Neueste | ... | 90 | 89 | 88 | ... | 1
.nö
 
Dienstag, 13.03.12:
Wir waren die letzten 5 Tage ohne Strom, doch seit gestern Abend sind wir wieder am Netz. Am Mittwoch, ich wollte mich gerade fertig machen um zu Suzy ins Büro zu fahren wo ich jeden Mittwoch mit meiner Freundin Jeanne die Schatzmeisterberichte erledige, wurde der Strom abgestellt. Das ist allerdings nicht ungewöhnlich, so dass ich mir weiter keine Gedanken machte. Doch später rief Toussaint mich an um mich zu informieren, dass das E-Werk unser Zählerhäuschen abgeklemmt hatte, weil es zu gefährlich sei. Zugegeben, es entspricht nicht so wirklich irgendwelchen nationalen oder gar internationalen Sicherheitsbestimmungen. Es ist aus Lehmziegeln gebaut, hat überall riesige Risse, man könnte durchaus sagen, dass es bei den ersten Stürmen einstürzen könnte. Darin und drum herum sind 10 Stromzähler aufgehängt, wobei aber manche wirklich nur am seidenen Faden hängen. Vom Zählerhäuschen gehen spinnwebenartig die Kabel in alle Richtungen unserer Nachbarschaft weg. Das ist nun aber nicht wirklich unsere Schuld. Das E-Werk hat es bisher nicht geschafft, unser Viertel an die öffentliche Versorgung anzuschließen, schiebt aber die Schuld auf die Stadt, die erst mal das Viertel erschließen muss und da auch keinen Zug tut. Die einzige Stelle, die Strom bekommt, ist das Wasserwerk unten am Bach, und nach einer stillschweigenden Übereinkunft haben wir uns da alle drangehängt. Es war schon klar, dass das nicht ewig so geduldet wird, zumal die Zähler immer mehr wurden und das Häuschen immer brüchiger wurde. Trotzdem wäre eine gewisse Vorwarnung ganz nett gewesen, anstatt uns wortlos abzuklemmen. Da also klar war, dass das länger dauern konnte, radelte ich heim so schnell ich konnte und leerte meinen Kühlschrank. Der Inhalt wurde auf Suzys und Harrals Kühlschränke verteilt.
Am nächsten Morgen fuhr ich für einige Tage weg (s.u.) und Toussaint begann, dem Problem auf den Grund zu gehen und eine Lösung zu suchen. Es stellte sich dann bald heraus, dass der eigentliche Grund ein anderer war: einer der Zähler war so manipuliert worden, dass der Stromverbrauch nicht angezeigt wurde. Da in dem Kabel- und Zählergewirr aber nicht klar war, wo der Fehler lag, wurden einfach alle abgeklemmt. Früher oder später würden sich die Leute melden und der Schuldige könnte identifiziert werden, dachten sich die E-Leute. Im selben Zusammenhang wurden dann alle Zählerbesitzer aufgefordert, neue (mindestens 3) solide Häuschen zu bauen, in denen die Zähler dann ordentlich und sicher befestigt werden könnten. Das alte Häuschen würde nicht mehr in Betrieb genommen werden. Toussaint schloss sich dann mit einigen Nachbarn zusammen und sie suchten fieberhaft alles zusammen, was zum Bau notwendig war. Einer hatte Ziegel, ein anderer Wellblech und Holz, wieder ein anderer Sand und Toussaint kaufte Zement. Und so hatten sie tatsächlich bis zu meiner Rückkehr am Sonntagabend ein Häuschen aus dem Boden gestampft, das den Anforderungen des E-Werkes entsprach. Es musste nur noch am Montagmorgen verputzt werden. Als sie dann beim E-Werk vorsprachen und Bericht erstatteten, hatte der Verantwortliche ein Einsehen und schickte seine Leute, um uns wieder ans Netz anzuschließen, bis dann in einigen Tagen oder Wochen die Zähler versetzt werden. Ich bin ganz froh, dass ich während dieser Tage abwesend war, doch Toussaint ist ziemlich im Kreis gerannt. Im Moment ist alles geregelt, jetzt ist das E-Werk am Zug. Aber ganz ausgestanden ist die Sache noch nicht. Nur etwa die Hälfte der Zählerbesitzer ging zum E-Werk um sich zu informieren, was zu tun ist. Der Rest wartet zuhause, bis die anderen das Problem lösen um sich dann ins gemachte Nest bzw. die neu gebauten Zählerhäuschen zu setzen. Da werden sie dann aber eine bittere Enttäuschung erleben und in dem Moment, wo die anderen Zähler umgesetzt werden, wieder abgeklemmt werden.
Der Übertäter wurde übrigens von der Polizei abgeholt und nach 24 Stunden mit einer saftigen Geldstrafe wieder auf freien Fuß gesetzt. Jetzt beklagt er sich überall über die Ungerechtigkeit der Welt, da er doch nichts dafür kann, dass sein Zähler "defekt" war und er es nicht merkte!

