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Freitag, 22.04.11:
Gestern hat sich am Ortseingang von Natitingou ein schwerer Unfall ereignet. Bei einem Lastwagen hatten die Bremsen versagt. Vor dem Ortseingang geht es auf der von Burkina Faso kommenden Nationalstraße steil den Berg runter. Das konnte der Fahrer wohl irgendwie noch bewältigen, doch als er dann in die Stadt einfuhr, war vor ihm plötzlich ein anderer Lastwagen, auf den er unweigerlich draufgefahren wäre, da er ja die Geschwindigkeit nicht drosseln konnte. Er zog deshalb den Laster blitzschnell nach links, überquerte die Gegenfahrbahn, den Wassergraben und raste dann immer noch ungebremst in ein Wohnhaus, das er völlig zerstörte. Die Fahrerkabine prallte dabei mit der Beifahrerseite gegen einen Strommasten, wobei der Lehrling des Fahrers ums Leben kam. Glück im Unglück - es war kein Tanklastwagen, so dass wenigstens kein Treibstoff auslief, und es war gerade niemand im Haus, sonst wären ganz sicher noch mehr Tote zu beklagen gewesen. Der Hausbesitzer hatte das Haus nur wenige Minuten zuvor verlassen.
Solche Unfälle kommen leider im wieder vor, da es hier keinen TÜV gibt bzw. nur pro Forma. Wenn man dem Antrag nur einen Geldschein beilegt, so kriegt man ohne jegliche technische Untersuchung einen Stempel in die Fahrzeugpapiere und darf für ein weiteres Jahr sein Wrack fahren.

 

Samsatg, 16.04.11:

Heute war Pfadfindersabbat in der Gemeinde Natitingou.
 
Die Pfadfinder stellten in einem kleinen Sketch die Geschichte von David und Goliath dar und zogen daraus die Lehre, dass niemand zu klein oder unbedeutend ist, um sich für Gott einzusetzen, sondern Gott uns das Gelingen schenken wird, wenn wir für ihn kämpfen. Anschließend bekamen die Pfadfinder die Abzeichen überreicht, die sie in den vergangenen Monaten unter der Anleitung von unserem Studentenmissionar Raffael gemacht hatten. Der von Raffael gegründete Kinderchor gab ebenfalls zwei Lieder zum Besten. Gleichzeitig war dies gewissermaßen Raffaels Abschied, denn sein Aufenthalt hier neigt sich dem Ende entgegen. Wir sind sehr froh, dass er für 7 Monate die Gruppe hier in Natitingou geleitet hat und auch beim Aufbau der Pfadfindergruppe in Boukombé, 50 km entfernt, federführend mitgearbeitet hat.
Die Pfadfinderarbeit steckt hier in Benin noch in den Kinderschuhen, es fehlt an Material und vor allem an Erfahrung. Und so ist unsere Gruppe wirklich privilegiert, dass sie nun schon zum zweiten Mal für einige Monate einen qualifizierten Pfadileiter hatte, der viel mit ihnen auf die Beine stellen konnte.

 
Freitag, 15.04.11:
Heute Morgen beim Spaziergang mit den Hunden habe ich, wie so oft, eine Predigt angehört. Der Prediger betonte dabei, wie wichtig es ist, dass wir immer unsere Augen auf unser Ziel (das ewige Leben mit Jesus) gerichtet halten und darauf zusteuern, egal woher der Wind weht. Da ging mir plötzlich ein Licht auf. Unsere Leute haben keine Ziele. Sie treffen auch keine Entscheidungen. Das Leben passiert einfach. Die Umstände oder die Familie stellen die Weichen. Man wählt keinen Beruf oder Studiengang, sondern nimmt, was man kriegen kann und ist froh, überhaupt was zu haben. Man wählt auch keinen Ehepartner. Entweder die Familie wählt ein junges Mädchen für den Sohn und Bruder aus. Oder man hat einfach wechselnde Beziehungen und da, wo das Mädchen aus Versehen schwanger wird, bleibt es. Man plant nicht, wie viele Kinder man haben will und wann. Es passiert einfach. Man wählt auch nicht seinen Wohnort. Da wo einen die Arbeit hin verschlägt, lässt man sich für eine Weile nieder. Nur wenige Menschen schaffen es tatsächlich, ein richtiges „Projekt“ in ihrem Leben anzugehen, darauf zu sparen und es zu verwirklichen (z.B. ein Haus, das solider ist als die üblichen Lehmbauten). Das Leben ist zu unsicher und der tägliche Überlebenskampf zu anstrengend, um große Ziele zu stecken. Es kommt sowieso irgendwas dazwischen und macht alle Pläne zunichte.
Wie sollen nun Menschen, die es nie gelernt haben oder nie die Gelegenheit hatten, Entscheidungen in ihrem Leben zu treffen und die dann auch durchzuziehen oder sich Ziele zu setzen und dafür dann auch zu kämpfen, eine bewusste Entscheidung für Christus treffen mit allen Konsequenzen? Das könnte ein Grund sein, weshalb viele Interessierte und auch Geschwister aus unserer Gemeinde zwar in den Gottesdienst kommen und auch mehr oder weniger aktiv sind, man aber nicht das Gefühl hat, dass sie mit Freude und ganzer Hingabe Christen sind. Oft verlieren sie, sobald Schwierigkeiten auftauchen, den Mut und verlassen die Gemeinde wieder. Liegt es daran, dass sie nicht wirklich das Ziel vor Augen haben, ür das es sich lohnt, durchzuhalten?
Betet mit uns darum, dass Gott uns einen Weg zeigt, wie dies geändert werden kann. Aber das Problem zu identifizieren ist ja bekanntlich der erste Schritt zur Lösung. Insofern bin ich dankbar für das, was mir heute klar geworden ist..