Neueste | ... | 36 | 35 | 34 | ... | 1
 
Freitag, 05.02.10: | Update Junior    [ siehe Bericht vom 08.07.2009 | Seite 20 ]
Ich würde an dieser Stelle gerne davon berichten, dass Junior, seit er regelmäßig seine Medikamente einnimmt anfallfrei ist und sich zu einem normalen Jungen entwickelt hat. Leider hat die Zeit gezeigt, dass seine Verhaltensauffälligkeiten es unmöglich machen, ihn auf eine normale Schule zu schicken. Vielleicht ist sein Gehirn durch die vielen Anfälle über die Jahre hinweg bereits geschädigt, oder aber es liegt andersherum schon lange eine Schädigung vor, die ihrerseits die Anfälle verursacht. Hier fehlt mir natürlich die Fachkenntnis. Eine Schule für verhaltensauffällige oder lernbehinderte Kinder gibt es hier in Natitingou aber nicht. Er wird also nicht zur Schule gehen können. Wir bedauern besonders, dass er auch sonst keine Betreuung bekommt, die seinem Verhalten und seinen Fähigkeiten entspricht. Es herrscht generell ein großes Informationsdefizit in diesem Bereich. Geistig behinderte oder verhaltensauffällige Kinder werden oft geschlagen, weil man sie für faul und dumm hält, nur weil sie nicht den allgemeinen Erwartungen entsprechen können. Folglich werden sie auch nicht ihren Möglichkeiten entsprechend gefördert sondern mehr oder weniger sich selbst überlassen.
Darüber hinaus haben wir im Fall Junior den begründeten Verdacht, dass seine Eltern die Medikamente abgesetzt haben und ihn nun "traditionell" behandeln lassen, was in 99% der Fälle mit schwarzer Magie zu tun hat. Warum sie das tun ist schwer nachzuvollziehen, denn Junior hatte tatsächlich viel seltener Anfälle, solange er die Medikamente einnahm. Außerdem ist sein Vater Pastor. Es hängt vielleicht damit zusammen, dass sich Menschen generell schwer damit abfinden, dass eine Krankheit unheilbar (wenn auch behandelbar) ist. Denn die traditionellen Ärzte beanspruchen für sich, alle Krankheiten heilen zu können. Jedenfalls kommt Junior nun immer mal wieder mit Schrammen, weil er wieder bei einem Anfall hingefallen ist. Er ist oft verwirrt oder aggressiv und deutlich mehr in seinem Verhalten gestört als noch vor wenigen Wochen. Das tut uns weh, doch wir haben keinen Einfluss darauf. Und so geben wir ihm einfach soviel Liebe wie möglich, wenn er zu uns kommt, und lassen ihn seinen Fähigkeiten entsprechend spielen. Bittet betet weiterhin für Junior.
 
Update Paula
Deutlich positiver. Nachdem sie zweimal zum Tierarzt musste, einmal wegen ihrer ersten Tollwutimpfung und dann wegen einer von der Tse-Tse-Fliege übertragenen Erkrankung (beim Menschen Schlafkrankheit genannt) geht es ihr prächtig und sie hat viele Freunde in der Nachbarschaft, zwei- und vierbeinig. Da sie inzwischen weiß, wo sie hingehört und auch gerne zu ihren vollen Futternäpfen zurückkommt, muss sie nicht mehr den ganzen Tag angeleint sein und kann sich frei vergnügen. Praktisch sieht das so aus, dass jeden Morgen gegen 7 ihre zwei besten Freundinnen kommen um sie abzuholen (echt!). Dabei schlendern sie mehr oder weniger unauffällig am Futternapf vorbei um zu sehen, ob noch was vom Frühstück da ist, denn sie haben IMMER Hunger. Dann rast das Trio über den Fußballplatz hinterm Haus und es ist eine helle Freude, ihnen zuzusehen. Manchmal rasen sie auch durchs Haus, zur Vordertür rein und zur Hintertür wieder raus. Dazu muss ich dann schnell die Fliegengittertüren aufmachen, weil sie da sonst volle Wucht dagegen rennen, das Gitter aus dem Rahmen reißen und Toussaint wieder alles reparieren muss. Abends kommt dann auch manchmal Nachbars Schwein vorbei und sie spielen zusammen, bis Paula zu wild und es Schweinchen zu bunt wird, da flüchtet es sich dann auch schon mal quiekend auf unsere Terrasse und ich muss einschreiten. Die kleinen Freuden des Landlebens.




