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Donnerstag 17.05.12:
Wir haben bestürzende Nachrichten aus unserem Verbandsbüro in Lomé, Togo. Ein dort in der Verwaltung arbeitender Missionar, ein Pastor von den Kapverden, wurde des Auftragsmordes beschuldigt und ins Gefängnis gesteckt. In Lomé gab es eine Serie von Ritualmorden an jungen Mädchen. Der Hauptverdächtige (der auch geständig ist) behauptet nun, im Auftrag von Pastor M. gehandelt zu haben. Pastor M. kam wohl in Kontakt mit diesem Mann, als dieser seelsorgerlichen Rat suchte. Nach eigenen Aussagen sind selbst die Richter von der Unschuld des Pastors überzeugt. Da er aber vom Hauptangeklagten beschuldigt wird, muss der Fall überprüft werden. Soweit so klar. Was aber nicht einleuchtet ist, warum Pastor M. jetzt im Hochsicherheitstrakt untergebracht ist und nicht einmal von seinen engsten Angehörigen besucht werden kann. Unschuldig im Gefängnis zu sitzen ist schon in entwickelten Ländern schlimm genug. Doch hier in Afrika ist das noch eine ganz andere Geschichte. Erschwert wird die Situation des Pastors noch dadurch, dass Kap Verde keine diplomatische Vertretung in Togo hat und der Vertreter aus dem Senegal anreisen muss. So kann er nicht wirklich an der Sache dranbleiben.
Wer der englischen Sprache mächtig ist, kann sich auf dieser Internetseite weiter informieren:
Diplomatic counselor visits Pastor Dos Anjos in Togo. Wir bitten alle, die diesen Eintrag lesen, für Gottes Eingreifen zu beten.

 
Montag 14.05.12:
Ich bin dem Hörbuchfieber verfallen! Eigentlich bin ich überhaupt kein Freund von all diesen technischen Neuerungen und musste neulich erst mal meinen Bruder nach dem Unterschied zwischen i-Pod und i-Pad fragen.
Jaja, lacht nur. Aber ich mag einfach altmodische Bücher, wo man die Seiten umblättern kann, die nach Papier riechen und wo man auch mal was reinschreiben kann. Mit einigen wenigen getreuen Eingeschworenen schreibe ich immer noch Briefe mit Kuli und auf Papier. Und auf Facebook werdet Ihr meinen Namen vergeblich suchen, weil ich mich weigere, Kommunikation auf Belanglosigkeiten, Stichwörter und unverständliche Abkürzungen zu reduzieren. Ich bin also hoffnungslos altmodisch. Nun hat mich aber die Realität davon überzeugt, dass ich einfach kaum Zeit habe, ein Buch in die Hand zu nehmen, von den Büchern mit denen ich arbeite mal abgesehen. Seit wir aus unserem Heimaturlaub wieder zurück sind, hab ich in meiner Freizeit nur noch Zeitschriften gelesen und kein Buch mehr fertig gekriegt. Als mir neulich unser Kollege Jason ein Buch empfahl und ich sagte, ich hätte keine Zeit zum Lesen, gab er mir seinen i-Dingens mit der Audio-Version drauf. Und siehe da, nun bin ich schon beim dritten Hörbuch, und das innerhalb kürzester Zeit! Jeden Morgen wenn ich mit meinen Hunden spazieren gehe habe ich eine halbe Stunde, und da kann man richtig viel "lesen".
Ich komme also zu dem Schluss, dass manche Neuerungen durchaus nützlich sind.
 
Donnerstag 10.05.12:
Eine Bekannte von uns hat letzte Woche ein Baby bekommen und ich habe der neuen Erdenbürgerin heute meinen Antrittsbesuch gemacht. Als ich kam, wurde das Baby gerade gebadet und ich musste eine gute halbe Stunde warten und konnte dabei zusehen. Ihr werdet Euch jetzt vielleicht denken: Sie wird uns doch hoffentlich nicht erzählen, wie das Baby gebadet wurde? Doch, genau das wird sie, und ich glaube, dass Ihr es am Ende ganz interessant finden werdet. Zuerst einmal ist es in den ersten Lebenswochen des ersten Kindes nicht die Mutter, die das Baby wäscht, sondern eine ältere Verwandte (so vorhanden) oder Bekannte. Wir konnten bis jetzt noch keine befriedigende Begründung finden, warum das so ist. Wenn wir die Frage stellen, bekommen wir so verwunderte Blicke, als hätten wir gefragt, wieso der Mensch nachts schlafen sollte. Das ist einfach so und jeder weiß es. Uns wurde nur gesagt, dass die junge Mutter nicht wissen kann, wie man das macht. Das ist aber nicht wasserdicht, denn hier lernt jedes Mädchen am lebenden Objekt von jungen Jahren an, wie man Babys pflegt, wickelt und auch wäscht. Die Mädchen waschen zwar Kinder, die schon ein paar Monate alt sind, aber so riesig sind die Unterschiede dann auch wieder nicht, dass eine Mutter nicht ihr Baby waschen könnte. Dann wird das Baby mit Tee gewaschen. Je nach Entwicklungsstufe ist der Tee unterschiedlich zusammengesetzt. Die Nachbarin war also gerade dabei, das Baby mit Tee zu übergießen. Dann nahm sie einen Schwamm, ließ ihn sich mit Tee vollsaugen und fing an, das Baby mit diesem getränkten Schwamm zu massieren. Sie presste den Schwamm mit solch einem Druck auf die verschiedenen Teile des Körpers, dass mir ganz anders wurde. Diese Prozedur soll die Knochen stärken (soweit sie nicht dabei gebrochen werden). Dann wurde mittels einer leeren Blechdose, die unten ein kleines Loch hat aus dem der Wasserstrahl kommt, Vagina und Anus gewaschen. Dabei wird die Körperöffnung mit zwei Fingern so aufgespreizt (entschuldigt bitte die deutliche Beschreibung), dass der Wasserstrahl in das Innere eindringt. Es wird gewissermaßen ein Einlauf gemacht. Dann wurde das Baby von oben bis unten eingeseift, abgewaschen und noch mal eingeseift und noch mal abgewaschen, als hätte es den Tag in einem Eimer Altöl verbracht. Schließlich wurde das Baby mehrmals in der Luft gedreht, hochgeworfen und wieder aufgefangen. Das fand ich besonders mystisch - seltsam und hab keine Ahnung, wo das herkommt. Anschließend wurde es abgetrocknet, eingecremt und dann gepudert, schließlich angekleidet und völlig erschöpft mir überreicht. Auf diesen Moment hatte ich gewartet, denn von dem Besucher wird erwartet, dass er das Baby hält. Vorher wieder zu gehen, wäre sehr unhöflich gewesen. Die badende Nachbarin verabschiedete sich, ich plauderte noch ein wenig mit der Mutter, betete für das Neugeborene und machte mich dann sehr nachdenklich wieder auf den Weg.