Donnerstag, 15.07.10:
Menschen in Europa sind eher materialistisch und leistungsorientiert,
während Menschen in Afrika eher beziehungs- und familienorientiert
sind. Richtig ? Falsch ! Das Geld und die Gier nach Macht haben die
Menschen hier ganz genauso im Griff wie anderswo auch. Unsere Nachbarn
zur Rechten betreiben einen gut gehenden Schweinegrill in der Stadt.
Den ganzen Tag sind die Eltern im Restaurant, er kocht und sie kassiert
und serviert, 7 Tage die Woche. Auch während ihrer Schwangerschaft
blieb die Frau nie zuhause, um sich mal auszuruhen, obwohl sie 2
Mädchen hat, die im Restaurant mithelfen und die zusammen mit ihrem
Mann den Laden gut alleine schmeißen könnten. Aber da besteht das
Risiko, dass vielleicht etwas weniger Geld reinkommen würde, da der
Mann und die Mädchen vielleicht ein bisschen in die eigene Tasche
wirtschaften würden. Außerdem hätte sie in ihrer krankhaften Eifersucht
nicht die Möglichkeit, ihren Mann zu überwachen. Ende Juni kam ihr
vierter Sohn zu Welt. Keine 2 Wochen später ging sie bereits wieder zum
Restaurant und ließ das Neugeborene in der Obhut ihres Ältesten, einem
Teenager. Wenn das Baby schreit, ruft er sie auf dem Handy an und sie
sucht sich dann ein Motorradtaxi, um nachhause zu kommen.
Unsere Nachbarn gegenüber haben eine Gärtnerei mit Gemüse, Salat usw.
Jeden Tag, 7 Tage die Woche, stehen die älteste Tochter und die beiden
Frauen des Gärtners auf dem Markt um das Gemüse zu verkaufen. Ihre
kleinen Kinder, weniger als ein Jahr alt, sind auf den Rücken gebunden
und Sonne, Wind und Regen ausgesetzt mit nur einem Sonnenschirm als
Schutz. Es wäre kein Problem, wenn die beiden Frauen abwechselnd auf
dem Markt stehen und mit den Kindern zuhause bleiben würden, doch auch
da lässt die Eifersucht, der Machtpoker und die Geldgier keine
Kompromisse zu. Der Apostel Paulus hatte schon Recht, als er vor ca.
1950 Jahren schrieb, dass die Geldliebe eine Wurzel alles Bösen ist.
Dienstag, 13.07.10:
Am Sonntag war ich wieder für die Pfadfinderstunde verantwortlich. Mit
Toussaint hatten wir im Vorfeld beschlossen, dass wir die Kinder zu
einer alten Frau in unserem ehemaligen Stadtviertel bringen würden, die
hier keine Angehörigen mehr hat und wegen eines alten Streites ihres
Sohnes mit der Nachbarschaft von allen gemieden wird.
Sie hat ein großes Grundstück, das sie aus Altersgründen nicht alleine
versorgen kann. Überall wuchern Unkraut und Büsche, was wegen der
Schlangen und Moskitos nicht ratsam ist.
Und so hatten wir die Idee, den Kindern die Gelegenheit zu ganz
praktischer Nächstenliebe zu geben. In der Nacht fing es bereits kurz
nach Mitternacht an zu regnen und wir befürchteten schon, die Aktion
würde buchstäblich ins Wasser fallen. Wenn es regnet kommt nämlich
normalerweise keiner. Morgens nieselte es nur noch und so fuhr ich zur
Gemeinde um zu sehen, ob vielleicht doch jemand auftauchen würde. Zu
meiner großen Überraschung wartete dort bereits eine ganze Gruppe auf
mich, bewaffnet mit ihren Hacken. Ich lud sie ins Auto und auf die
Ladefläche und wir fuhren zu der Frau, wo Toussaint und einige größere
Jungs aus dem Internat zu uns stießen. Einige Nachzügler, die zu spät
zur Gemeinde kamen, gingen sogar die 3 km zu Fuß um auch noch
mitzuhelfen.
Die alte Frau, der in den letzten Jahren sehr wenig Gutes widerfahren
war, war überwältigt. Erst wollte sie die Kinder gar nicht arbeiten
lassen, da es immer noch leicht regnete, doch schließlich gab sie nach.
Mit vereinten Kräften war das ganze Grundstück in weniger als 2 Stunden
gemäht und gejätet.
Jeder bekam noch einen Teller Reis mit Bohnen und wir verabschiedeten
uns unter den Segenswünschen von der alten Frau, die nicht aufhören
konnte, sich zu bedanken. Da es wieder stärker regnete und auch kühl
war, wollte ich die durchnässten Kinder nicht mehr auf die Ladefläche
packen und so stapelten wir alle 10 ins Auto. Ich setzte sie an der
Gemeinde wieder ab mit der Ermahnung, zuhause heiß zu duschen und
trockene Kleider anzuziehen.
Keiner der kleinen Missionare mit Hacke und Machete ist krank geworden
und alle haben erlebt, wie schön es ist, Freude zu bereiten.
Montag, 05.07.10:
Bereits zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres hatten wir den Kindern
angekündigt, dass die Besten am Schuljahresende ein Geschenk erhalten
würden.
Als nun in den letzten Tagen so nach und nach die Notendurchschnitte
bekannt gegeben wurden, brachte uns jeder sein Ergebnis, in der
Hoffung, dass es für eine Belohnung reichen würde.
Es gab positive Überraschungen, einige Klassenbeste sind dabei. Andere
hatten einen recht guten Durchschnitt, obwohl sie einige
Klassenarbeiten nicht hatten mitschreiben können.
Es gab aber auch negative Überraschungen. Einige, die sehr
selbstsicher gewesen waren und unsere Ermahnungen, mehr zu lernen und
die Schule etwas ernster zu nehmen, in den Wind geschlagen hatten,
dürfen nächstes Jahr die gleiche Klasse noch mal machen.
Am Ende beschenkten wir 9 Kinder mit Rucksäcken und Taschen fürs nächste Schuljahr.
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