Montag, 30.07.12:
Heute Morgen, als ich so mit den Hunden über die Felder lief, wurde mir klar, wir gerne ich jetzt ein Sonnenblumenfeld sehen würde. Oder eine Klatschmohnwiese.
Irgendwas anderes als nur grün oder braun. Und gestern Nachmittag, als ich endlich mal wieder einen völlig freien Sonntagnachmittag hatte, stellte ich mir vor,
wie schön es wäre, jetzt mit einer Freundin in einem Straßencafé zu sitzen, zu quatschen, und Vorbeilaufende zu beobachten. Es sind die kleinen Dinge, die mir
manchmal fehlen.
Montag, 23.07.12:
Vor einiger Zeit hatte Jason begonnen, sich ganz unverbindlich mit einigen Brüdern aus der Gemeinde zu treffen zum gemeinsamen Gedankenaustausch. Sein Hauptgrund
dafür war, dass er mehr Kontakt mit den Leuten haben und sein Französisch praktizieren wollte. Die Themen über die sie diskutierten gingen von Evangelisation über
Naturmedizin bis hin zur Landwirtschaft. Diese Treffen begannen mit 3-4 Leuten und haben sich kontinuierlich ausgeweitet, weil die Männer so begeistert waren,
dass sie andere dazu einluden. Und damit alle besser planen konnten, wurde ein allmontagliches Treffen daraus, mal in Boukombé bei Hyacinthe, mal in Natitingou
bei Jason. Ich war bisher erst einmal dabei, da es wie gesagt eher ein Männertreff war, und man muss sich ja nicht überall reindrängeln. So langsam entwickeln
sich diese Treffen aber zu einer Vorstufe unseres Leadership trainings (siehe Eintrag vom 17.07.), weshalb ich mich nun doch ab und an dazugeselle, und sei es
auch nur, um erst einmal im Hintergrund zu beobachten. Jason versteht zwar schon sehr gut französisch, doch einiges entgeht ihm dann doch noch, vor allem wenn
nach einiger Zeit die Konzentration nachlässt. Heute kam dazu, dass die Gruppe auf 9 Personen angewachsen war und damit schon fast zu groß war für Harrals
Terrasse. Außerdem wollte Maggi in Ruhe packen, da sie übermorgen nach Cotonou fährt um für 3 Wochen mit den Kindern nach Norwegen zu fliegen. Und so haben
wir uns heute hier bei uns getroffen, hinten in der Hütte, die sich hervorragend für solche Sachen eignet. Es gibt genügend Platz, Tische zum Schreiben, eine
große Wandtafel, und man ist ungestört. Reuben vergnügte sich in der Zwischenzeit mit seinen Freunden vorne auf dem Sandhaufen. Es war ein gutes Treffen mit
guter Beteiligung aller Anwesenden. Wir sprachen darüber, wie wichtig es ist, erst einmal die Kultur und die Gewohnheiten der Menschen zu studieren, bevor man
mit der eigentlichen Evangelisationsarbeit beginnt. Anhand eines Fallbeispiels sahen wir, was alles schief laufen kann, wenn man sich diese Zeit nicht nimmt.
Ein Mädchen aus dem Kinderheim half Toussaint beim Kochen für uns alle, denn nach 3 Stunden Diskussion meldete sich erwartungsgemäß der Hunger. Und nachdem wir
uns alle gestärkt hatten, war sogar wieder neue Energie da und Jason gab noch einige Tipps zum Thema Bäume pflanzen. Er hatte in Norwegen als Landschaftsgärtner
gearbeitet und während seiner Zeit als Missionar in Tansania ebenfalls in der Landwirtschaft gearbeitet und unterrichtet.
Dienstag, 17.07.12:
Heute hatten wir wieder Teammeeting. Manchmal hab ich in letzter Zeit den Eindruck, dass wir mehr Zeit mit Planen als mit Umsetzen verbringen. Aber das ist ja zum
Glück nur eine Phase. Jede Woche sitzen wir mehrere Stunden als Team zusammen, um Ziele abzustecken und die einzelnen Schritte unserer Vorgehensweise zu definieren.
Das hängt damit zusammen, dass alle Projekte von AFM gebeten wurden, bis Ende des Jahres einen relativ detaillierten Fünfjahresplan fertig zu stellen. Beim Ausarbeiten
stellten wir wieder einmal fest, dass wir ein sehr untypisches Projekt sind. Üblicherweise kommt in den meisten Projekten die Ausbildung von Leitern, das sogenannte
Leadership Training, erst nach einer Phase der Evangelisierung, denn es müssen ja erst einmal Leute zum Christentum und zur Gemeinde gebracht werden, bevor man sie
zu Leitern ausbilden kann. In unserem Fall ist es aber so, dass schon Gemeinden vorhanden sind, in denen es etliche Otammari-Geschwister gibt. Aus dieser Gruppe wollen
wir nun potentielle Leiter auswählen und in einem intensiven Training ausbilden. Als Teil der Schulung werden sie, unter unserer Anleitung, aber mit der geballten
Kenntnis ihrer eigenen Kultur, Material zur Evangelisation der Otammari ausarbeiten. Außerdem sollen sie die Geschwister der bestehenden Gemeinden für kulturrelevante
Evangelisation sensibilisieren und ausbilden. Im Umfeld der bestehenden Gemeinden wird das neue Evangelisierungsmaterial dann getestet. Während dieser Phase soll aus
den Gemeindegliedern eine weitere Gruppe von potentiellen Leitern herausgefiltert werden, die dann von den Leitern der ersten Generation gecoacht werden. Im nächsten
Schritt sollen die Leiter der zweiten Generation paarweise in bisher unerreichte Dörfer gehen und dort nach einer Phase der Kontaktaufnahme und möglicherweise der
Realisierung von Entwicklungshilfeprojekten mit der Evangelisierung beginnen.
Wir haben nicht die nötigen Mittel, um diese Leiter anzustellen und wollen das eigentlich auch nicht, um keine Abhängigkeiten zu erzeugen. Deshalb ist geplant, in
Kooperation mit einer Entwicklungshilfeorganisation für Ausbildung und Anschubfinanzierung zu sorgen, damit sich die Männer dann mit kleinen Landwirtschafts- oder
ähnlichen Projekten selbst unterhalten können.
Das ist so ganz grob der Abriss unserer geplanten Vorgehensweise, die Realität wird da sicher noch einiges umschreiben. Wir freuen uns sehr, dass alles so langsam
klarere Formen annimmt und hoffen, dass wir bald mit den Aktivitäten beginnen können.
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