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Freitag, 11.11.11:
Am vergangenen Sonntag waren wir wie immer abends im Waisenhaus, um dort mit den Kindern zu singen und zu beten. Wir saßen schon alle auf unseren Bänken, als die kleine Ncei angetorkelt kam und fast über ihre eigenen Beine stolperte. Sie benahm sich wie eine Betrunkene und ich zog sie zu mir her. Leider gibt es Menschen, die auch Kindern Alkohol zu trinken geben, so dass ich wirklich dachte, sie sei betrunken. Sie meinte aber, dass ihr niemand etwas zu trinken gegeben hatte und sie roch auch nicht nach Alkohol. Da sie fast von der Bank fiel schickten wir jemanden mit ihr in den Schlafsaal, damit sie sich hinlegen konnte. Nachdem unser Treffen zu Ende war, fragte ich ein bisschen rum und die anderen Kinder sagten mir, dass sie schon seit Samstag torkelte und ständig hinfiel. Ich ging dann in den Schlafsaal, und da lag sie auf dem Bett und weinte. Ich fragte sie, ob ihr etwas weh täte und sie meinte, nur da, wo sie hingefallen war und sich gestoßen hatte, ansonsten sei es ihr einfach nur furchtbar schwindelig. Außerdem sagte sie, es ziehe sie immer zum Brunnen. Das bestätigten mir die anderen, sie hatten sie dort schon mehrfach mit Gewalt weggeholt. Sie sagte da seien dauernd Leute die sie hinfallen lassen würden und ein Mädchen mit langen Haaren, die sie zum Brunnen zieht. Hier hat niemand lange Haare außer Naomi (unsere Studentenmissionarin) und mir und so war mir klar, dass sie Geister sieht, die sonst keiner sehen kann.
Irgendjemand muss dieses Kind mit einem Fluch belegt haben und nun versuchen die Geister, sie in den Brunnen zu bringen. Und da hilft nur eins - beten. Als ich sagte, ich würde jetzt mit ihr beten, schrie sie erst nach Cécile, einer Kleinen mit der sie immer zusammen ist. Cécile stand dann neben ihr, ich betete und währenddessen schlief sie tatsächlich ein. Sie schlief dann wohl auch durch, nachdem sie in der Nacht davor dauernd aufgestanden und rumgestolpert war.
Am Montag ging irgendjemand mit ihr zum Arzt, der Antibiotika verschrieb, doch ich glaube nicht, dass sie ein gesundheitliches Problem hatte. Am Abend hatten wir eine Gebetsstunde bei uns zuhause, bei der auch etliche Gemeindeglieder da waren und ich ließ Ncei holen, damit wir für sie beten konnten. An den folgenden Abenden ging ich regelmäßig rüber um mit Ncei vor dem Schlafengehen zu beten, und manchmal kam sie auch zu uns. Heute geht es ihr wieder gut, ihr ist nicht mehr schwindelig und es zieht sie auch nicht mehr zum Brunnen.
Wir sind Gott sehr dankbar für diesen Sieg.

 

 
Mittwoch, 09.11.11:
Heute haben wir als Team und mit unserem alten Freund Patrice zusammen Toussaints Geburtstag gefeiert.
Jason konnte leider nicht dabei sein, da es ihm immer noch nicht gut geht.
Trotzdem war es eine nette Runde und ein schöner Nachmittag und Abend. Der Vorteil bei einem größeren Team ist ja, dass es auch mehr Geburtstage zu feiern gibt. Und so ist in einem Monat schon der nächste Geburtstag dran, wenn die kleine Kaia 1 wird.

 
Montag, 07.11.11:
Nachdem unser erster Versuch, [ siehe Bericht 21.06.2011 | Seite 72 ]. einen weiteren Brunnen zu graben bei 2,50 m kläglich gescheitert war, tigerte mein Mann tagelang unruhig übers Gelände. Er wollte einfach nicht klein beigeben.
Eine Ecke des Grundstücks erscheint "grüner" als der Rest, was ja auf Wasservorkommen schließen lässt. Doch topografisch ist es dort nicht sinnvoll, einen Brunnen zu graben. An einer anderen Stelle hatte mein Schwager mit der Wünschelrute ausgelotet, dass es dort eine Wasserader geben muss. Da wir aber starke Bedenken gegen den Gebrauch von Wünschelruten haben, scheidet diese Stelle auch aus. Spirituelle Mächte sollen später kein Anrecht auf unseren Brunnen haben. Schließlich träumte Toussaint eines Nachts, dass er an einer anderen Stelle gegraben hatte und auf Wasser gestoßen war. Am nächsten Morgen stand er auf und erklärte, dass wir dort einen zweiten Versuch wagen würden. Als gute Kassenverwalterin bin ich ja mit allem einverstanden, solange es kein oder nur wenig Geld kostet und so legten die Jungs wieder los. Diesmal mit etwas besserem Werkzeug, Toussaint Bruder (ein professioneller Brunnenbauer) hatte einige Sachen hier gelagert, die wir nutzen konnten, so z.B. seine Seilwinde. Bei zwei Meter Tiefe war sie wieder da, die Steinschicht. Doch diesmal nicht ganz so undurchdringlich, und mit einigen starken jungen Männern war sie nach einigen Tagen abgetragen und es ging wieder leichter weiter. Während meines Aufenthaltes in Lomé erzählte mir Toussaint eines Tages am Telefon, dass sie bei 5 m Tiefe aufhören mussten, weil sie auf Wasser gestoßen waren und jeden Morgen erst einmal einen halben Meter Wasser rausschöpfen mussten! Sie beschlossen also, vorerst aufzuhören und abzuwarten, bis sich der Wasserspiegel nach Ende der Regenzeit senken würde. Diese Woche hatten die Jungs (alle Schüler) wieder ein paar Tage frei und klopften weiter. Unsere Hoffnung ist, dass wir bis 8 m tief graben können, dann sind wir sicher, das ganze Jahr über Wasser zu haben.