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Samstag, 19.11.11:
Die Regenzeit ist endgültig vorbei. Wenn wir auch in den früheren Jahren manchmal Ende November noch einmal Regen hatten, so ist in diesem Jahr dieses Kapitel eindeutig abgeschlossen. Alles ist bereits ausgetrocknet und mit Staub bedeckt, das geht immer sehr schnell. Die Felder und Hänge sind zum Teil auch schon abgebrannt, eine Maßnahme, die vor Schlangen schützen soll und der Erde in der nächsten Saison ein schnelles Neuerwachen ermöglichen soll, ohne Altlasten von vertrocknetem Gestrüpp und ähnlichem. Die Natur scheint im Moment abgestorben. Trotzdem entdecke ich jeden Morgen bei meinem Spaziergang mit den Hunden durch die verkohlte Savanne neue Schönheiten der Natur, ganz unvermutet. Ich steh dann immer nur da und freu mich. Was hat sich Gott dabei gedacht, als er kleine knallgelbe Blumen in diese Einöde gesetzt hat? Ich meine, die sieht doch keiner! Da stiefelt doch keiner durch außer mir und vielleicht ein paar Frauen beim Holzsammeln, aber die haben dafür keine Augen. Ich habe zwei Antworten gefunden:
1. Für sich selbst. Gott liebt die Schönheit und schafft deshalb schöne Dinge um ihrer selbst willen.
2. Für die Natur. Denn eines Morgens sah ich eine Biene in einer solchen Blume.
All das ist für mich wie ein kleiner Fingerzeig der aussagt: Neuanfang ist immer möglich.

 

 

 
Donnerstag, 17.11.11:
Zurzeit sind hier Beniner-Deutsche Kulturwochen, organisiert von der deutschen Botschaft. Sie finden landesweit statt, und auch in Natitingou und Umgebung sind etliche Veranstaltungen, wenn das Programm diesmal im Vergleich zum letzten Jahr auch ein bisschen spärlich ausfällt. Aber da so ziemlich alles angeboten werden kann haben wir uns überlegt, wie wir uns als Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten einbringen und präsentieren könnten. Bestimmte Projekte werden sogar finanziell gefördert, und so überlegten wir doppelt hart, was wir anbieten könnten. Schließlich fiel unsere Wahl auf ein Frauenförderprojekt. Bereits seit geraumer Zeit möchten sich unsere Frauen zu einer Kooperative zusammenschließen, um gemeinsam etwas herzustellen und zu vertreiben. Viele Frauen aus unserer Gemeinde können weder lesen noch schreiben und verdienen durch den Verkauf von selbstgemachten Krapfen am Straßenrand ein bisschen Geld. Bisher war die Gründung der Kooperative allerdings am Geld gescheitert, denn die Produktion von Seife, Cremes und Salben erfordert doch zu Beginn ein gewisses Eigenkapital, um das Rohmaterial und die nötigen Behälter und Töpfe anzuschaffen. Wir entschlossen uns, mithilfe des uns in Aussicht gestellten Zuschusses mit der Herstellung von Haushaltsseife zu beginnen. Ein Bruder der Gemeinde hat damit bereits Erfahrung, und er erklärte sich bereit, einen Lehrgang durchzuführen. Wir wurden also ins Programm aufgenommen, und so fand von Montag bis Mittwoch dieser Woche im Haus der Jugend im Rahmen der Kulturwochen eine Schulung statt. Am Montagvormittag wurden erst in der Theorie die ganzen Inhaltsstoffe und Materialen vorgestellt und die Zusammensetzung (das Rezept ) erklärt. In diesem Zusammenhang wurde auch ausführlich auf die Gefahren der chemischen Stoffe, insbesondere des Natriumhydroxid hingewiesen und demonstriert, wie damit umgegangen werden muss. Da die meisten Frauen wie gesagt nicht lesen können, wurde das Rezept gewissermaßen auswendig gelernt. Am Nachmittag wurde dann mit den Materialien erstmals gearbeitet und die Lauge, die über Nacht stehen muss, angerührt. Am Dienstag und am Mittwoch wurde es dann praktisch und gemeinsam wurden die ersten Seifen hergestellt, insgesamt knapp 200 Stück. Was mich besonders gefreut hat war die Tatsache, dass die Seifen am zweiten Tag viel schöner und glatter waren als am ersten Tag, das war gleich ein Ansporn für die Frauen, dass Übung den Meister macht.
Insgesamt nahmen 14 Frauen an der Schulung teil, davon 5 aus dem 50 km entfernten Dorf Koutié. Sie waren extra für das Seminar angereist und wollen nun ihr neu gewonnenes Wissen mit den anderen Frauen in ihrem Dorf teilen und mit ihnen ebenfalls eine Kooperative gründen.

 
 
 

 

 

 

 

 

 
Was unsere Frauen hier in Natitingou angeht, so liegt es nun an ihnen, wie und ob die Gruppe erfolgreich arbeiten kann. Sie haben jetzt erstmal genügend Material um noch eine ganze Weile weiter Seifen zu produzieren. Wenn es ihnen gelingt, sich so als Gruppe zu organisieren, dass sie diese Seifen zusammen herstellen und verkaufen können, können sie mit dem erzielten Erlös Material für weitere Produktionszweige beschaffen, die dann vielleicht sogar noch einträglicher sind. Toussaint und ich haben Anfang dieses Jahres bei unserer ANAMED-Schulung in Deutschland gelernt, wie man Salben und Cremes und auch verschiedene Seifen herstellt, so dass wir den Frauen noch etliches andere beibringen können. Wir sind jedenfalls froh über die Gelegenheit und dankbar für die Unterstützung, die wir im Rahmen der Kulturwochen erfahren haben.