Samstag, 31.12.11:
Das Jahr ist zu Ende, die Weihnachtstage sind vorüber.
Bereits in der Woche vor Heiligabend hatten wir als Team (mit Suzys Schwester, die zu Besuch war), ein sehr schönes Weihnachtsfest
mit Potluck, Liedersingen, Geschichten erzählen über die verschiedenen Weihnachtsgebräuche unserer Familien, und dem Lesen der
Weihnachtsgeschichte. Anstatt materieller Geschenke erzählten wir uns gegenseitig, was wir aneinander besonders schätzen.
Der Heiligabend hat dann nicht
wirklich meinen deutschen Ansprüchen genügt. In den meisten anderen Ländern ist ja nicht der 24. der
wichtigste Tag, sondern der 25. Und so war der Samstag ein ganz gewöhnlicher Tag, morgens Gottesdienst, nachmittags Taufklasse und
danach musste ich noch einige Berichte für unseren Pastor fertigmachen. Ich kam erst gegen 18h ziemlich müde nachhause und hatte dann
auch nicht mehr die Energie, ein besonderes Essen zu zaubern. Wir aßen Spaghetti mit Käsesoße aus der Tüte und packten unsere Geschenke
aus, zündeten ein paar Wunderkerzen an, stellten eine Fackel in den Hof (unsere Weihnachtstradition!) und waren bald reif fürs Bett
(ich werde alt!).
Am 25. verteilten wir Geschenktüten an die Kinder im Kinderheim, die nicht in die Ferien gefahren waren. Mit dem restlichen Geld der
Schule in Ostfildern (s. Eintrag vom 11.12. weiter unten) konnten wir für jedes Kind eine Packung Kekse, eine Flasche Fanta und eine Dose Hautcreme kaufen.
Außerdem hatten wir für ein reichliches Mittagessen die Zutaten eingekauft. Der Nachmittag war eher turbulent als besinnlich, aber die Kinder
freuten sich, und das ist ja die Hauptsache. Etliche von ihnen hatten von ihren Eltern oder aus Geschenkkartons neue Kleider bekommen und
trugen sie stolz zur Schau.
Heute Morgen schließlich konnten wir auch den Kindern der Gemeinde dank einer Spende aus Deutschland eine Freude machen und auch ihnen
Geschenktüten verteilen.
Wir freuen uns, wenn wir den Kindern ein bisschen das Weihnachtsfest verschönern können, das ansonsten nahezu unbemerkt an ihnen vorübergehen
würde. Trotzdem haben solche Aktionen auch immer einen Beigeschmack. Als am Weihnachtssonntag Toussaint kurz weg war fragte eines der Kinder
nach ihm. Ich gab zur Antwort, dass Toussaint in die Stadt gefahren war, um das bestellte Geschenk für mich abzuholen. Da schaute mich der
Knirps groß an und meinte: „Weiße kriegen keine Geschenke, sie verteilen Geschenke an Schwarze!“. Es scheint ein Spagat zu sein, Geschenke
zu verteilen und Freude zu machen, und gleichzeitig das Bild des überlegen-kolonialistisch-großzügigen Reichen zu vermeiden und keine
Erwartungshaltungen zu züchten.
Donnerstag, 22.12.11:
Der neue Rundbrief ist fertig und online bzw. verschickt.
Mittwoch, 21.12.11:
Wunder gibt es immer wieder. Im Juni dieses Jahres hatten meine Eltern ein Paket an uns abgeschickt. Pakete kann man ja ganz
toll im Internet verfolgen und so schauten wir immer wieder nach, wo es denn steckte. Seltsamerweise wurde es zwar Anfang Juli
bereits mit dem Flugzeug verschickt, kam aber nie in Cotonou an. Nun ist es ja eher unwahrscheinlich, dass da wochenlang ein
Flieger mit unserem Paket am Himmel kreist und so gingen wir irgendwann davon aus, dass das Paket gestohlen sein musste. Meine
Eltern stellten einen Suchantrag und warteten. Im September, ich war in Togo bei der AFM-Schulung, berichtete mir Toussaint,
dass ein Paket von meinen Eltern angekommen war! Es war das vermisste Paket und musste direkt vom Himmel gefallen sein, denn
in Cotonou war es nie angekommen. Es fehlte nichts, im Gegenteil waren einige hundert Ameisen dazugekommen.
Im Oktober verschickten sie erneut in Paket (ich habe sehr liebe Eltern!), das kam dann am 04.11. im Zielflughafen an. Nun ist
es von Cotonou nach Natitingou ja eine weite Strecke. Außerdem war Cotonou im November im Ausnahmezustand wegen des Besuchs von
Kardinal Ratzinger alias Papst Benedikt dem ich-weiß-nicht-mehr-wievielten. Ich machte mir also keine Gedanken, als das Paket Ende
November immer noch nicht hier war. Da sich nun aber Weihnachten nähert und wir da ja unsere Geschenke aus D auspacken wollen, ging
ich mit der Versendungsnummer gestern am Spätnachmittag bei uns aufs Postamt und bat den freundlichen Herrn, ob er da nicht in
Cotonou mal nachhaken könnte. Heute Morgen, kurz nach Beginn der Öffnungszeiten erhielten wir einen Anruf vom Postamt, dass das
Paket abholbereit sei. Wo das zwischen kurz vor Dienstschluss am Abend und kurz nach Öffnung am nächsten Morgen so plötzlich herkam,
wollen wir vielleicht gar nicht so genau wissen. Wir haben uns einfach nur gefreut, dass die Geschenke jetzt doch noch "pünktlich"
angekommen sind.
Sonntag, 11.12.11:
Es ist für uns immer wieder überwältigend, wie sich wildfremde Menschen engagieren und kreativ sind, um uns hier finanziell
in unseren verschiedensten Projekten zu unterstützen.
Unsere Freundin Heike, die im Sommer ja ihre Ferien bei uns verbracht
und tolle Kinderbibelwochen durchgeführt hatte (die Kinder trauern ihr heute noch nach!) hat in ihrer Schule in Ostfildern
organisiert, dass der Erlös eines Bücherflohmarktes den Schülern des Kinderheimes zugute kommt. Nicht nur kam dabei eine
ordentliche Summe Geld zusammen mit der wir jeder Klassenstufe die wichtigsten Bücher kaufen konnten. Sie konnte auch in
den einzelnen Klassen von ihren Erlebnissen hier bei uns berichten und den Kindern so einen kleinen Einblick in das Leben
in Afrika ermöglichen.
Nur die Kinder aus reichen Familien können sich
für manche Fächer Schulbücher leisten. Die meisten leihen sich die Bücher irgendwo aus und machen sich dann von den wichtigsten Kapiteln
Kopien (sofern sie sich diese leisten können). Durch die Spende aus Ostfildern konnten wir nun für jede Klassenstufe zwei bis drei Bücher
beschaffen, die die Schüler unter sich austauschen werden. Vielen Dank an Heike und ihre Kollegen!
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