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Donnerstag, 24.03.11:
Es ist soweit. Die Koffer müssen wieder einmal gepackt werden. Wir haben es geschafft, die meisten unserer Freunde wenigstens einmal zu besuchen. Wir haben fast alle unsere Lieblingsgerichte wenigstens einmal gegessen. Nur hat Toussaint leider erst in letzter Minute seine Vorliebe für Kebab entdeckt und zum Eisessen war es uns (außer in dieser frühlingshaften Woche) meistens zu kalt. Die Zähne sind vom Zahnstein befreit, der Computer ist up-to-date, auf der Einkaufsliste ist so ziemlich alles abgehakt. Und die Briefwahl hab ich auch schon abgeschickt. Vor mir liegt nun die verhasste Mammutaufgabe, alles was sich in den vergangenen 4 Monaten so angesammelt hat und ein ganzes Regal füllt, in 4 Koffer zu packen. Aber irgendwie werde ich es auch diesmal wieder überstehen, werde alle aus dem Zimmer verbannen, die mir mit gut gemeinten Ratschlägen in die Quere kommen und werde mich am Ende fragen, wie das alles da reinpassen konnte.
Es ist wieder soweit. Die Frage ist: Sind wir soweit? Die kann ich nicht so wirklich beantworten. Wie immer wird es weh tun, unseren Lieben auf Wiedersehen zu sagen und bei dem einen oder anderen sich insgeheim zu fragen, ob es wohl noch ein Wiedersehen geben wird. Viele Dinge und Menschen werden uns in Benin fehlen, nachdem wir jetzt eine ganze Weile in ihren Genuss gekommen sind. Toussaint wird sich fürchterlich über den Schmutz und Müll aufregen, nachdem er jetzt wieder erlebt hat, dass es auch anders sein kann. Doch ich freu mich auch wieder auf meine morgendlichen Andachten auf der Terrasse. Endlich wieder in die Weite schauen können, anstatt auf ein kleines Guckloch im Fenster. Ich freu mich auf die Kinder, die mit Sicherheit in Scharen angerannt kommen werden, wenn das Auto am Kinderheim abbiegt und auf unser Haus zusteuert. Meine Füße freuen sich darauf, endlich nicht mehr in feste Schuhe eingeschnürt zu sein. Toussaint freut sich auf seine Familie, seinen Garten und endlich wieder reden zu kennen, seinem Redefluss freien Lauf lassen zu können! Und vor allem freuen wir uns darauf, weiter für Gott arbeiten zu können. Natürlich könnten wir das in Deutschland auch, keine Frage. Aber Er hat uns ganz deutlich gezeigt, dass unser Platz in Benin ist und es dort für uns noch viel zu tun gibt.
In diesem Sinne: Wir sind soweit.
 
Dienstag, 15.03.11:
Am vergangenen Sonntag fand endlich in Benin die Präsidentschaftswahl statt, nachdem sie zweimal verschoben worden war. Gleich am Tag nach der Wahl recherchierte ich im Internet, ob es Probleme gab und machte dabei eine interessante Feststellung: Alles eine Frage der Perspektive. Die internationalen Zeitungen berichteten von chaotischen Zuständen in manchen Wahllokalen, nicht rechtzeitig geliefertem Material, verspäteten Öffnungszeiten und endlos langen Warteschlangen. Die afrikanischen und vor allem beninischen Journalisten sprachen dagegen von einem friedlichen und geordneten Wahlvorgang, der ohne besondere Vorkommnisse über die Bühne gegangen sei. Der Witz ist: beide Seiten haben Recht. Es gab sicher auch diesmal wieder Wahllokale, die erst gegen Mittag öffnen konnten, da die Unterlagen nicht rechtzeitig geliefert wurden. Deshalb sieht das Gesetz auch keine feste Schließungszeit vor sondern nur, dass die Wahllokale 9 Stunden geöffnet sein müssen. Wird also erst am Mittag geöffnet, kann auch bis 21h gewählt werden. Und wegen der hohen Wahlbeteiligung gab es sicher auch an vielen Stellen Warteschlangen. Doch all das ist eigentlich eher die Regel als die Ausnahme und insofern überhaupt kein Grund zur Aufregung.

 
Mittwoch, 02.03.11:
Wie nennt man einen Schwarzen im Wald?
 
Genau. Einen Schwarzwälder.
 
Am vergangenen Wochenende waren wir „au village“ wie der Beniner sagt, zu Deutsch „auf dem Dorf“.
Wir waren im Heimatdorf meiner Mutter, haben dort liebe Familienangehörige besucht und viel frische Luft getankt, wie sich das gehört auf dem Land.
 
Nach all den Reisen in verschiedene Gemeinden und den vielen Vorträgen tat es gut, ein wenig auszuspannen und die Natur zu genießen.