Mit unserem Steuerbescheid habe ich nämlich zwei weitere Bescheide erhalten an Leute, die keiner von uns kennt. Bei meiner persönlichen Vorsprache hatte sich der Direktor geweigert, diese beiden Steuerbescheide zurückzunehmen und verlangte auch da eine schriftliche Erklärung. Vorher befragte er mich aber so eindringlich dass ich schon dachte, er verlangt jetzt gleich die Gemeindeliste um nachzuprüfen, ob die Namen da wirklich nicht draufstehen. In dem anderen Schreiben erklärte ich, dass unsere beiden Kapellen ausschließlich für Gottesdienst und ähnliche Versammlungen genutzt werden und daher steuerbefreit sind. Dabei erwähnte ich natürlich, dass diese Erklärung bereits mehrfach mündlich beim Finanzamt erbracht worden war (damit er nicht wieder auf die Idee kommt, uns für die Altjahre zu besteuern). Ob diese Briefe nun ordentliche Einsprüche waren oder nicht weiß ich nicht, denn eine Rechtsbehelfsbelehrung hatten die Bescheide ja nicht aufzuweisen. Ich traf mich dann an einem Vormittag mit Basile, unserem Gemeindeleiter (der auch unterschreiben muss und den männlich-afrikanischen Part in unserer Verteidigungsrede spielen sollte) vor dem Finanzamt. Er las die Schreiben durch, unterschrieb und meinte dann, dass da ja eigentlich alles drin stünde. Und so beschlossen wir kurzerhand, dass wir keine Lust auf eine unerquickliche Diskussion mit dem Direktor haben, die nur der Zur-Schau-Stellung seiner Autorität dienen sollte und für uns Zeitverschwendung bedeuten würde, denn zahlen würden wir nicht, das stand fest. Also beschlossen wir kurzerhand, dass Basile die Briefe bei der Sekretärin abgibt (ich durfte meine weiße Haut auf keinen Fall zeigen) und wir dann abwarten, was passiert. Der Direktor weiß ja, wo er uns findet. Gesagt - getan, völlig unspektakulär (seid Ihr jetzt enttäuscht?). Bis jetzt ist nichts passiert und wir hoffen sehr, dass die Geschichte keine weitere Fortsetzung haben wird. Bis zum nächsten Steuerbescheid Anfang 2011 vermutlich…

 
Donnerstag,25.02.10:
An den vergangenen 3 Tagen fand hier das zweite Pfadfinderlager der Adventgemeinde Natitingou statt. Diesmal jedoch ohne Stockbrot und andere Leckereien. Es kamen nämlich die „Senioren“, die über 15-jährigen, und Teil der Übung war, dass sie sich selbst verpflegen und alles mitbringen, was sie zum Kochen brauchen. Praktischerweise ist diese Gruppe kleiner, denn wir haben bisher nur 5 Maissack-Zelte plus Suzys und Erics Igluzelte für die Leiter. So konnten sie zu zweit oder auch alleine im Zelt schlafen und es war nicht allzu beengt, denn 15jährige sind ja bekanntlich größer als 8jährige und rugeln vielleicht auch nicht mehr so gerne auf den Zeltnachbarn drauf wie die Kleinen. Am ersten Tag wanderten sie also nachmittags mit allem Gepäck, den Kochutensilien und Zutaten für ihre Mahlzeiten von der Gemeinde hierher. Dabei hat natürlich keiner eine Isomatte oder einen ordentlichen Rucksack. Zum Schlafen brachten sie ihre Matten, ihre Habseligkeiten hatten sie in Plastiktüten, die Mädchen ihre in Waschschüsseln auf dem Kopf. Sie kamen gegen 16h hier an, stellten die Zelte auf, suchten Holz und begannen, das Abendessen zu kochen. Am zweiten Tag stand eine Wanderung nach Puya auf dem Programm, das sind einfach 15-20 km. Sie kamen nicht gerade superfrüh aus den Federn und brauchten auch ewig, bis das Frühstück fertig war, so dass sie erst gegen 9h losmarschierten und so den ganzen Tag in der Hitze laufen mussten. Begleitet wurden sie von Suzy und Boni, einem unserer Laienevangelisten. Ich musste leider zuhause bleiben, denn irgendjemand musste ja auf den Zeltplatz aufpassen und außerdem hatte ich einige „Ferienkinder“ zu Gast. Gegen 17h waren sie zurück und mächtig platt. Ich glaube nicht, dass irgendeiner von ihnen jemals so weit gewandert war. Mit letzten Kräften kochten sie ihr Abendessen und krochen in die Zelte. Am nächsten Morgen hätten sie eigentlich mit ihrem Gepäck nachhause wandern sollen. Doch während Suzy den Truck belud, schlichen alle ums Auto rum und schließlich lud sie sie mit drauf und fuhr sie in die Stadt, wofür alle dankbar waren, aber zu müde, es richtig zu zeigen. Auch wenn es eine enorme körperliche Herausforderung war hat es allen Spaß gemacht und ich bin sicher, dass wir bald das nächste Camp hier haben werden.

 
 
 
Montag, 22.02.10:
Kinder werden hier generell nicht gelobt für eine gute Leistung sondern nur ausgeschimpft und bestraft für eine schlechte. Als ich diese Methode hinterfragte wurde mir erklärt, dass ein Kind, das für eine gute Arbeit gelobt wird, danach faul wird und nicht mehr arbeiten will. Wenn also ein Kind ein recht passables Zeugnis hat, muss man die guten Noten ignorieren und die schlechten hervorheben, damit es sich im nächsten Schuljahr noch mehr anstrengt. Ich zweifle diese Argumentation weiterhin an und wir haben die Probe aufs Exempel gemacht.

 
Letzten Freitag gab es Halbjahreszeugnisse. Die beiden besten Schüler des Internats, Albert und Odile, bekamen von uns dafür eine eiskalte Fanta als Belohnung. Die haben sie genüsslich vor allen anderen getrunken und seither hat ein regelrechter Run auf unsere Hütte eingesetzt. Jeden Tag stehen Schüler dort an der Tafel zum Lernen, die wir vorher nie mit einem Schulheft oder Kreide in der Hand gesehen hatten. Auch Albert und Odile lernen fleißig weiter, obwohl gerade Ferien sind.
 
Wenn diese Methode dazu dient die Kinder zum Lernen zu animieren bin ich gerne bereit, am Schuljahresende einen ganzen Kasten Fanta zu verteilen!