Mittwoch, 27.01.10:
Nach unserer Evangelisation im November fragte mich meine Freundin Jeanne, ob ich in ihrem Hof wieder Bibelstunden halten würde. Einige ihrer Schwestern und Nichten hatten die Vorträge besucht und Interesse bekundet, weiter die Bibel zu studieren. Ich sagte gerne zu, wusste aber, dass es nicht einfach werden würde. Bereits ein Jahr zuvor hatten wir dort einen Bibelkreis, der aber nach wenigen Monaten mangels Interesse einschlief. In dieser Großfamilie passiert mindestens genauso viel wie in einer Seifenoper, wobei die ganze Bandbreite von Gewalt, Betrug und Unmoral abgedeckt wird. Die meisten der jungen Frauen sind allein erziehend, einige haben wechselnde Partner und/oder ein Alkoholproblem. Doch in einigen ist das echte Verlangen nach einem besseren Leben vorhanden.
Bereits nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass die meist ungebildeten Frauen mit themenbezogenen Bibelstunden überfordert waren und ich ging dazu über, die Heilsgeschichte Gottes mit der Menschheit anhand der wichtigsten biblischen Geschichten aufzuzeigen. Die Treffen gestalten sich wie erwartet ziemlich chaotisch. Es sind 3-6 Frauen anwesend und 15-20 Kleinkinder, den Geräuschpegel kann man sich ausmalen. Doch mit Gottes Hilfe gelingt es mir mittlerweile, das alles auszublenden und meine Geschichte zu erzählen. Manchmal frage ich mich, ob irgendjemand irgendetwas mitkriegt, doch bei manchen Treffen kleben die Frauen förmlich an meinen Lippen und verfolgen gespannt die Geschichte von Anfang bis Ende. Gott ist am Wirken und es ist spannend, das zu sehen. Eine von Jeannes Nichten bat um Gebet für ihre Familie, da sie massiven Streit mit ihrem Mann hatte und alles auseinander zu brechen drohte. In der darauf folgenden Woche dankte sie Gott dafür, dass das Problem gelöst war und sich die Situation entspannte. Eine von Jeannes Schwestern, Gado, ist alkoholabhängig. Sie trank nur noch hochprozentigen Alkohol und brachte in der Folge ein winziges Baby zur Welt, das auch heute im Alter von einem Jahr noch längst nicht auf dem Stand gleichaltriger Baby ist. Sie bat bereits beim ersten Treffen um Gebet, von ihrer Sucht befreit zu werden. In der darauf folgenden Woche bekam sie jedes Mal einen Brechreiz, wenn sie trinken wollte. Sie erkannte darin ihre ihr von Gott gewährte Chance und versuchte es nicht mehr. Das ist nun 2 Monate her und sie hat seither keinen Alkohol mehr getrunken, ist sich auch bewusst, dass sie, wenn sie es wieder versuchen würde, wohl unwiederbringlich in Satans Fängen wäre und er sie zerstören würde. So etwas wie Selbsthilfegruppen gibt es hier nicht und so versuchen Jeanne und ich, sie zu coachen und zu unterstützen. Bitte betet für Gado, dass sie trocken bleiben kann und auch noch in anderen Bereichen ihres Lebens Gottes rettende und heilende Gnade erfahren kann.