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Sonntag, 12.12.10:
Heute ist der dritte Advent. Das erinnert mich daran, dass ein früherer Kollege immer behauptete, Adventskranzkerze sei das einzige Wort mit 4 Z (Azvenzkranzkerze). Das ist knapp 25 Jahre her und es ist schon seltsam, welche Nebensächlichkeiten das Gehirn manchmal speichert. Aber ich will hier nicht philosophieren, sondern mich ein bisschen auf das einstimmen, was uns in Kürze erwartet. Kürzlich kam ein aktuelles Foto vom tief verschneiten Garten meines Bruders und die Anfrage einer Freundin "Seid Ihr sicher, dass Ihr kommen wollt?". All das kann uns nicht abschrecken. Wir sind bereits in Cotonou und werden morgen früh Toussaints Visumantrag einreichen. Und am kommenden Donnerstag werden wir den Flug nach Europa antreten. Falls der nicht wegen eines Schneesturmes gestrichen wird!

 
Samstag, 27.11.10:
Heute haben wir seit langer Zeit einmal wieder einen Sabbat in Toucountouna verbracht, wo der Evangelist Kaky Boni und seine Frau Colette ein Gemeindegründungsprojekt leiten. Sie versammeln sich in einem kleinen Raum, einem ehemaligen Friseursalon, zum Gottesdienst, die Kindersabbatschule findet daneben in einem Unterstand statt. Leider waren zwei der drei getauften Glieder abwesend. Ein junger Bruder, der die 11. Klasse besucht, sieht sich starkem Druck seitens der Familie ausgesetzt, am Sabbat am Unterricht teilzunehmen. Eine gehbehinderte Schwester ist mittlerweile in ein Nachbardorf gezogen und darauf angewiesen, dass sie jemand in die Gemeinde fährt. Deshalb kann sie nicht jeden Sabbat da sein. Doch es waren etliche Frauen anwesend und eine ganze Reihe Kinder. Im ersten Teil erläuterte Boni den Erwachsenen einen der adventistischen Glaubensgrundsätze, während Colette den Kindern biblische Geschichten erzählte. Im zweiten Teil, zu dem dann alle zusammenkamen, hielt Boni eine kurze Predigt. Ich verstand nicht viel, da der Gottesdienst in Waama abgehalten wurde, doch so konnten auch die weniger gebildeten Frauen gut folgen.
Nachmittags machten wir zusammen Hausbesuche bei einigen Interessierten, mit denen Boni die Bibel studiert, die aber nicht am Gottesdienst teilnehmen. Ein Herr, ein Oberschuldirektor, ist von der primitiven Versammlungsstätte und von der Zusammensetzung der Gruppe (größtenteils Kinder und Frauen ohne Schulbildung) etwas abgeschreckt und kommt deshalb nicht in die Kirche.
Mir wurde heute wieder neu bewusst, wie schwierig Neulandarbeit ist. Alles, aber auch alles wird von Boni und Colette gemacht, Sabbatschule, Predigt, Gabensammlung, Liedersingen usw., und das Sabbat für Sabbat. Dazu jeden Tag Hausbesuche und andere Aktivitäten, um im Dorf präsent zu sein und Kontakte zu knüpfen. Die Einwohner Toucountounas sind tief im Animismus verwurzelt und begegnen evangelistischen Aktivitäten zwar nicht mit offener Feindschaft, aber doch mit großem Misstrauen und unterschwelliger Ablehnung. Wer sich interessiert zeigt muss mit scharfem Gegenwind aus Familie und Nachbarschaft rechnen. Und so zögern viele Interessierte, in der Öffentlichkeit mit der Adventgemeinde in Verbindung gebracht zu werden. Bitte betet für unsere Neulandevangelisten um Schutz und Kraft, sowie darum dass der Heilige Geist Menschen berühren und Herzen für das Evangelium öffnen möge.

 
 
 
Mittwoch, 24.11.10:
In der letzten Zeit hielten wir mehrfach stutzig unsere Geldbeutel in der Hand und rechneten, ob da nicht was fehlt. Und am vergangenen Sonntag waren wir uns dann sicher, dass hier irgendjemand klaut. Nun gehen jeden Tag etliche Kinder bei uns ein und aus und wir hatten keine Ahnung, wer das sein könnte. Zuerst einmal waren wir enttäuscht, dass tatsächlich einer der Jungs unser offenes Haus so schamlos ausnützen würde. Und dann waren wir verwirrt. Was sollten wir tun? Jetzt für alle alles dicht machen, da ja prinzipiell erst mal alle unter Verdacht standen? Den Kindern sagen, dass einer von ihnen klaut und wir sie deshalb nicht mehr im Haus dulden könnten? Das würde nur wilde Verdächtigungen ins Leben rufen und womöglich würden Unschuldige belastet. Doch wie sollten wir herausfinden, wer es war? Eine beliebte Art um einen Dieb zu finden ist, ihn mit einem Fluch zu belegen, oder mit einer bestimmten Methode ähnlich einer Wünschelrute den Namen zu identifizieren. Oft haben wir mit den Kindern darüber diskutiert, dass derartige Praktiken für uns als Christen nicht in Frage kommen. Und so beteten wir nun zu Gott, er möge uns den Schuldigen zeigen, damit wir nicht allen gegenüber misstrauisch sein mussten. Und tatsächlich, heute habe ich ihn erwischt, wie er gerade aus unserem Schlafzimmer kam. Nach einigen Fragen gab er die Diebstähle zu, behauptet aber, das ganze Geld schon ausgegeben zu haben. Zurückzahlen kann er es nicht, den Schaden haben wir also. Aber Gott hat bewiesen, dass wir als Christen keine satanischen Methoden brauchen, um die Wahrheit herauszufinden und wir können nun den anderen Kindern wieder offen begegnen, wenn auch mit etwas gesteigerter Vorsicht.