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Mittwoch, 30.03.11:
Unser Aufenthalt in Cotonou verlief durchaus angenehm, wenn wir auch noch damit zu kämpfen haben, uns an die Hitze zu gewöhnen. Ich habe ohne Komplikationen ein neues Jahresvisum erhalten und für 80 Cents meine Gelbfieberimpfung aufgefrischt. Außerdem konnte ich kurz den neuen Vorsteher der Benin -Vereinigung kennenlernen.
Während dieser Tage wurde das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahl (Wiederwahl von Yayi Boni im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit) offiziell bestätigt und für endgültig erklärt. Das Ergebnis war von einigen der Mitkandidaten angefochten worden. Insbesondere der Kandidat mit den zweitmeisten Stimmen (und einem unaussprechlichen Namen) lehnte es kategorisch ab, das Ergebnis anzuerkennen und erklärte sich selbst zum rechtmäßigen Wahlsieger. In der politischen Hauptstadt Porto Novo gab es gewalttätige Ausschreitungen. Da bereits die Elfenbeinküste seit Monaten massive Probleme damit hat, dass sich zwei Personen als vom Volk gewählte Präsidenten betrachten und die Situation nun in einen Bürgerkrieg eskaliert befürchteten viele, dass sich dieses Szenario hier in Benin wiederholen könnte. Das ist glücklicherweise nicht der Fall, die Beschwerden wurden nun abgelehnt und es gab keine weiteren Gegendemonstrationen. Wir sind Gott dafür sehr dankbar.
Morgen werden wir uns auf die Tagesreise nach Natitingou machen und morgen Abend, so Gott will, endlich zuhause sein.
 
Montag, 28.03.11:
Geschafft. Nach 4800 km Luft (Entfernung ab Paris) haben wir wieder afrikanischen Boden unter den Füßen. Alles ging reibungslos, und diesmal meine ich wirklich "reibungslos" und nicht nur "alles Ansichtssache", wie bei dem Bericht über die Wahlen hier. Beim Einchecken waren alle Koffer knapp unter oder direkt am Gewichtslimit, unsere alte Personenwaage zuhause ist also immer noch genau. Da schickte ich schon das erste Dankgebet zum Himmel. Es ist nämlich nicht einfach zwischen "Ich muss das Gewicht voll ausnützen" und "Nie wieder will ich am Flughafen wegen Übergewicht Sachen aus dem Koffer holen müssen!" einen Weg zu finden. Die Dame am Check-in erlaubte uns sogar, Toussaints Gitarre als drittes Handgepäck mitzunehmen. Nach dem Check-in wurden wir dann erstmal ordentlich abgesucht, Toussaint besonders gründlich, bis zur Schuhsohle gewissermaßen (ausziehen musste er sich aber nicht). Könnte an unserem etwas schrägen Outfit gelegen haben, aber was man nicht mehr in den Koffer kriegt, muss man ja bekanntlich anziehen. Und so trug Toussaint über seinem Kapuzenpulli meine alte rot-schwarze Harro-Motorradlederjacke, auf dem Kopf ein Nordsee-Käppi mit Leuchtturm drauf und als Krönung die Gitarre in einer nicht gerade brandneuen Gitarrenhülle über der Schulter. Auf das Käppi wollte er noch einen schwarzen Al-Capone Hut setzen, da hab ich aber eingegriffen und den Hut ins Handgepäck gequetscht.
In Paris nutzten wir die Zeit bis zum Weiterflug zu einem letzten (und auch einzigen) Besuch bei McDonalds. Wir hatten nämlich Hunger, und außer Mägges oder abgepackten Kaugummi-Sandwichs kann man sich auf dem Flughafen beim besten Willen nichts leisten. Ich für meinen Teil muss jedenfalls nicht lange überlegen, wenn ich für denselben Betrag entweder ein Menü einschließlich Getränk bei McDonalds oder einen Becher Kaffee bei Starbucks bekomme. Ach übrigens, weiß vielleicht irgendjemand, weshalb es in Benin noch keinen McDonalds gibt? Nicht dass es mir fehlt, es wundert mich nur.
In Benin ging es dann wunderbar problemlos weiter. Ich hatte ein leicht mulmiges Gefühl, weil meine Gelbfieberimpfung auf den Tag genau 10 Jahre alt ist und alle 10 Jahre muss sie aufgefrischt werden. Und mein Visum ist auch nur noch bis morgen gültig, da hätte also durchaus was kommen können. War aber nicht der Fall, alle haben uns zufrieden abgestempelt. Dann kam der spannende Moment: Wie viele unserer Gepäckstücke haben die Reise mit uns gemacht? Überraschung: Alle!!! Es scheint immer auf dem Weg nach Deutschland zu sein, dass unser Gepäck auf der Strecke bleibt. Was irgendwie auch praktisch ist, denn da wird es dann frei Haus nachgeliefert. Hier müsste man sich am nächsten Tag wieder durch das schwitzige Flughafengewühl drängen in der Hoffnung, dass die Koffer angekommen sind. Zum krönenden Abschluss wartete dann noch ein alter Freund mit seinem Bruder und dessen Auto auf uns, so dass wir nicht als „Willkommensgruß“ noch ewig mit einem Taxifahrer rumfeilschen mussten. Das reservierte Zimmer im Gästehaus war auch tatsächlich frei, von den paar Dutzend Moskitos abgesehen. Dieses Problem wurde dann mit Insektenspray auch rasch erledigt. Und so waren wir am Ende dieses langen Tages einfach nur dankbar.