Freitag, 25.02.11:
Nicht nur in Baden-Württemberg befinden sich die Parteien derzeit im
Wahlkampf, auch in Benin gehen die Kandidaten auf Wählerfang. Dort
allerdings die Präsidentschaftskandidaten. Am 06.März wird in Benin der
Präsident gewählt. Der jetzige Präsident stellt sich zur Wiederwahl,
hat aber einige ernstzunehmende Gegenkandidaten. Während der
vergangenen 12 Jahre habe ich schon etliche Wahlen in Benin miterlebt,
die alle ordnungsgemäß und gewaltlos vonstatten gingen. Auch diesmal
gibt es außer einigen Demonstrationen, wie sie in jeder deutschen Stadt
auch stattfinden können, keinerlei Hinweise für irgendwelche
Gewalttaten. Es wird jedoch ein neues System der Wählererfassung
angewendet, das teilweise massiv kritisiert wird und Konfliktpotential
hat. Wir möchten Euch deshalb bitten, diese Wahl im Gebet Gott
vorzulegen und für einen friedlichen Ablauf zu beten. Sollte beim
ersten Wahlgang kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichen, wird 2
Wochen später die Bevölkerung noch einmal zu den Urnen gebeten, und das
ist dann schon gefährlich nahe an unserem Rückflugdatum.
Donnerstag, 24.02.11:
Wrapped Reichstag. Erinnert Ihr Euch noch? Die Einwickelaktion von
Christo? Wir sind zwar nicht der Reichstag und die Einwickelfolie ist
sicher billiger, nicht halb so schön und zieht garantiert auch keine
Touristen an. Aber sonst sind wir im Moment genauso eingewickelt. War
im Reichstag eigentlich jemand drin, solange der eingepackt war? Wir
sind es jedenfalls. Es begann mit einem Baugerüst und einem blauen
feinmaschigen Gitter drumrum. Toussaint meinte gleich, in Benin wäre
das in der ersten Nacht weggeklaut und das ganze Stadtviertel hätte
plötzlich blaue Fliegengitter an Fenstern und Türen. Dann wurde der
Balkon (der nämlich saniert werden soll) mit einem schönen Filzteppich
ausgelegt. Der würde sicher auch geklaut werden, zur vielseitigen
Verwendung. Schließlich kam die Folie. Packpapierbraun vor die ganze
Fensterfront geklebt, doch der nette Herr vom Bauunternehmen schnitt
bei jedem Fenster ein Guckloch raus. Damit wir wenigstens wissen, ob es
Tag oder Nacht ist. Damit wir aber nicht zuviel sehen können und
wenigstens das Wetter noch raten dürfen hat er vor diese Gucklöcher und
auch vor die Balkontür durchsichtige Folie geklebt, die nur noch einen
sehr verschwommenen Durchblick erlaubt. Zu guter Letzt wurde uns heute
von außen ein Schild gegen die Balkontür geklebt, das uns bei Strafe
(in Form von Verletzungsgefahr und Staubwolken) das Betreten des
Balkons und das Öffnen von Fenstern und Türen untersagt. Jeder Seemann
sieht durch sein Bullauge mehr als wir durch unsere Fenster!
Stellt sich die Frage, wie viele von uns schon lange so leben.
Freiwillig oder auch unfreiwillig eingesperrt in ihrer eigenen Welt,
mit nur einem kleinen Guckloch nach draußen, einem völlig
verschwommenen Blick für die Umwelt und luftdicht verschlossen, damit
ja kein frischer Wind eindringt.
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Montag, 14.02.11:
„Natürliche Medizin in den Tropen“. So lautete der Titel des Seminars,
das wir in den vergangenen Tagen besucht haben. Dabei haben wir
unglaublich viel gelernt. Nicht nur welche Pflanzen gegen welche
Krankheiten helfen, sondern auch, wie man aus den Pflanzen Salben,
Tees, Tinkturen, Zäpfchen usw. herstellt. Darüber hinaus haben wir
viele interessante Menschen kennen gelernt und Toussaint hatte endlich
wieder Leute um sich herum, mit denen er sich ohne meine Übersetzung
unterhalten konnte. Toussaint hat viele Pflanzen auf den Fotos wieder
erkannt und wir sind gespannt, welche Erfahrungen wir mit der Anwendung
verschiedener Rinden, Blätter und Wurzeln machen werden
Sonntag, 06.02.11:
Auf unserer Tour durch verschiedene Adventgemeinden in der Region waren
wir gestern wieder in einer Gemeinde zu Gast. Das Thema der Bibelschule
lautete „Die Kraft positiven Denkens“, und am Rande des Gottesdienstes
hörte ich ein Gespräch, das dieses Prinzip wunderschön mit Leben
füllte. Eine Glaubensschwester mittleren Alters erkundigte sich bei
einer älteren Schwester, die offensichtlich Probleme mit ihrer
Sehfähigkeit hat, nach ihrem Befinden. Diese lachte und meinte: „Weißt
Du, das Schöne ist, dass ich jetzt im Spiegel die Falten in meinem
Gesicht nicht mehr sehen kann!“
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