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Sonntag 25.09.11:
Habt Ihr Euch mal darüber Gedanken gemacht, weshalb wir 4 Evangelien haben, die doch eigentlich mehr oder weniger alle die gleiche Geschichte erzählen? Wenn ja, dann konntet Ihr im Bibelkommentar sicher ungefähr die folgende Erklärung nachlesen: Matthäus schrieb für die Juden, Markus für Heidenchristen in Rom, Lukas für Nichtjuden und Johannes für suchende oder neu zum Glauben an Christus gekommene Menschen. Entsprechend legt der Jude Matthäus den Schwerpunkt darauf, dass Jesus der im Alten Testament verheißene Messias ist (und fängt deshalb mit dem für uns eher langweiligen Stammbaum an, wobei der aber nur bis auf Abraham zurückgeht). Markus betont, dass Jesus, der Messias, der Sohn Gottes ist, und will vor allem Jesu Charakter und seine Lehren darstellen. Lukas, selbst ein Christ griechischen Ursprungs, stellt Jesus vor allem als den Retter der ganzen Welt dar (sein Stammbaum reicht zurück bis Adam) und erzählt auffallend viele Geschichten von Jesus im Umgang mit Randgruppen. Johannes schließlich möchte nach eigenen Aussagen Menschen zum Glauben an Jesus Christus als den Sohn Gottes und damit zum ewigen Leben führen.
Die Bibel gibt uns damit eigentlich schon ein Programm vor. Man kann nicht alle Menschen auf die gleiche Weise und mit derselben Methode zu Christus führen. Es gibt keine Serie von Bibelstunden, und sei sie noch so gut gemacht, die universell einsetzbar ist. Wenn wir wirklich Menschen mit der guten Botschaft erreichen wollen, dann müssen wir ihren kulturellen und religiösen Hintergrund genauso berücksichtigen wie ihren Bildungsstand. Und genau wie die 4 Evangelien alle unterschiedlich, aber alle richtig sind, so auch die unterschiedlichen Methoden, um die verschiedensten Volks- und Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Deshalb sind wir seit 2 Wochen hier in Lomé im Gästehaus des Sahelverbandes und lernen, wie die biblische Wahrheit so erklärt werden kann, dass sie von der Gruppe, für die sie jeweils gedacht ist, auch verstanden wird. Mehr dazu später, für heute nur soviel: es ist spannend!
 
Freitag 23.09.11:
Ich nehme mal an, dass die Papstrede im Bundestag von Euch allen ausreichend diskutiert wurde und ich da nicht auch noch meinen Kommentar dazu geben muss. Ich konnte sie ja sowieso nicht life verfolgen, sondern habe sie nur einen Tag später im Internet nachgelesen. Aber hat eigentlich irgendjemand darauf geachtet, was da im Vorfeld gesagt wurde? Ich weiß nicht mehr, von welcher Nachrichtenseite ich das gefunden hab, aber der Wortlaut war:
Bundestagspräsident Lammert begrüßt den Ehrengast
Vor der Rede des Papstes wendet sich Bundestagspräsident Norbert Lammert an die Abgeordneten. "Viele Menschen in Deutschland, nicht nur engagierte Katholiken und Protestanten, empfinden die Fortdauer der Kirchenspaltung als Ärgernis"
, so Lammert.
HALLO?!? Im Geburtsland der Reformation, während und wegen der viele Menschen ihr Leben lassen mussten, wird mal eben die Aussage gemacht, dass man diese doch eigentlich wieder einstampfen könnte bzw. sogar sollte. Wir findet Ihr das?
 
Samstag 10.09.11:
Ich habe den Eindruck dass man die Ereignisse der letzten 2 Wochen problemlos in 4 hätte packen können und mir wäre trotzdem nicht langweilig geworden.
