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Freitag, 29.06.12:
Regen, Regen, jeden Tag Regen. Letzten Donnerstag hatten wir sogar den ganzen Tag Regen, das ist selten hier. Normalerweise gießt es für +/- eine Stunde (und wenn ich sage gießen, dann meine ich gießen!) und dann ist es vorbei. Während des Regens hört man nichts außer dem ohrenbetäubenden Trommeln auf dem Wellblechdach. Wenn der Regen dann aufgehört hat hört man, wie draußen das Wasser den Berg runterrauscht und dann den Weg Richtung Bach (200 m unterhalb unseres Hauses) nimmt. Die Kompostgrube hinterm Haus ist bis zum Anschlag mit Wasser gefüllt, der Hof vorne ist eine einzige Wasserfläche. Jeden Morgen beginnt der Hunderspaziergang mit der spannenden Frage: Kommen wir über den Bach oder nicht? Sind noch genug Steine oberhalb der Wasseroberfläche für mich zum Rüberhüpfen? Die Hunde können ja ruhig ins Wasser fallen, aber ich hab dazu weniger Lust. Meine Schuhe sind nach dem morgendlichen Spaziergang dann so verdreckt, dass sie gleich auf der Terrasse bleiben müssen und dort auf ihren nächsten Einsatz warten. Am nächsten Morgen muss ich dann aber erst kontrollieren, bevor ich den Fuß reinstecke, da immer mal wieder ein Frosch drin übernachtet hat! Wir sind dankbar für den Regen, denn er entscheidet darüber, wie gut die Ernte ausfallen wird.

 

 

 

 
Montag, 25.06.12:
Der neue Rundbrief ist fertig und online bzw. verschickt.
 
Donnerstag, 21.06.12:
Behördenkreislauf. Den gibt es auch hier und obwohl ich das Spiel eigentlich ganz gut kenne, bin ich doch immer etwas verunsichert, da ich die Regeln hier nicht so wirklich beherrsche. Diesmal ging es um unseren einheimischen Mitarbeiter, den wir ja nicht schwarz, sondern ordentlich und legal anstellen wollen.
Hier in Benin gibt es für Arbeitsverhältnisse eine Aufsichtsbehörde, die sehr arbeitnehmerfreundlich ist und darüber wacht, dass die Arbeitnehmer alles kriegen, was ihnen zusteht. Und man tut gut daran, den Vorschriften zu folgen, denn diese Behörde kann hohe Bußgelder verhängen. Dort traf ich auf einen sehr netten Sachbearbeiter, der mir gleich einen Musterarbeitsvertrag gab und mich auch sonst gut informierte. Das war ja schon mal leicht, dachte ich, als ich nach knapp 10 Minuten draußen war. Als ich den Vertrag dann aber durchlas, war es nicht mehr ganz so leicht. 60% der Krankheitskosten für den Arbeitnehmer oder einen seiner direkten Angehörigen im Falle eines Krankenhausaufenthaltes sind vom Arbeitgeber zu tragen. Wie um alles in der Welt kalkuliert man das ein bei einer wachsenden Familie und bei regelmäßigen Krankenhausaufenthalten (ich sage nur: Malaria)? Gedanklich musste ich diesen Punkt also gleich mal mit einem Fragezeichen versehen. Mein nächster Gang führte mich zur Sozialversicherung. Der Herr dort war schon ein bisschen weniger gewillt, sich für mich Zeit zu nehmen. Er drückte mir ein Formular für die Registrierung als Arbeitgeber in die Hand und wollte mich hinauskomplimentieren. Auf dem Formular gab es aber nur Waschfrauen, Köche und Gärtner. Als ich ihm erklärte, dass es sich um einen Evangelisten handelte, sagte er nur knapp, dass eine Privatperson dann nicht Arbeitgeber sein könnte und wir eine Organisation gründen müssten. Ich konnte gerade noch ausfindig machen, dass ich dazu auf die Präfektur muss, und schon war ich draußen.
Auf der Präfektur wurde ich dann wieder sehr zuvorkommend behandelt und gut beraten. Was allerdings nichts an der Tatsache ändert, dass man hier in Natitingou nur Entwicklungshilfeorganisationen registrieren kann, keine religiösen. Die müssen in Cotonou auf dem Innenministerium registriert werden, wie eine richtige Kirche. Aber wir gehören doch schon zu einer Kirche, wir können doch keine neue gründen, nur um einen einzigen Mitarbeiter anstellen zu können! Ich war einigermaßen ratlos. Da will man es richtig machen, und dann geht es gar nicht! Aber es musste eine andere Lösung geben, als ihn illegal anzustellen.
Ich lese im Moment ein sehr gutes Buch über das Gebet, und die darin berichteten Erfahrungen bestärkten mich, die Sache Gott im Gebet vorzulegen und dann Ihm zu überlassen. Schließlich arbeiten wir hier für Ihn und so dürfen wir auch auf Seine Hilfe zählen. Das tat ich heute Morgen. Später schaute ich mir noch einmal ein Dokument über das Arbeitsrecht in Benin an, das ich im Internet gefunden hatte. Und da gab es im einleitenden Kapitel eine Definition von Arbeitverhältnissen. Und siehe da, nach dieser Definition kann unser Mitarbeiter gar nicht unser Arbeitnehmer sein! Für ein Arbeitsverhältnis hat er zu viele Freiheiten. Er kann sich seine Zeit selbst einteilen, ist nicht direkt weisungsgebunden, und arbeitet insgesamt recht selbständig.
Ich wollte aber sichergehen, denn mit der Aufsichtsbehörde ist wie gesagt nicht gut Kirschen essen, wenn man im Unrecht ist. Und so bin ich unverzüglich in die Stadt und zurück zu dem netten Sachbearbeiter. Dort war fast kein Durchkommen zu seinem Büro im hinteren Gebäudeteil, der Laden war gerammelt voll weil ganz Natitingou sich dort auf irgendwelche Stellen bewerben wollte. Er empfing mich trotzdem und hörte sich an, wie wir unsere Zusammenarbeit gestalten. Daraufhin bestätigte er mir, dass es in der Tat kein Arbeitsverhältnis ist sondern unser Mitarbeiter uns vielmehr als Freiberufler seine Dienste verkauft. Ich müsse daher einen Dienstleistungsvertrag aufsetzen und er bot sogar an, den vor Unterzeichnung noch durchzusehen, damit alles seine Richtigkeit hat. Ich war richtig beflügelt, als ich voller Dankbarkeit aus dem vollen Gebäude wieder raus bin. Jetzt muss ich mir zwar immer noch den Kopf zerbrechen, bis ich diesen Dienstleistungsvertrag ausgearbeitet hab, aber das ist kein unlösbares Problem mehr. Aber bei Gott gibt es sowieso keine unlösbaren Probleme.