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Montag, 27.02.12:
Heute war ich seit langem mal wieder im Gefängnis von Natitingou, und diesmal nicht nur im Besucherraum, sondern sogar drin, so richtig "hinter Gittern". Ein guter Bekannter von uns sitzt seit Mitte Januar in U-Haft. Er ist Nachtwächter im Städtischen Krankenhaus und Gesundheitszentrum. Als dort in großem Stil Moskitonetze, die in einer Kampagne an die Bevölkerung verteilt werden sollten, gestohlen wurden, wurde er von einem der Hauptangeklagten beschuldigt, Komplize zu sein. Er beteuert seine Unschuld, doch der Fall ist noch nicht entschieden und zieht sich wegen eines Streiks der Gerichtsangestellten weiter in die Länge. Und so sitzt er also ein und ich wollte ihn besuchen. Ich mag aber den Besucherraum nicht. Dort ist es überfüllt und laut und man hat nur ca. 5 Minuten mit dem Häftling. Wir haben aber einige Bekannte hier, die für eine französische Freiwilligenorganisation arbeiten und eine ihrer Aktivitäten ist Schulunterricht für die minderjährigen Häftlinge. Und nun gibt es noch ein alternatives Reiseunternehmen, das Reisen nach Benin und in andere Länder anbietet, wobei während des Aufenthaltes verschiedene soziale Aktivitäten unternommen werden. Hier in Benin begleitet die Reisegruppe die Mitarbeiter dieser Freiwilligenorganisation. Und so gingen die Touristen heute mit ins Gefängnis. Ich will das jetzt nicht weiter kommentieren, denn ich habe mich bei der Tour schamlos drangehängt. Mein Motiv war dabei völlig eigennützig - ich wollte in die Innereien des Gefängnisses gelangen, um in Ruhe mit Basile reden zu können. So einfach wie ich mir das gedacht hatte war das dann aber nicht, ich musste erst die Tour mitmachen. Dabei hab ich dann ganz ungeplant Ideen für missionarische Einsätze unserer Gemeinde bekommen. Die minderjährigen Jungs würden sich sicher mal über einen Besuch unserer Pfadigruppe freuen und die Frauenabteilung über einen Besuch unserer Frauengruppe. Die Frauen haben ihre Kleinkinder bis 4 Jahre bei sich und sind immer froh, wenn jemand die Kinder für eine Weile nach draußen nimmt und mit ihnen spielt. Am Ende hatte ich dann auch noch eine knappe halbe Stunde, in der ich mich zwar im Besucherraum, aber in Ruhe (da die eigentliche Besuchszeit noch nicht angefangen hatte) mit Basile unterhalten konnte. Ich war so froh zu sehen, dass es im gut geht und er guten Mutes ist. Er hat einige Männer, mit denen er sich jeden Abend zum Gebet trifft und führt viele Gespräche, in denen er biblische Ratschläge geben kann. Ein Mann wie Joseph aus dem 1. Mosebuch, der das Beste aus seinem Gefängnisaufenthalt macht. Als ich ihn fragte, ob er etwas bräuchte, was ich ihm schicken könnte, bat er mich um einen Sack Gari. Das ist getrockneter und geraspelter Maniok, eine beliebte Zwischenmahlzeit, weil es nur mit Wasser angerührt wird und nicht gekocht werden muss. Er möchte den Mithäftlingen, die keine Angehörigen haben und nur die kärgliche Gefängnismahlzeit (eine pro Tag) bekommen, ab und zu etwas zukommen lassen. Das werden wir nun besorgen und ihm baldmöglichst bringen.
Nach 1 1/2 Stunden war ich wieder draußen und um einige Erfahrungen reicher. Und die Touristen zogen mit ihrer Reiseleiterin weiter zu ihrer nächsten Aktivität...

Samstag, 25.02.12:
In der vergangenen Woche fand die erste richtige Mädchenfreizeit der Gemeinde Natitingou statt! Möglich wurde dies durch eine Sammlung, die beim letzten Frauensabbat der Ba-Wü-Vereinigung durchgeführt wurde und deren Ertrag uns zukam. Organisiert und durchgeführt wurde das Ganze von Naomi, unserer derzeitigen Studentenmissionarin, und Suzy, aber ich durfte auch an einem Tag dabei sein. Genaugenommen war es aber nicht wirklich eine Frei-Zeit, sondern eher ein Seminar. Von Montag bis Freitag waren 10 Mädchen im Alter von 12-23 Jahren, 5 von der Gruppe Natitingou und 5 von der Gruppe Toucountouna, in einer Hotelanlage am Wasserfall von Kota zusammen. Jeden Tag gab es einige Stunden Unterricht zu verschiedenen Themen, aber auch Zeit zum Schwimmen und Wandern, Gebetszeiten und abends gemütliche Stunden mit Spielen und Geschichten. Außerdem kochten die Mädchen selbst. Uns liegt sehr am Herzen, die Mädchen auf ein Leben als christliche Frau vorzubereiten. Unzählige Mädchen in dieser Gesellschaft ruinieren ihr Leben durch falsche Entscheidungen in ihrer Jugend. Abtreibungen, abgebrochene Schulkarrieren wegen ungewollter Schwangerschaften, unglückliche Ehen, Frauen die mit 25 Jahren bereits den dritten Ehemann haben, Kinder die dabei auf der Strecke bleiben und, und, und. Genaugenommen sind es eigentlich keine falschen Entscheidungen, sondern eher nicht getroffene Entscheidungen. Die Weichenstellungen "passieren" einfach, ohne dass die Mädchen bewusst darauf Einfluss nehmen. Wir wollten den Mädchen daher aufzeigen, warum so viele Frauen unglücklich sind und wie das vermieden werden kann. Dass sie die Möglichkeit und das Recht haben, bewusst zu entscheiden und zu steuern, wann sie Kinder haben wollen, mit welchem Partner sie zusammen sein wollen, welchen Ausbildungsgrad sie erreichen wollen etc. Sie können ihre Zukunft selbst gestalten und müssen sie nicht einfach mit sich geschehen lassen.
Die Themen der Woche waren: Charakterentwicklung; gute Gewohnheiten für eine christliche Frau; Keuschheit vor der Ehe - warum? ; wie kann ich körperlich rein bleiben? ; falsch und richtig verstandene Sexualität; Zeichen der "wahren Liebe"; die richtigen Schritte auf dem Weg zu einer glücklichen Ehe; Reinheit der Gedanken; Säuglingspflege; Entwicklung des Fötus im Mutterleib. Außerdem stellten sie zusammen Seife und Körpercreme her. Es war ziemlich viel an Information, aber die Mädchen haben gut mitgemacht, viel Spaß zusammen gehabt und die Zeit genossen. Die Bungalows der Hotelanlage sind sehr schön gemacht und wurden uns zu einem günstigen Preis überlassen, die Anlage selbst liegt mitten in der Natur und oberhalb eines wunderschönen Wasserfalls.
Uns bleibt Danke zu sagen an die Frauen in Ba-Wü, die diese Freizeit ermöglicht haben. Bitte betet für die Mädchen, dass sie in ihrem Leben umsetzen können, was sie gelernt haben, dass sie ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln, Gott und sich selbst treu bleiben und nicht zum Spielball der Männerwelt und der Gesellschaft werden.