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Montag, 18.10.10:
Das Schuljahr hat endlich wieder begonnen. Naja so halbwegs. Bei den öffentlichen Schulen wurde in der ersten Woche wie immer nur der Schulhof von Unkraut befreit und gesäubert. Wer Glück hatte, traf schon einige seiner Lehrer an und erhielt seinen Stundenplan. In der zweiten Woche fing der Unterricht wenigstens in manchen Fächern an. Jetzt sind wir in der dritte Wochen und die meisten Lehrer sind inzwischen erschienen, aber noch nicht alle. Es ärgert mich immer wieder, wie wenig doch das Wohl der Schüler im Mittelpunkt der Schulen und vor allem der Lehrerschaft steht. Ausfallende Stunden sind eher die Regel als die Ausnahme. Das tut mir besonders Leid für die Kinder, die einen weiten Schulweg haben.
Sie marschieren 4 km zur Schule nur um zu hören, dass der Lehrer abwesend ist (meistens nicht krank, sondern anderweitig beschäftigt) und sie wieder nachhause gehen können. In dem vor uns liegenden Schuljahr wird das noch durch den Wahlkampf vor der Präsidentenwahl verstärkt werden. Viele Lehrer sind politisch engagiert und jederzeit bereit, für eine gute Bezahlung von Politikern, die sie bei Wahlveranstaltungen begleiten und unterstützen, die Unterrichtsstunden sausen zu lassen. Dazu kommen noch regelmäßige Streiks, um höhere Löhne oder irgendwelche Sonderzahlungen durchzusetzen. Wenn dann in den letzten Wochen vor den Abschlussprüfungen die Zeit knapp wird, um den Lehrstoff durchzuziehen, werden die Kinder Samstags, in den Ferien oder sogar Sonntags einbestellt und wehe denen, die dann nicht erscheinen. Ein junges Mädchen erzählte, dass ihr neuer Physiklehrer sich mit den Worten vorstellte, dass er faul sei und sie sich am besten möglichst viel Lernmaterial selbst beschaffen sollten. Klassengrößen von 60-80 Schülern sind keine Seltenheit und man kann sich ungefähr vorstellen, wie der Geräuschpegel in einer solchen Klasse sein mag. Es ist nicht verwunderlich, wenn da viele Lehrer ihren Stoff einfach an der Tafel durchziehen und sich wenig darum kümmern, was im Klassenzimmer vor sich geht. Der Lehrstoff wird von vorne präsentiert, ein selbständiges Erarbeiten ist praktisch nicht möglich. Dadurch erklärt sich auch, dass so gut wie alle Kinder in ihrer Schullaufbahn einmal oder mehrfach eine Klasse wiederholen müssen und viele erst mit Mitte 20 ihr Abi machen. Um trotzdem zu möglichst vielen Aufnahmetests für Hochschulen oder Ausbildungszentren zugelassen zu werden und eventuelle Altersbegrenzungen zu umgehen hat praktisch das ganze Land gefälschte Geburtsurkunden. Wenn man jemanden nach seinem Alter fragt bekommt man oft eine Gegenfrage zur Antwort: "Mein richtiges Alter oder das offizielle Alter ?". Der Vorgang ist relativ einfach. Man geht zum Rathaus und erklärt, man habe seine Geburtsturkunde verloren oder nie eine gehabt. Leute, die nicht im Krankenhaus, sondern zuhause geboren wurden haben in der Tat oft keine Geburtsurkunde, weil üblicherweise die Hebammen den Geburtsschein ausfüllen und eine Kopie ans Rathaus schicken. Wenn man also keine Geburtsurkunde (mehr) hat geht man mit zwei Personen, die älter sind als man selbst, aufs Rathaus. Diese beiden bezeugen dann, den Antragsteller seit Geburt zu kennen und bestätigen den etwaigen Geburtstag. Aufgrund dieser Angaben wird dann eine neue Geburtsturkunde erstellt und fertig ist die Verjüngung. Dabei kann dann auch der Name geändert werden, wenn man möchte. Ob man auch seine Eltern ändern kann, weiß ich allerdings nicht...
 
Und nun noch das Neueste aus dem Hundezirkus...

 
 
Irgendwie haben wir alle die acht Welpen überlebt. Ungefähr einen Monat nach der Geburt wurde Paula krank und war völlig ausgezehrt. Wir fütterten die Welpen alle paar Stunden mit Milch und Brei, aber irgendwann war auch ich ausgezehrt. Und so gaben wir schweren Herzens die ersten Welpen schon ziemlich früh weg, um hier wieder ein wenig durchatmen zu können. Dank der guten Ratschläge unseres Tierarztes (er verschrieb Paula Vitamin B und Rindfleisch!) erholte sich Paula und nahm langsam wieder zu. Als dann nur noch 4 Welpen übrig waren, ließ sie sie auch wieder öfter trinken und fing sogar an, mit ihnen zu spielen, und rannte nicht mehr nur verzweifelt vor ihnen davon. Am Ende blieben dann zwei Rüden übrig, die wir behalten wollen. Einer heißt Noisette (wegen der Farbe), und der andere Eto, nach dem kameruner Fußballspieler. Er ist aber hübscher als der "echte" Eto, wobei der ja auch nicht gut aussehen, sondern den Ball treffen muss. Vor zwei Wochen haben wir allerdings zwei der anderen Welpen wieder zurückgeholt, da sie dort, wo wir sie hingegeben hatten, nicht ausreichend zu fressen bekamen und völlig abgemagert waren. Sie sind auch in der Tat drei Nummern kleiner als Eto und Noisette. Nach ein oder zwei Tagen Gekeife hatte der Rest der Hundefamilie sie auch wieder aufgenommen. Wir werden sie nun für ein paar Wochen aufpäppeln und sie dann wieder weggeben, diesmal aber in andere Familien. Und so haben wir wieder die Bude voll und dreimal am Tag eine echte Raubtierfütterung. Paula ist plötzlich auch wieder Kind und rast mit ihren Jungen übers Gelände, dass es eine wahre Pracht ist.