 

 

 
Montag, 12.03.12:
Am vergangenen Wochenende (Donnerstag bis Sonntag) haben wir als Team unsere Kollegen, die Familie Badé, in Kandi besucht. Kandi liegt im Nordosten des Landes, an der Nationalstraße nach Niger, ca. 350 km von hier. Harrals haben einen 7-Sitzer und so hatten wir alle Platz und auf der jeweils ca. 5-stündigen Fahrt viel Spaß zusammen. Die Straße wurde erst vor kurzem asphaltiert und ist in einem sehr guten Zustand. Toussaint, mein Reisemuffel, zog es vor, Haus, Hof und Hunde zu hüten.
Die Bevölkerung in Kandi ist fast ausschließlich muslimisch und Badés arbeiten überwiegend unter dem Volk der Dendi. Am Freitag erkundeten wir zu Fuß Stadt und Markt. Die Stadt ist etwas kleiner als Natitingou und hat auch eine geringere Infrastruktur. So wurde dort z.B. erst vor kurzem die erste Bank eröffnet. Ich kann es nicht richtig erklären, aber muslimische Städte sind irgendwie anders. Nicht nur, dass an jeder Ecke eine Moschee steht und gleich daneben ein wandelnder Tee- und Kaffeeverkäufer. Das ganze Stadtbild ist anders. Was uns etwas Schwierigkeiten bereitete war die Tatsache, dass wir nicht so recht wussten, wie man sich richtig verhält. Hier in Nati kennen wir uns aus mit den Gebräuchen und der Kultur. Wir wissen, wen wir wie zu grüßen haben. Aber dort? Ist es unhöflich, einen alten Mann zu grüßen? Ist es unhöflich, ihn NICHT zu grüßen? Wir waren uns in allem unsicher und fühlten uns in der Stadt dadurch etwas unwohl. Doch die Zeit mit unseren Kollegen und ihren Kindern haben wir sehr genossen und viele interessante Gespräche geführt. Badés haben in Kandi ein Zentrum gebaut, in dem sie, solange es dort noch keine Kapelle gibt, auch Gottesdienst feiern. Jason hielt dort am Sabbat vor ca. 30 Gliedern und Gästen die Predigt und wurde von Michée Badé übersetzt, da sein Französisch noch nicht gut genug ist. Die Gemeinde ist, soweit ich es beurteilen kann, sehr lebendig. Allerdings besteht sie fast ausschließlich aus Personen, die ursprünglich aus dem Süden und / oder aus anderen christlichen Kirchen kommen. Die einheimische Dendi-Bevölkerung konnte bis jetzt nur sehr begrenzt erreicht werden. Die Arbeit unter Moslems erfordert, wie auch unsere Arbeit mit Animisten, sehr viel Zeit und Geduld.
Am Sabbatnachmittag wurden wir von einem alten Freund, einem Polizeikommandanten aus Natitingou der jetzt in Kandi stationiert ist, auf einen Ausflug in die Grenzstadt Malanville mitgenommen. Dort trennt der Fluss Niger die Länder Benin und Niger. Mit jedem Kilometer, den wir weiter nördlich fuhren, wurde die Natur noch trockener und kärglicher. Die Menschen in dieser Gegend sind zum Großteil Viehhirten und wir sahen viele Herden. Der Niger führt zu dieser Jahreszeit nicht viel Wasser, trotzdem war es beeindruckend, den großen Fluss und rechts und links davon die riesigen Reisfelder zu sehen. Es war spannend, diese Ecke des Landes, die wir bisher noch gar nicht kannten, zu besuchen. Aber am Ende waren wir uns doch alle einig, dass wir gerne nach Natitingou und zu "unseren" Leuten zurückkehren.

 

 

 

 
Dienstag, 06.03.12:
Gestern war ich an der Reihe, meinen Geburtstag zu feiern. Wir waren eine bunt gemischte Gruppe. Neben unserem Team hatte ich noch ein befreundetes Ehepaar mit ihrem kleinen Sohn und drei junge Frauen einer französischen Freiwilligenorganisation eingeladen. Die Teamfrauen hatten alle etwas zu Essen mitgebracht, und so hatten wir einen fürstlich gedeckten Tisch. Gutes Essen, gute Unterhaltung, und am Ende blieben noch die drei Freiwilligen-Mädels und machten den Abwasch - was will man mehr an seinem Geburtstag!