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Sonntag, 14.03.10:
Das Waisenhaus nebenan hatte zwei Monate lang Besuch von einem französischen Ehepaar, das seit vielen Jahren etliche Kinder finanziell unterstützt. Da sie in wenigen Tagen abreisen werden organisierten der Direktor und die Kinder für heute Abend eine kleine Abschiedsfeier, zu der wir auch eingeladen waren. Schon seit Tagen hörten wir jeden Abend die Mädchen singen und tanzen und heute Abend gab es ein reichhaltiges kulturelles Programm mit Tänzen von verschiedenen Volksgruppen. Anbei eine kleine Kostprobe.




Freitag, 05.03.10:
Vorgestern ist ein kleines Mädchen im Bach unterhalb unseres Hauses ertrunken. Eigentlich ist es ein sehr seichter Bach, in dem man beim besten Willen nicht ertrinken kann. Aber an einer Stelle haben die Wasserwerke ein kleines Stauwehr errichtet und dort gibt es ein Wasserloch, was wohl doch recht tief sein muss. Ich saß auf der hinteren Terrasse und einige Jungs spielten auf unserem Platz Fußball als wir plötzlich einige Leute zum Bach rennen sahen. Einer der Jungs meinte gleich: "Da muss was passiert sein" und sie rannten hinterher. Kurz darauf kamen sie mit der Nachricht zurück, dass ein Kind aus dem Viertel ertrunken sei. Später stellte sich heraus, dass das 6-jährige Mädchen sogar einige Male bei uns gewesen war um eine Wunde verpflastern zu lassen. Bald darauf kamen die meisten Leute wieder zurück vom Bach und wenige Minuten später gingen einige Männer mit Pickeln wieder dorthin um das Grab zu schaufeln. Generell werden Kinder noch am selben Tag beerdigt, der Leichnam darf nicht über Nacht liegen bleiben. Und ein Ertrunkener darf nach der Tradition nicht zum Haus zurückgebracht werden. Er muss an Ort und Stelle begraben werden, neben dem Bach der sein Leben gefordert hat. Es wurde bald dämmerig und Toussaint ging mit seiner Stirnlampe, um ihnen zu leuchten. Als das Grab fertig war (Bild rechts), setzte man sich nieder und wartete. Es waren noch nicht alle Angehörigen des Kindes informiert und man durfte es erst begraben, wenn die Eltern oder Großeltern anwesend waren. Damit man sie gleich finden würde, wurde ein Feuer entfacht. Später kam jemand mit einer speziellen Kalebasse, an deren Rand Federn klebten. Darin war Wasser vom Bach und jeder, der den Leichnam gesehen hatte, musste mit der linken Hand die Kalebasse halten und daraus trinken, um sich zu reinigen.
 
 
Neben dem Schock über den Tod dieses kleinen Mädchens macht uns vor allem der Fatalismus betroffen, dem wir hier wieder begegnen und der so typisch ist für diese Kultur. Einer der Jungs sagte gleich: "Ihr Tag war gekommen" . Und einer der Mitarbeiter der Wasserwerke kommentierte: "Da ist ein böser Geist im Wasser" . Es ist richtig, dass jeder von uns irgendwann sterben muss und es ist auch richtig, dass es böse Geister gibt, auch im Wasser. Doch mit diesen lapidaren Sätzen das Unglück zu erklären bedeutet, keinerlei Lehren daraus zu ziehen. Sollte man hier nicht vielmehr sagen, dass diese Stelle für Kinder gefährlich ist zum Baden und die Wasserwerke sie sperren sollten ? Sollte man den Kindern jetzt nicht endlich verbieten, sich alleine im Bach zu tummeln? All dies braucht man natürlich nicht zu tun, wenn man in den bösen Geistern und der Vorherbestimmung bereits die Erklärung für den Tod des Kindes gefunden hat. Zu unserem Unverständnis hatten die Männer vom Wasserwerk, die das Kind aus dem Bach gezogen hatten, weder Polizei noch Feuerwehr informiert, obwohl sie das nach dem Gesetz eigentlich müssten. Wer weiß, vielleicht wäre das Mädchen bei sachgerechter erster Hilfe sogar noch zu retten gewesen. Doch dann wäre ja vielleicht das Gelände etwas näher in Augenschein genommen und die Frage gestellt worden, wieso die Stelle nicht gesichert ist und Kinder dort frei spielen können. Sie hielten es jedenfalls für ausreichend, die Eltern und uns Nachbarn zu informieren, damit war nach ihrer Ansicht ihre Pflicht getan. Dieses kleine Mädchen wird nicht wieder lebendig, wenn man jetzt Wellen schlägt. Aber sollte man nicht versuchen, weitere ähnliche Unfälle zu verhindern ? Wir haben einen bekannten Zeitungsredakteur informiert, der dann kam und Bilder vom Unglücksort machte und einen Artikel für seine Zeitung schrieb. Danach rief er noch den Direktor des lokalen Radiosenders an. Nun wird jeden Morgen die Meldung gesendet verbunden mit der Warnung an alle Eltern und Kinder, diesen Ort zu meiden.

 
Donnerstag, 04.03.10:
Während, wie ich höre, in Deutschland endlich die ersten Schneeglöckchen durch die Schneedecke linsen, ist hier höchste Eiszeit. Mit eiskaltem Wasser, Wassereis und ähnlichem versuchen wir verzweifelt unsere Körpertemperatur ein kleines bisschen zu senken, um der Hitze irgendwie die Spitze zu nehmen. Meine neueste Kreation nach einem Tipp von Suzy ist Tofueis!
 
Nicht, dass wir jetzt plötzlich unter die Veganer gegangen wären, aber die Herstellung ist, man glaubt es kaum, um ein vielfaches billiger als Milcheis. Für 250 Franc, d.s. 40 Cents, kann ich auf dem Markt einen großen Laib Tofu kaufen (zum Vergleich: 500gr Milchpulver kosten 1100 F, eine große Dose Kondensmilch 850 F). Mit dem "Zauberstab" gut verhäxelt, Wasser dazu bis es eine dickflüssige Substanz hat, dann aromatisiertes Getränkepulver (diesmal Erdbeere), Zucker und Honig dazu. Einen Tag ins Gefrierdach und fertig sind 2 kg Eiscreme!
Nicht ganz so cremig wie Langnese Cremissimo, dafür aber gut für Geldbeutel und Gesundheit.