Freitag, 15.07.11:
Endlich, endlich können wir verkünden, dass Jason und Maggi Harral ihr Haus in Norwegen verkauft haben und Ende
August/Anfang September mit ihren Kindern hier eintreffen werden. Wir freuen uns sehr auf sie und danken Gott für
seine Hilfe. Sie benötigen jetzt unsere Fürbitte für die verbleibenden Wochen in Norwegen. Abschiednehmen ist
nicht einfach und das Packen für mehrere Jahre auch nicht. Sie werden dann die ersten Wochen in Cotonou verbringen,
um mit den Verantwortlichen der Adventgemeinde in Benin Kontakte zu knüpfen. Ab dem 11.09. werden wir alle zu einer
dreiwöchigen Schulung in Lomé, Togo sein. Doch vorher noch werden wir Besuch von einer Freundin bekommen, die ihren
Sommerurlaub bei uns verbringen will und im August eine Art Ferienprogramm/ Kinderbibelwoche im Kinderheim und in
der Gemeinde anbieten wird. Viele Pläne und viele Reisen, für die wir um Gottes Schutz und Segen bitten.
Dienstag, 12.07.11:
Als ich heute Morgen nach der Andacht mein Handy anschaltete erwartete mich bereits eine SMS von Suzy, abgeschickt
um 6h00. "Vivianne starb letzte Nacht. Ursache unbekannt. Ich bringe den Leichnam um 6h30 nach Birni".
Das war wirklich ein Schock in früher Morgenstunde. Vivianne, ein fröhliches zehnjähriges Mädchen aus Suzys Nachbarschaft
kommt seit über einem Jahr regelmäßig zum Gottesdienst und auch oft zu Suzy nachhause zum Spielen. Sie lebt bei ihrer
Großmutter, einer guten Bekannten von uns. Am vergangenen Sabbat war sie ebenfalls im Gottesdienst gewesen (sie ist das
dritte Kind von links, in dem blauen Trägerkleid), keine Anzeichen von irgendeiner Krankheit zeigend. Ihr Heimatdorf ist
Birni, ca. 40 km südlich von Natitingou.
Als Suzy am frühen Nachmittag mit der Familie wieder zurück war, fuhr ich in die Stadt, um von ihr Näheres zu erfahren
und auch um Viviannes Großmutter meinen Beileidsbesuch abzustatten. Es kristallisierte sich heraus, dass Vivianne mit
ihrer Großmutter und anderen Kindern gestern Vormittag auf dem Feld gewesen war. Von dort brachten sie einige Maniokknollen
mit für das Mittagessen, wobei aber auch eine giftige Knolle dabei war. Es gibt zwei Sorten von Maniok: eine die sofort
essbar ist, roh und auch gekocht; die andere enthält hochkonzentrierte Blausäure, die erst tagelang im Wasserbad ausgewaschen
werden muss, bevor die Knolle weiter verarbeitet werden kann. Großmutter sagte zu den Kindern bevor sie das Haus verließ,
sie sollten diese Knolle nicht essen, aber irgendwie kam sie doch in den Topf mit den anderen Manioks und Vivianne aß die
ganze Knolle alleine auf. Abends klagte sie über Übelkeit und wollte nichts essen. Sie legte sich früh schlafen, wachte
aber bald darauf wieder auf und erbrach. Gleich danach bekam sie Krampfanfälle, Atembeschwerden und verlor das Bewusstsein.
Sie wurde zwar noch schnell ins Krankenhaus gebracht und dort auch noch mit Sauerstoff versorgt, aber es war zu spät.
Eine traurige Gelegenheit sich wieder bewusst zu machen, wie zerbrechlich und kostbar Leben doch ist.
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Montag, 04.07.11:
Immer wieder bin ich erstaunt darüber, wie leichtgläubig Menschen hier sind. Vielleicht hängt es mit dem animistischen
Weltbild zusammen, in dem mithilfe der Geister so ziemlich alles möglich ist, z.B. Menschen die plötzlich buchstäblich
von der Bildfläche verschwinden und an einem weit entfernten Ort wieder auftauchen und solche Geschichten. Heute Vormittag
war eine junge Mutter bei mir. Sie lebt in der Nachbarschaft und kommt ab und zu vorbei, um sich Rat zu holen. Sie hat bis
zur 10.Klasse die Schule besucht, ist also nicht ungebildet. Ihr kleines Mädchen hat oft Bauchschmerzen und weint viel.
Die gängige Erklärung hier ist dann immer, dass der Bauchnabel innen schmerzt. Ihr wurde nun von einer Nachbarin erklärt,
dass das Mädchen auf der Innenseite des Bauchnabels Haare hat, die herausgesaugt werden müssen, damit die Schmerzen aufhören.
Und, welch Zufall, diese Nachbarin kennt natürlich jemanden der das machen kann, kostet 1500 Francs. Ich hab ihr dann nur
gesagt, sie soll nicht allen Blödsinn glauben, den man ihr erzählt, vor allem dann nicht, wenn die Person sofort eine
entgeltliche Lösung parat hat. Ich gab ihr den Rat, von dem Geld statt dessen was Ordentliches zu Essen zu kaufen. Und
das mit den Bauchschmerzen klären wir beim Arzt, sollte es anhalten.
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