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Montag, 21.06.10:
Das Schuljahr ist fast zu Ende. Nachdem nach den Osterferien endlich der Schulbetrieb wieder richtig aufgenommen wurde
[ siehe Bericht 22.03.2010, zum Thema Schulstreik | Seite 39 ], wurde das Schuljahr um etwa einen Monat verlängert, damit der ganze Lehrplan durchgenommen werden konnte. Nun sind alle Klassenarbeiten geschrieben und es stehen nur noch die großen Abschlussprüfungen CEP (für die Grundschule), Mittlere Reife und Abi aus. Wie jedes Jahr beginnt nun das große Notenberechnen. Es hat eine Weile gedauert bis ich so ganz kapiert hab, wie das vor sich geht. Ich hatte mich immer gewundert, wieso jedes Jahr zu Schuljahresende die Kinder zwei Wochen lang erzählten, dass die Noten berechnet werden, solange kann das ja nun wirklich nicht dauern. Bis mir dann jemand erklärte wie das abläuft: Vor der versammelten Klasse wird für jeden einzelnen Schüler der Notendurchschnitt aus Klassenarbeiten und Tests an der Tafel berechnet, damit auch ja alles transparent zugeht und hinterher keiner meckern kann. Im Schnitt haben die Klassen 70 Schüler und es gibt 8 Fächer. Das macht 560 Einzelberechnungen, man kann sich also vorstellen, dass die ganze Prozedur eine Weile dauert. Am Ende der Berechnungen weiß jeder wo er steht und am Tag der Zeugnisausgabe gibt es keine bösen Überraschungen mehr.

 
Samstag, 19.06.10:
Heute haben die größeren Kinder der Gemeinde Natitingou den Gottesdienst gestaltet. Hier im Sahelverband werden solche Programme wie Kindersabbat, Frauensabbat oder auch mehrtätige Seminare mehrmals jährlich zentral organisiert. Das Material kommt von der Generalkonferenz oder vom Verband und wird dann an alle Gemeinden verschickt, die alle dasselbe Programm an demselben Sabbat umsetzen sollen. Für mich sind solche strikten Vorgaben immer noch gewöhnungsbedürftig, insbesondere auch deshalb, weil wir oft das Material erst sehr kurzfristig bekommen. So haben wir die von den Kindern vorzutragende Predigt erst vor zwei Wochen erhalten. Ich habe sie dann noch etwas umgeschrieben in einfacheres Französisch und am vergangenen Sabbat den Kindern ausgehändigt, wobei ich zwangsläufig die auswählte, die gut lesen können, da nicht viel Zeit zum Üben war. Trotzdem hat heute alles wunderbar geklappt und es war eine Freude zu sehen, mit welch gesundem Selbstvertrauen die Kinder auf dem Podium standen und ihren Beitrag leisteten. Auch die Kleinen waren einbezogen und erfreuten die Gemeinde mit zwei Liedern.





Donnerstag, 17.06.10:
Bei Toussaints ältester Schwester, ungefähr Mitte fünfzig, wurde vor einigen Monaten Diabetes diagnostiziert. Sie verbrachte mehrere Wochen im Krankenhaus, wo sie medikamentös eingestellt wurde und auch genau darin unterwiesen wurde, wie sie ihre Ernährung umstellen muss, und dass sie vor allem aufhören muss, Hirsebier und Palmwein zu trinken.
Vor gut zwei Wochen organisierte die Familie ein großes Fest zum Gedenken an den vor vier Jahren verstorbenen Vater. Wie wir bereits im Vorfeld befürchtet hatten hielt sich Toussaints Schwester während der Festtage an keinerlei Regeln, sie aß Bergeweise Fleisch, trank süßen Sprudel, Hirsebier und Palmwein in rauen Mengen. In der Woche darauf ging sie ins Krankenhaus zur Kontrolle. Und - wer hätte es gedacht - ihre Zuckerwerte waren ins Unendliche gestiegen. Nun wurde sie wieder ins Krankenhaus eingeliefert, um die Werte zu senken und um wieder neu eingestellt zu werden. Und heute erfuhren wir nun, dass eine Abgesandte der Familie zu einem Wahrsager geschickt wurde, der die Geister befragen sollte, wer diese Krankheit geschickt hat. Der hat dann herausgefunden, dass die Familie eine Opferzeremonie versäumt hat, die vor der Gedenkfeier hätte durchgeführt werden müssen und dass dies die Krankheit heraufbeschworen hat. Die Familie wird nun zusammenlegen um das entsprechende Opfertier zu besorgen. Nach der Zeremonie wird es Toussaints Schwester besser gehen (logisch, sie wird ja behandelt), sie wird entlassen werden und danach wahrscheinlich weiter essen und weiter trinken wie bisher, denn die Krankheitsursache ist mit dem Opfer ja beseitigt. Ich kann mir da nur an den Kopf fassen, doch das ist die Denkweise vieler Menschen. Diese Mentalität macht es so ungeheuer schwer, Menschen für eine gesunde Lebensweise oder für natürliche Heilmethoden zu gewinnen. Wenn, wie die Menschen denken, die Ursache für alle Krankheiten im spirituellen Bereich liegt bringen solche Methoden ja nichts.
 
 
Zum Schluss noch ein kleiner Auszug aus
Paulas Schwangerschaftstagebuch
:

 
* Mir ist ja soooooo schlecht *
 
Wusstet Ihr, dass auch Hündinnen im ersten Drittel der Schwangerschaft unter morgendlicher Übelkeit und Erbrechen zu leiden haben?
 
Ich auch nicht !