Nachdem die Kinderbibelwochen vorbei waren, konnte ich mich mit Suzy voll und ganz auf die Forschungsarbeit (genannt "Scrapbook") konzentrieren, da am 01.09. der absolut letzte Abgabetermin war. Danach konnten wir nichts mehr hinzufügen, da dann unsere Dozenten in den USA das Dokument vom Server zogen um sich einen Überblick über unsere Erkenntnisse zu verschaffen. Wir hatten also nur noch wenige Tage, um die letzten Korrekturen vorzunehmen, schnell noch ein paar neu gewonnene Informationen einzufügen und die letzten Kapitel fertig zu schreiben. Das Dumme ist, dass wir erst kurz vor Torschluss noch einige sehr relevante Dinge herausgefunden haben. Also dumm ist es ja nicht wirklich, wir sind froh über alles, was wir dazulernen, egal wann. Aber es wurde ziemlich eng und wir haben mehrmals wirklich bis spät in die Nacht gearbeitet. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass das Ding am Ende 686 Seiten hatte. Zum Glück hab ich einen Mann, der in solchen Situationen das Kochen übernehmen kann und unser Gast Heike konnte sich auch ohne meinen Begleitschutz in ihrer letzten Woche bei uns noch einiges anschauen. Als das Scrapbook endlich eingetütet war konnten wir ganz kurz durchschnaufen und dann hieß es auch gleich den Sabbat vorbereiten. Da die Kinder meiner Taufklasse nichts verpassen wollten und ich aber am Sonntag (wo wir uns normalerweise treffen) schon im Bus nach Cotonou sitzen musste, zogen wir unseren Unterricht auf den Sabbatnachmittag vor und damit war der dann auch recht voll. Sonntag fuhren Heike und ich also nach Cotonou. Am Abend trafen wir dort zum ersten Mal die Familie Harral, die unser Team hier in Benin unterstützen wird und seit Ende August im Land ist. Ich schreibe das so lapidar in einem Nebensatz, aber diejenigen, die unser Projekt seit vielen Jahren verfolgen, können nachvollziehen, was es für uns bedeutet, endlich wirklich Verstärkung zu bekommen. Am Montag konnte Heike unter den Fittichen von unserem Neffen noch einen tollen Tag mit Sightseeing verbringen, während ich schnell ein paar Einkäufe erledigte und den Nachmittag mit Harrals verbrachte. Am Abend hieß es dann Abschied nehmen von Heike, sie flog mit dem Nachtflug wieder zurück nach Deutschland. Wir hatten wirklich eine ganz tolle Zeit zusammen und sahen Gottes Hand in allem, was wir unternahmen. Zurück ins Gästehaus, in ein plötzlich sehr leeres Zimmer. Nach wenigen Stunden Schlaf war ich schon wieder auf dem Flughafen, weil früh morgens unsere Studentenmissionarin Naomi einflog. Der war dann grade mal eine Stunde im Gästehaus vergönnt bis wir schon wieder los mussten, denn um 7h fuhr der Bus nach Nati ab. Die Busfahrt haben wir dann auch größtenteils verpennt. Glücklicherweise war der DVD-Player des Busses kaputt, so dass uns die Nigerianischen Liebes- /Intrigenfilme erspart blieben, die sonst üblicherweise einer nach dem anderen abgespult werden bis einem fast schwindelig ist (unsere Reisebusse haben nämlich TV!). Wieder in Nati hatte ich dann grade mal 3 Arbeitstage, um meine einmonatige Abwesenheit vorzubereiten, Aufgaben zu delegieren, die Monatsabschlüsse zu machen, mit meiner Schatzmeisterkollegin Kassenübergabe zu machen, wieder den Sabbat vorzubereiten und noch Brot für Toussaint vorzubacken, kochen kann er wie gesagt selber. Da war mir dann am Ende auch schwindelig und für Naomi war leider überhaupt keine Zeit. Morgen geht es jedenfalls auf die lange Fahrt nach Lomé zur sogenannten P2T-Schulung. Ausgeschrieben heißt das Phase 2 Training, ausgesprochen PiTuTi. Also auf in die nächsten ausgefüllten Wochen!